Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt

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DREIZEHN


Schreite über die Berge und schaue die Welt. Aber pass auf, wo du hintrittst.
    Tora Shawn,
Feuerschein

    In den Datenbanken fanden wir Bilder von Agnes’ Haus. Um die Jahrhundertwende herum hatte es recht hübsch ausgesehen. Damals war es kleiner gewesen. Ein Flügel war angebaut worden, ebenso die abgesackte vordere Veranda. Eines der Bilder, aufgenommen während eines Schneesturms, zeigte die leuchtende Gartenlaterne, die inzwischen windschief über dem Gehweg hing, und zwei Leute, die durch eines der vorderen Fenster hinausblickten. Agnes und Ed? Wir konnten es nicht erkennen. Das Licht hinter ihnen erreichte ihre Gesichter nicht.
    Die Medienberichte beschrieben Agnes als Pilotin interstellarer Schiffe und deuteten an, dass sie oft lange Reisen unternommen hätte (in jener Zeit konnte so ein Flug natürlich Monate dauern. Oder sogar Jahre, wenn man genug Nahrungsmittel an Bord verstauen konnte). Sie erwähnten außerdem, dass sie Captain im Echoflug gewesen sei. »Unglaublich«, verlieh Alex seinem Erstaunen Ausdruck.
    »Warum?«, fragte ich. »Was ist ein Echoflug?«
    Mit der Antwort ließ er sich Zeit. »Du weißt doch von der Idee, der Verlust der Leute an Bord der Polaris sei ein übernatürliches Ereignis gewesen.«
    »Ja.«
    »1400, am fünfunddreißigsten Jahrestag der Mission, haben ein paar Leute, die dem Pfeilspitzenclub angehörten, beschlossen, die Reise zu wiederholen, so authentisch wie nur möglich.«
    »Was ist der Pfeilspitzenclub?«
    »Du kennst ihn unter dem Namen Polaris-Gesellschaft, wie er sich heute nennt. Das war eine Gruppe von Enthusiasten. Sie haben die Clermo von Evergreen gechartert. Die Polaris. Sie wollten versuchen, die Umstände des ursprünglichen Flugs zu rekonstruieren, um herauszufinden, ob das okkulte Ereignis ein zweites Mal stattfinden würde.«
    Manchmal ist das Ausmaß menschlicher Leichtgläubigkeit schwer zu begreifen. Erst kürzlich sah ich einen Bericht, demzufolge mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Rimway an Astrologie glaubt. »Ich erinnere mich, davon gehört zu haben. Der Flug der Verrückten.«
    »Dann kennst du den Rest.«
    »Frisch meine Erinnerung auf.«
    »Sie haben das Schiff wieder auf den Namen Polaris getauft, haben einen Stapellauf inszeniert, sechs Passagiere, fünf Männer, eine Frau, an Bord gebracht und sich auf die Suche nach einem weiblichen Piloten begeben. Ich nehme an, sie wollten jemanden haben, der Ähnlichkeit mit Madeleine English hatte, und so haben sie sich für Agnes entschieden.«
    »Haben sie von ihr verlangt, dass sie sich die Haare färbt?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, ihr größtes Problem war, dass sie dachten, das okkulte Ereignis, nach dem sie suchten, hätte irgendwie mit dem Stern und dem Zwerg zu tun. Sie dachten, der Vorgang hätte, wenn ich mich recht erinnere, etwas freigesetzt, das man als ›psychokinetische Energie‹ bezeichnet. Aber sie konnten schlecht ein zweites Ereignis dieser Art inszenieren; also mussten sie sich mit der Hoffnung begnügen, dass, was auch immer 1365 aufgetaucht war, sich nach wie vor in der Nähe der Kollisionsstelle befand.«
    »Aber das war, was, fünfunddreißig Jahre später? Der Zwerg war da schon längst weit entfernt, und das Gleiche gilt für was auch immer von Delta Kay übrig war. Was, wenn ich mich richtig erinnere, nichts war.«
    »Das ist richtig. Aber ich nehme an, sie waren in erster Linie optimistisch. Sie haben sich ausgerechnet, wo die Trümmer der zerstörten Sonne sein müssten, und, wie ich annehme, wo sie mit dem Auftreten spiritueller Kräfte rechnen konnten. Und da sind sie hingeflogen.«
    »Ich verstehe nicht, worüber du sprichst, Alex.«
    »Wer tut das schon?«
    »Sie müssen jedenfalls einen Haufen Geld gehabt haben.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und was haben sie sich davon erhofft? Dass sie auch alle verschwinden würden?«
    »Sie haben sechs Passagiere mitgenommen; wie beim Originalflug. Einer von ihnen war Spiritist. Der dachte, wenn sie die richtigen Kerzen abbrannten und die richtigen Laser mit der richtigen Frequenz aktivierten, könnten sie, was auch immer sich zeigen würde, beherrschen.«
    »Keine Trommeln?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wie kommt es, dass du so viel darüber weißt?«
    Alex lächelte. Der federführende Mann. »Dieses ganze Zeug fasziniert mich. Und es ist, professionell betrachtet, signifikant. Ich wusste immer, dass die Vermessung die Artefakte nicht freigegeben hätte, wäre es nicht um einen