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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Haufen Geld gegangen. Selbst die Artefakte aus dem Echoflug dürften einen anständigen Preis erzielen.«
    Das führte zu einem weiteren Punkt. »Warum hat die Vermessung die Polaris verkauft? Sie mussten doch erkannt haben, dass das Ding eines Tages viel Geld wert sein würde.«
    Alex schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht einfach, die Denkweise von Bürokraten zu verstehen, Chase. Ich nehme an, dass sie wussten, es würde Zeit brauchen, bis das Schiff an Wert gewinnen würde. Und das bedeutete, der Verkauf würde unter der Aufsicht einer anderen Person stattfinden. Inzwischen hätte die Polaris herumgelegen und jedermann ständig an den spektakulärsten Fehlschlag der Organisation erinnert. Wusstest du, dass die Leute tatsächlich Angst davor hatten?«
    »Vor dem Schiff?«
    »Lies die Berichte. Sie hatten ernsthaft Angst. Wenn eine außerweltliche Macht die Passagiere einfach verschwinden lassen konnte, wozu war sie dann noch imstande? Manche Leute glaubten sogar, dass etwas mit dem Schiff zurückgekommen sein könnte.«
    »Und was ist nun bei dem Echoflug passiert?«
    »Sie haben die KI mit Flugdatenschreibern ausgestattet, die speziell dazu entworfen worden waren, übernatürlichen Mächten standzuhalten. Und weiter aufzuzeichnen. Sie sollten aktiviert werden und senden, sobald irgendetwas Ungewöhnliches geschah.«
    »Wie haben sie das definiert? ›Irgendetwas Ungewöhnliches‹?«
    »Das habe ich dir schon erzählt. Das Auftauchen psychokinetischer Kräfte. Die Pfeilspitzen haben in der Öffentlichkeit eine Menge Aufmerksamkeit erregt, haben alle möglichen Interviews gegeben und was nicht alles, und dann sind sie abgeflogen.«
    »Und haben rein gar nichts entdeckt.«
    »Sie haben später behauptet, es hätte Erscheinungen gegeben. Dass mehrere Passagiere des ursprünglichen Flugs sich gezeigt hätten. Ich habe vergessen, welche es waren. Ein paar Pfeilspitzen-Mitglieder haben nach der Rückkehr erklärt, sie wüssten, was passiert sei, aber die Menschheit wäre noch nicht bereit für die Wahrheit.«
    »Klingt, als hätten sie zu viel Stepanik Regal gelesen.«
    »Ja. Es hat Geschichten gegeben, denen zufolge die Erscheinungen um Hilfe gebeten hätten. Sie seien durch das Schiff geschwebt. Weiter nichts als Gespenster. Und sie hätten gesagt, dass die Kerzen und Laser die infernalen Wesen auf Distanz halten würden. Es hat sogar Bilder gegeben, glaube ich.«
    »Bilder wovon?«
    »Dunst. So sah es jedenfalls in meinen Augen aus. Nebelstreifen im Maschinenraum. Ich erinnere mich, dass einer dieser Nebelfetzen wirklich so aussah, als hätte er Augen.«
     
    Wir erhielten Namen und Adressen von Nachbarn, die hier gewesen waren, als Agnes in der Stadt gewohnt hatte. Wir requirierten eine Kabine im ersten Stock des Rathauses und fingen an, sie anzurufen. Ich erklärte, mein Name sei Chase Shanley, ich wäre eine Nichte von Agnes Crisp, und meine Familie sei immer noch auf der Suche nach ihr. »Wir haben noch nicht aufgegeben«, so behauptete ich.
    »Sie hatte ein schönes Leben hier«, sagte eine ältere Dame. »Sie schien genug Geld zu besitzen, hatte ein nettes Haus und einen guten Ehemann.«
    »Sie muss sehr unglücklich gewesen sein«, wandte ich ein, »als Ed gestorben ist.«
    Manche sagten, sie hätte kaum um ihn getrauert. Andere behaupteten, sie wäre zutiefst unglücklich gewesen. Ein ehemaliger Kasinoangestellter, der mit Crisp zusammengearbeitet hatte, erzählte uns, der Verlust hätte sie schwer getroffen. »Sie hat Ed geliebt«, sagte er. »Es war schon schlimm genug für sie, dass sie ihn verloren hat, und dann hat sich auch noch die ganze Stadt gegen sie gewandt und behauptet, sie hätte ihn umgebracht. Die Wahrheit lautet, dass die Leute in der Stadt neidisch waren. Sie war eine schöne Frau. Gottverdammt, sie hat Raumschiffe geflogen. Natürlich konnte niemand sie leiden. Darum ist sie gegangen. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie Schuldgefühle gehabt hätte, wie alle behauptet haben. Sie hatte lediglich die Nase voll.«
    Tatsächlich aber sprachen alle nur gut von ihr. Das passiert, nehme ich an, wenn man behauptet, ein Verwandter zu sein. Wir fanden zwei ehemalige Liebhaber, aber beide schienen nicht gewillt, ins Detail zu gehen. »Ich bin ein glücklich verheirateter Mann«, sagte einer von ihnen. »Sie war eine nette Dame, und das ist alles, was ich weiß.«
    Niemand erinnerte sich an eine Tochter. »Sie hat gern im Garten gearbeitet«, berichtete ein Nachbar. Und sie war

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