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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Immer und immer wieder.
     
    Es war Zeit, nach Hause zu gehen.
    Wir deckten uns mit Sandwiches und Kaffee ein und stiegen aufs Dach hinauf. Dies war wieder ein kalter, bedeckter Tag, keine Sonne, aber vielleicht bald Schnee. Wir gingen zu unserem Gleiter und kletterten hinein. Alex übernahm das Steuer. »Louise«, sagte er. »Bring uns nach Hause.«
    Plötzlich wehte eine kräftige Böe vom Meer heran. Außer unserem standen nur drei weitere Luftfahrzeuge auf dem Dach, was Ihnen vielleicht eine Vorstellung davon vermittelt, wie gut das Hotel belegt war.
    »Louise? Melde dich bitte.«
    Nichts.
    Die KI-Lampe leuchtete nicht. »Sie ist ausgefallen«, sagte ich.
    Alex verlagerte ungeduldig sein Gewicht auf dem Sitz. Er besaß wenig Toleranz gegenüber Störungen. Schlimmer noch, kam es zu einer Störung, so ging er stets davon aus, dass jemand dafür verantwortlich sein musste. Und dieser Jemand war natürlich nie er selbst. »Ein brandneuer Gleiter«, sagte er, »und schon haben wir Probleme.«
    Er betätigte den Schalter, aber es gab keine Spur von Aktivität. »Vermutlich hat sich nur ein Kabel gelockert«, sagte ich.
    Er grollte. »Du sagst doch immer, die Dinger würden nie ausfallen.« Alex schaltete auf manuellen Betrieb um und startete die Maschine. »Dann werden wir wohl selbst steuern müssen.« Er zog den Steuerknüppel aus der Verankerung und aktivierte die Kapseln. Es war stets ein gutes Gefühl, wenn neun Zehntel des eigenen Gewichts plötzlich verschwanden. Das ist ein anderes Projekt, an dem schon seit langer Zeit gearbeitet wird: der Versuch, eine Möglichkeit zu finden, die Antigravitationsmaschinen so weit zu verkleinern, dass man sie beispielsweise am Gürtel tragen könnte. Wenn man den ganzen Tag herumlaufen und sich so frei wie in einem Gleiter fühlen könnte… aber das ist nur wieder eines von diesen Dingen, von denen ich nicht glaube, dass wir sie nie je wirklich zu sehen bekommen werden.
    »Wir sollten ihn morgen zurückbringen«, sagte Alex, »und reparieren lassen.« Das war natürlich mein Job.
    Alex überprüfte die Verkehrslage auf den Monitoren, aktivierte den vertikalen Schub, und wir hoben ab. Ich machte großes Aufhebens darum, mein Geschirr anzulegen und dafür zu sorgen, dass ich auch wirklich sicher angegurtet war. Er grinste mich an und erklärte mir, ich solle durchhalten. Wir beschrieben eine Wende, passierten die Dachkante und wandten uns gen Süden. Die Hauptdüsen zündeten, und wir beschleunigten.
    Ein paar Kinder liefen über den Strand, und jemand ließ im Park in der Innenstadt einen Drachen steigen. Davon abgesehen sah Walpurgis aus wie eine Geisterstadt.
    Wenn man schon selbst steuern musste, war dies die Gegend, in die man sich wünschen würde. Am Himmel war nichts, abgesehen von einem einsamen Luftfahrzeug, das von Westen näher kam. Wir schossen über das Sumpfland hinweg, das das Land direkt im Süden der Stadt beherrschte. Wenige Kilometer weiter gerieten wir in grauen Dunst. Die Sensoren zeigten vor uns keinen Verkehr an, aber ich wusste, dass Alex nicht gern durch Bereiche steuerte, in denen er nichts sehen konnte, und so brachte er uns weiter nach oben, und wir kamen auf etwa zweitausend Metern im Sonnenschein wieder heraus. Ein paar Minuten später rissen die Wolken auf, und wir glitten über die Goldheart Bay hinweg. Im Wasser dümpelten ein paar Boote, und ich glaubte, ich hätte einen langen Tentakel aus dem Wasser ragen und wieder hineingleiten sehen.
    Ich erzählte Alex davon und fügte hinzu, dass wir die Augen aufhalten sollten.
    Alex steuerte gerne selbst. Er kam nicht oft dazu. Aber ich denke, das brachte sein Testosteron in Wallung.
    Die Bucht ist groß; hundertfünfzig Klicks, bis wir wieder über dem Festland sein würden. Alex schien nicht an einer Unterhaltung interessiert zu sein; also schloss ich die Augen und legte den Kopf zurück. Ich war beinahe eingeschlafen, als ich spürte, wie sich meine Haare hoben.
    »Hier stimmt was nicht«, bemerkte ich.
    »Was? Geht es dir nicht gut?«
    »Null g.« Das war kein gutes Zeichen. »Wir haben sämtliches Gewicht verloren.«
    Er starrte auf die Instrumententafel. »Du hast Recht. Wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht. Was hast du getan?«
    »Nichts. Gehen wir jetzt runter?«
    »Rauf. Wir gehen rauf.«
    Ich weiß, wer auch immer das hier lesen mag, benutzt seinen Gleiter Tag für Tag, ohne sich viele Gedanken über die Technik zu machen. Genauso, wie ich es vor diesem Vorfall getan habe, von dem

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