Polarfieber (German Edition)
Rauschend öffneten sich die Glastüren und sie trat ins Freie. Sie fröstelte im Wind des frühen Abends. Bett und Dusche und Silas. Nicht unbedingt in der Re i henfolge und dann, vielleicht, könnte sie etwas von ihrer miesen Stimmung abschütteln.
„ Hey, schöne Frau. “
Er stand an eine Litfaßsäule gelehnt. Ein Fuß abgestützt an das halb zerrissene We r beplakat, die Knie locker gebeugt, steckten seine Beine in tiefsitzenden, verwaschenen Jeans. Den Kragen seiner L e derjacke hatte er nach oben geschlagen, die Daumen lässig in die Hosentaschen geschoben. Seine Augen konnte sie nicht erkennen, denn er versteckte sie hinter einer dunkel getönten, randlosen So n nenbrille, aber seine Mundwinkel waren nach oben gezogen, in der Andeutung eines Lächelns.
Ihr Herz hopste in den Hals. Blinzelnd ging sie auf ihn zu. „ Die Sonne scheint heute gar nicht. Die Sonnenbrille ist Makulatur. “
Mit der Linken nahm er die Brille von der Nase, seine Rechte schob sich in ihren Nacken, zog ihren Kopf an den Haaren se i nem Mund entgegen.
„ Du blendest mich “ , raunte er, kurz bevor sich ihre Lippen zu e i nem Begrüßungskuss trafen. „ Wie war dein Tag, Baby? “
„ Reine Verschwendung. “ Nur widerwillig löste sie sich aus se i ner Umarmung. Silas nahm ihr die schwere Tasche ab und schwang sich den Träger über die Schulter.
„ Das tut mir leid. Bist du müde? “
„ Hm. “ Sie nickte und schmiegte sich in seine Umarmung. Lan g sam sickerte seine Wärme durch das Leder seiner Jacke und das d i cke Futter ihres Mantels. „ Was machst du eigentlich hier? W o her wusstest du, wann ich fertig bin? “
„ Wusste ich nicht. Ich hab e gewartet, als die im Präsidium mit mir fertig waren. “
„ Darfst du wieder fliegen? “ Sie lehnte sich nach vorn , um sein G e sicht erkennen zu können. Sie musste nicht in seine A u gen sehen, um die Anspannung zu spüren , die bei ihrer Frage durch seinen Körper vibrierte.
Er schüttelte den Kopf. „ Reden wir lieber von dir. Das ist lust i ger. “
„ Darauf will ich nicht wetten. Ein ziemlich räudiger Tag, oder? “
„ Das kannst du laut sagen. Aber jetzt machen wir es uns hübsch. “
„ Hast du was Bestimmtes vor? “ Sie schob ihre Finger in seine G e säßtasche und krümmte sie ein wenig. Sofort wu r de sie mit einem Grinsen belohnt.
„ Das auch “ , lachte er, „ aber zuerst gehen wir einkaufen. “
„ Einkaufen? Hast du Angst, dass das Hotel nicht mehr genug zu essen hat? “
„ Kein Essen, Baby. Du hast wunderschöne Beine und ich möchte was davon haben, wenn ich dir heute Abend mein Grö n land zeige. “
Mit gerunzelter Stirn sah sie an sich hinab . Der marineblaue Ble i stiftrock reichte gut eine Handbreit bis unter ihr Knie. D a runter, ordentlich verdeckt von blickdichten , ebenfalls dunkelblauen Strumpfhosen , war tatsächlich nicht allzu viel von ihren Beinen zu erkennen. Sie war perfekt gekleidet für einen offiziellen Besuch. „ Was hast du gegen mein Kostüm? “
„ Nichts. “ Silas zuckte mit den Schultern. „ Es ist das perfekte Ko s tüm für eine seriöse Wissenschaftlerin , und in Fell und Stiefeln bist du das niedlichste Eskimomädchen, das sich ein Mann vo r stellen kann. Aber heute Abend vergisst du das alles und lebst. Wir gehen aus. “
„ Aus? “
Das Lachen in seiner Stimme war zu hören, als er antwortete. „ Ja, aus. Du weißt schon. Musik, Essen, andere Menschen. Leben. Ei n fach so. Ohne an morgen zu denken. “
Sie stemmte die Hacken in den Asphalt. „ Ich geh e nicht aus. Ich bin nie ausgegangen. “
„ Ach , komm schon, Baby. Du hast in London und Kopenh a gen studiert. Du kannst mir nicht erzählen, dass du noch nie das Nach t leben unsicher gemacht hast. “
„ Ich habe studiert, wie du gerade festgestellt hast “ , stellte sie ric h tig und kämpfte mit einem Anflug Irritation. „ Ich habe als jüngste Grönländerin in der Geschichte meine Doktorthesen verteidigt. Außerdem war ich schon verlobt, als ich nach Europa gegangen bin. Da hatte ich für so was keine Zeit. “
Silas stieß die Luft aus, als hätte er ein hartes Stück Arbeit vor sich.
*
„ Ich hab das schon ewig nicht mehr gemacht. “
Zweifelnd blickte Kaya zu ihm auf, als er ihr den Queue hi n hielt.
„ Pool verlernt man nicht “ , sagte er.
„ Da wette ich dagegen. “
„ Um was? “
Sie biss sich auf die Unterlippe. Hinreißend sah sie aus. Jung, unb e fangen , z auberhaft. Sie trug eine weite, an
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