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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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den Halt verloren«, hatte sie beharrlich erklärt. »Ich habe ihn geliebt.« Offensichtlich fand die Polizei keine Beweise für das Gegenteil. Es kam nie zu einer Verhaftung.
    Worüber hatten sie gestritten?
    »Es ging darum, ob wir Kinder haben wollten oder nicht. Ich dachte, wir wären noch nicht bereit dazu, weil er nicht so viel verdient hat und ich meine Karriere hätte aufgeben müssen. «
    Wir warfen einen Blick in den Almanach. Es war eine mondlose Nacht gewesen, dunkel und wolkenverhangen.
    Crisp hatte den Körper eines Moonballspielers besessen. Jung, athletisch, angenehme Züge. Sein Haar war der damaligen Mode entsprechend kurz geschnitten. Er hatte dunkle, durchdringende Augen, eine breite Stirn und dunkle Haut. Ordentlich gestutzter Vollbart. Beschäftigt als Croupier im Easy Aces Casino. Er gehörte nicht zu der Art Leute, die einfach so versehentlich von einer Klippe fallen mochten.
    Ein Avatar war nicht verfügbar.
    Die Polizei hatte Agnes mehrere Tage lang verhört. Leute, die sie gekannt hatten, hatten ausgesagt, zwischen den beiden habe es keine Unstimmigkeiten gegeben. Sie hätten gut zusammengepasst, so schienen alle gedacht zu haben (ich fragte mich, ob irgendjemand Casava um ihre Meinung gebeten hatte). Nichtsdestotrotz kochte die Gerüchteküche über.
    Ed Crisp erinnerte mich an jemanden.
    »Schon wieder?«, fragte Alex. »Wer ist es dieses Mal?«
    Ich ging meinen internen Katalog durch: Klienten, Verwandte, Personen aus einer Sim. »James Parker«, antwortete ich. Der Schauspieler.
    »Jeder, der dir begegnet«, sagte er, »erinnert dich an irgendjemand anderen. Er sieht Parker überhaupt nicht ähnlich.«
    Das tat er wirklich nicht. Aber irgendjemandem sah er ähnlich. Nun, darüber konnte ich später noch nachdenken.
    Casava und ihr Mann hatten das Haus in der Nähe der Schule 1409 gekauft. Bracket hatte es dreieinhalb Jahre vorher erstanden.
    Die Medienarchive zeigten auf, dass Agnes an einem schönen Tag im Frühling des Jahres 1405, acht Monate nach Crisps Tod, das Haus verkauft und Walpurgis verlassen hatte und nie wieder zurückgekehrt war. Niemand wusste, wohin sie gegangen war.
    Sie hatte das Haus 1396 gekauft. Ein zweiter Ehemann wurde nirgends erwähnt. Kinder ebenso wenig. Das schien darauf hinzudeuten, dass sie nicht Teri Barbers Mutter war. Es sah beinahe so aus, als würden wir den falschen Hasen jagen.
    »Vielleicht aber auch nicht«, bemerkte Alex. »Wenn Leute einen Ort verlassen, bleiben sie normalerweise mit irgendjemandem in Kontakt, richtig? Ein Freund. Jemand, mit dem sie zusammengearbeitet haben. Leute aus einem Club. Agnes hat Theater gespielt.«
    »Ich verstehe n…«
    »Man kann nicht Theater spielen, ohne anderen Personen nahe zu kommen. Das ist unmöglich.«
    »Woher weißt du das?«
    Er lachte. »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, es muss so sein. Und doch hat diese Frau den Kontakt zu allen abgebrochen.«
    »Soweit wir wissen.«
    »Einverstanden. Wie dem auch sei, worauf ich hinauswollte, war: Wer hat so etwas außer ihr noch getan?«
    »Du meinst, abhauen und verschwinden? Taliaferro. Aber das ist eine seltsame Assoziation.«
    »Die seltsamen sind oft die besten. Teri Barber muss drei oder vier gewesen sein, als das alles passiert ist.«
    »Aber wir haben keine Verbindung zwischen Barber und Shanley. Abgesehen davon, dass sie einander ähnlich sehen.« Langsam hegte ich den Verdacht, wir könnten Muster sehen, wo gar keine waren. Da waren all diese Studien, nach denen die Leute dazu neigten, genau das zu finden, wonach sie suchten, auch wenn dazu eine gewisse Einbildungsgabe erforderlich war.
    Etliche Wochen nach Agnes’ Verschwinden gab es eine letzte Meldung in den Nachrichten:
     
Versuche, Edgar Crisps Familie zu finden und über sein Ableben zu informieren, sind gescheitert. Crisp stammte aus Rambuckle im Riegel-System. Nach Walpurgis kam er im Jahr 1397.
     
    »Etwa zur selben Zeit wie Agnes«, sagte ich.
    »Ja.« Alex zog die Stirn in Falten. »Warum konnten sie seine Familie nicht finden?«
    »Ich weiß nicht. Wie ist die Vorgehensweise auf Rambuckle? Ich war nie dort.«
    »Vielleicht führen sie kein Verzeichnis.«
    »Vermutlich nicht.«
    Er verzog das Gesicht, wie er es immer tat, wenn er versuchte, etwas auszutüfteln. »Aber ich frage mich, ob wir es bei ihm schon wieder mit einer Person mit fiktiver Identität zu tun haben.«
    »Also hör mal, Alex. Wenn du dir einen falschen Namen zulegen solltest, würdest du da ausgerechnet Edgar Crisp

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