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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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sagte etwas, das er zuerst nicht verstand, weil sie es gegen seine Haut murmelte. Sie hob den Kopf und wiederholte leise, aber u n missverständlich: „ Ich bin unfruchtbar, Silas. “ Er sah sie wohl an wie ein Schaf, denn sie fügte hinzu: „ Ich kann keine Ki n der bekommen. “
    Wie reagierte ein Mann auf eine solche Offenbarung? Er schwieg und sah sie an, während er ihre Worte verarbeitete. Eine Weile schien sie auf eine Reaktion zu warten, dann senkte sie wieder den Kopf, schmiegte sich fest an ihn und zitterte so schwach, dass er es kaum spürte. Dann begriff er den Aufruhr in seinem Inneren. Er hatte auf sie gewartet. Um sie gekämpft. Sie gehörte ihm. Verdammt nochmal, Silas Greve, der geborene Jungg e selle, hielt plötzlich eine Frau in den Armen, mit der er alt werden wollte. Und mehr noch , m it der er Kinder in die Welt setzen wollte. In diese Welt. In diese verrückte, einzigartige Welt, die Grönland war.
    „ Bist du sicher? “
    Sie schwieg lange , s chien die Worte abzuwägen , hin und her zu drehen, und verdammt nochmal , warum taten sie so weh, als sie sie aussprach?
    „ Wenn du Kinder haben willst, Silas, dann musst du dir eine and e re Frau suchen. “
    Vorsichtig setzte er sich auf, darauf bedacht, den Hautkontakt nicht abreißen zu lassen. Er lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes und hielt sie nah. Die Laken und Decken w a ren feucht, weil sie sich nach dem Duschen nicht die Zeit geno m men hatten, sich abzutrocknen. Vielleicht sollten sie in sein Zimmer umsiedeln, aber das war womöglich jetzt schon zu schwierig, weil sie beide schläfrig und erschöpft waren.
    „ Ich hab nie darüber nachgedacht, ob ich Kinder haben will o der nicht “ , sagte er endlich. Es war schwierig, jetzt nicht das Fa l sche zu sagen, also blieb er neutral und wartete, dass sie mehr preisgab.
    „ Ich schon “ , flüsterte sie.
    „ Mit Nattoralik? “
    Ihre Haare streichelten seine Brust, als sie langsam nickte. Das Zi t tern wurde heftiger. „ Ich war Mitte Zwanzig, als wir heirateten. Er hatte auf mich gewartet, denn einander versprochen waren wir schon seit zehn Jahren. Er war ein paar Jahre älter als ich. Er hatte gewartet, weil ich unbedingt für eine Weile nach Kopenhagen gehen wollte, studieren, Europa bereisen. Nattoq hat Grönland nie ve r lassen. E r machte seine Ingenieurausbildung hier in Nuu k, hatte eine kleine Firma in Ilulissat und wartete. Das hat es besi e gelt, weißt du? Dass er keine andere wollte . Nur mich . D eshalb wollte ich nur ihn. Wir w a ren beide Kinder aus dem Norden, füreinander geboren. Also heir a teten wir und alles war perfekt und jeder erwartete, dass wir sofort ein Kind bekommen wü r den , denn immerhin ist eine Frau mit Mitte Zwanzig für unsere Ve r hältnisse hier schon recht spät dran, wenn es darum geht, eine Familie zu gründen. Alle haben das erwartet, aber wir selbst haben es uns am meisten gewünscht. Wir le b ten in Ilu und es war alles perfekt . Ich arbeitete als Le h rerin , Nattoq hatte seine Firma. Aber es hat nicht geklappt. Ich wurde nicht schwanger. Ist das nicht seltsam, Silas? Zwei, die die Finger nicht voneinander la s sen können, aber das Kinderkriegen klappt nicht? Ist das nicht ein Zeichen? “
    Er runzelte die Stirn. „ Was meinst du damit, ein Zeichen? “
    „ Dass es nicht sein sollte. Dass wir eben nicht füreinander g e boren waren. Kinder sind wichtig in unserem Land. Sie sind die Zukunft. Hier noch mehr als anderswo. “
    Er streichelte mit den Fingerspitzen ihre Schulter. Was für ein Stimmungsumschwung. Von heißem, unglaublichem Sex in Min u tenschnelle hin zu einer philosophischen Diskussion über den Wert von Nachwuchs. Ihm schwirrte der Kopf von all den G e ständnissen. Das war zu viel. Zu viel von einem fremden Mann in ihrer Zwe i samkeit, zu viel Kummer und zu viel Veran t wortung. Am liebsten hätte er sie auf den Rücken gelegt und wäre zum Sex zurückgekehrt , d amit die kleine Falte zwischen ihren Augenbra u en verschwand.
    „ Nattoq ist weggegangen “ , flüsterte sie. „ Nach etwas mehr als drei Jahren Ehe. Er hat die Firma verkauft, als er eine Zusage bekam, auf einer Ölplattform in Alaska zu arbe iten. Die Leute dort haben gern Grönländer, weil unsere Männer so hart im Nehmen sind und die Kälte nicht spüren. Aber das ist eine Lüge. “
    „ Dass sie die Kälte nicht spüren? “
    „ Die spüren sie sehr wohl. Vor allem die Kälte im eigenen Eh e bett. “ Aus dem Zittern wurde beinahe

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