Polarfieber (German Edition)
Manteltaschen und überprüfte, dass sich nichts mehr in den Seitentaschen ihres Kostümrocks befand. „ Ich habe einen Termin mit Anthon Frederiksen. Ich benötige meinen Rechner d a für. “
Das Lächeln der Beamtin erinnerte Kaya an eine übereifrige Ki n dergartentante. „ Es wird sich bestimmt alles klären. “
Kaya biss die Zähne zusammen, als sie von den Haarspitzen bis zu den Fußsohlen abgetastet wurde, aber ihre Laptoptasche brachte ihr das auch nicht z u rück. Stattdessen bog, kaum dass die Prozedur beendet war, Peer Olafsen um die Ecke.
„ Frau Doktor Motzfeld t , schön, dass Sie gekommen sind. “
„ Ich brauche meine Unterlagen, um Ihnen und dem Minister me i ne Ergebnisse zu präsentieren. “
„ Kommen Sie erst einmal mit. “ Bevor sie weiter protestieren konnte, führte Olafsen sie durch einen Gang zu einer Reihe von Aufzügen. „ Das heutige Parlament besteht, wie Sie bereits wissen, seit 2009 “ , begann Olafsen zu dozieren, während sie eine der glä n zenden Kabinen betraten und sich in eines der oberen Stoc k werke bugsieren ließen. „ Mit den Neuwahlen im März nächsten Jahres erwarten wir große Veränderungen. In Umfrageergebni s sen wird ein knapper Ausgang zwischen Kleist und Hammond erwartet. Wie Sie sich sicher denken können, sind große Veränd e rungen vor so einer wichtigen Wahl nur schwer durchzusetzen. “
„ Was wollen Sie mir damit sagen? “ Kaya ahnte, worauf e s hinau s lief. Olafsen rüstete sich für den Rückzug. „ Wenn Sie mir e r klären wollen, dass meine Forschungsergebnisse möglicherweise die pop u listischen Reden der momentanen Regi e rungsparteien unterminieren, dann sind Sie damit etwas spät dran. Dass es im März Neuwahlen geben würde, wussten Sie bereits, bevor Sie mich aus Qaanaaq haben einfliegen lassen. “
„ Aber, aber. Lassen Sie uns erst einmal einen Kaffee trinken. Wir haben hier im Ministerium einen dieser wunderbaren, italien i schen Vollautomaten. Was möchten Sie denn? Latte m acchiato, Caff é Crema, Cappuccino? Ich bin sehr gespannt, was Sie uns von Ihrem kleinen Abenteuer berichten werden. “
„ Ein Wasser bitte “ , sagte Kaya und hoffte, dass dieser Tag irgen d wann noch einmal eine Wende zum Guten nehmen würde. Bisher hatte sich das Aufstehen ganz und gar nicht gelohnt.
Am frühen Nachmittag war sie sich endgültig sicher, dass es ko n struktiver gewesen wäre, mit Silas im Bett zu bleiben. Stunde um Stunde hatte sie die langweiligen Monologe von Peer Olafsen ertr a gen, hatte dem Umweltminister zwar einmal die Hand g e schüttelt, aber bevor sie überhaupt hatte Luft holen können, um endlich auf den Grund ihres Besuchs zu sprechen zu kommen, war er auch schon wieder verschwunden.
Die einzige echte Information, die sie aus Olafsen hatte herauski t zeln können, trug nicht unbedingt dazu bei, ihre Laune zu h e ben. Die Bohrlizenzen für die Tiefseebohrungen im nördlichen Teil der Baffin Bay waren an Gain Energy verkauft worden. Der kleine, aber mächtige Konzern war ausgerechnet in den Tagen, während sie mit Silas ums Überleben gekämpft hatte, bei einer seiner Probebohru n gen westlich von Dundas auf Öl gestoßen. Dann hatte es schnell gehen müssen. Im Ölgeschäft galt wie überall in der Wirtschaft, dass Zeit gleich Geld war, und zu warten, bis eine kauzige Geologin i r gendwo aus einem Nest nördlich des Polarkreises den Mund au f machte , hatte sich niemand leisten wollen. Nicht die Briten, die auf das Öl scharf waren, und auch nicht die Regierung, die mit den L i zenzzahlungen von Gain ein schönes Stückchen Wahlkampf betre i ben konnte. Für beide Parteien hätte sie gar nicht zu einem günstig e ren Zeitpunkt von der Bildfläche verschwinden können.
„ Ich hoffe, wir konnten mit dem Besuch hier ein wenig von i h rer Mühsal wieder gut machen. “ Olafsen grinste von einem Ohr zum anderen.
Ganz sicher nicht. Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und schüttelte ihm die Hand. Die Mühe, sich die Häme zu verkneifen, als sie antwortete, machte sie sich nicht. „ Danke für Ihre Zeit. Ich bin sicher, dass Anthon Frederiksen mit seiner volksnahen Art für viele Wählerstimmen sorgen wird. “
„ Wir zählen auf Ihre Unterstützung “ , sagte er und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Am liebsten hätte sie ihm direkt vor die Füße gekotzt. Sie ließ sich ihre Tasche wiede r geben, die sie vollkommen umsonst durch das Eis geschleppt hatte, und knöpfte ihren Mantel zu.
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