Polaris
Ausdruck zu bringen. Geliebter Vater. Zu früh von uns gegangen. Auf einigen waren die Lettern schon zu ausgewaschen, um sie zu entziffern.
Statuen, von bescheiden bis übertrieben, verteilten sich über das Gelände. Engel hielten Wache; ein Knabe wiegte ein Lamm; biblische Gestalten hielten die Köpfe gesenkt und Tauben flogen umher.
Als wir ankamen, war es bereits dunkel geworden. Es hatte aufgehört zu schneien, und die Nacht war sehr still. Kurz dachte ich an Tom Dunninger, der seinen überragenden Geist der Entwicklung lebensverlängernder Maßnahmen gewidmet und gesagt hatte, er hasse Friedhöfe, der, wie es hieß, kurz vor einem Durchbruch gestanden hatte, als er zusammen mit seinen Kollegen auf der Polaris auf die Reise gegangen war. Nun, Tom, es hat sich nichts geändert. Bestenfalls leben die Leute hundertzwanzig oder maximal hundertdreißig Jahre, und so geht es schon seit langer Zeit. Dunninger selbst war bereits in diesem Alter gewesen, als er nach Delta Kay geflogen war. Über hundertzwanzig, so weit ich mich erinnere. Ich konnte sein Interesse verstehen. Wir alle bilden uns gern ein, es müsste einen Weg geben, den Alterungsprozess aufzuhalten, aber wenn es bis jetzt nicht gelungen war, dann, so fürchtete ich, würde es nie gelingen.
Wir gingen zwischen Grabmalen hindurch, tauschten Belanglosigkeiten aus, beklagten die Sterblichkeit und versuchten, uns warm zu halten.
Crisps Grab lag im Schatten eines kleinen Hügels. Sein Grabstein war einer von vieren, die dicht beieinander standen. Er war unprätentiös, ein schlichter weißer Stein, in den sein Name und seine Daten eingraviert waren, gefolgt von den Worten: In liebender Erinnerung. Jemand hatte einen Sabulastrauch neben den Grabstein gepflanzt. Das war im Angesicht des nahenden Winters nicht viel, aber im Frühjahr würde er sich in seiner ganzen güldenen Pracht entfalten.
Der Boden war ausgetreten, doch wenn es wieder wärmer wurde, würde auch das Gras wieder wachsen. »Ich frage mich, wer er ist«, sagte Alex.
Zurück im Gleiter rief Alex Fenn an, erzählte ihm, wo wir waren und was wir getan hatten, und fragte ihn, ob er eine Exhumierung für Crisp beantragen könne.
Ich denke, ich könnte behaupten, Fenn habe sich widerstrebend gezeigt. Verärgert träfe es allerdings besser. »Sie sollten sich doch nicht einmischen«, schimpfte er.
»Ich breche keine Gesetze, Fenn.«
»Wer immer das ist, den Sie suchen, sie sind gefährlich, Alex. Können Sie nicht einfach die Finger davon lassen?«
Alex war gut. Er war im Umgang mit Menschen geübt, und nun brach sein professionelles Selbst durch. »Fenn«, sagte er, »ich glaube nicht, dass die Identität von diesem Kerl stimmt. Finden Sie heraus, wer er ist, und Sie werden vielleicht erfahren, warum jemand versucht hat, uns umzubringen.«
»Ach, hören Sie auf, Alex. Ein Kerl, der schon vor zwanzig Jahren gestorben ist?«
»Ich glaube, es besteht eine nicht von der Hand zu weisende Möglichkeit, dass das alles zusammenhängt, Fenn. Ich bitte Sie nicht um viel…«
Ein paar Minuten lang ging es zwischen den beiden hin und her, und Fenn wurde allmählich etwas zugänglicher. Schließlich gab er nach. »Ich würde, wenn ich könnte, Alex; aber Sie sprechen von einer wirklich uralten Geschichte. Was haben Sie für Beweise?«
»Es sind zu viele Leute in diese Sache verwickelt, die anscheinend kommen und gehen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Barber. Agnes, die ihre Mutter sein könnte oder auch nicht. Crisp. Vielleicht sogar Taliaferro.«
»Taliaferro hat eine lange Geschichte, Alex. Der ist nicht aus dem Nichts aufgetaucht.«
»Nein. Aber er ist verschwunden. Und sieben weitere Leute sind an Bord der Polaris verschwunden. Ich denke, es wäre hilfreich, wenn wir herausfinden könnten, wer in Crisps Grab liegt.«
Fenn hielt beide Hände hoch, so, wie es die Leute zu tun pflegen, wenn sie ihren Gesprächspartner beruhigen wollen. Oder wenn sie ihm vermitteln wollen, dass er sich hysterisch gebärdet. »Hören Sie«, sagte er. »Crisp ist – wann – gestorben? Vierzehn-null-fünf? Vierzehn-null-vier? Und niemand hat Agnes Shanley seither gesehen.« Er schob sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich werde das, was Sie mir erzählt haben, an die höheren Kompetenzebenen weiterreichen. Mit der Empfehlung, einen zweiten Blick auf den Fall zu werfen. In Ordnung? Sind Sie dann zufrieden?«
»Glauben Sie, sie werden die Leiche untersuchen?«
Ich konnte ihm ansehen, dass er mit sich selbst
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