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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Ihnen.«
    »Chase«, sagte er. »Hilfe.«
    Plötzlich war ich verantwortlich. Doch das Einzige, was mir in den Sinn kommen wollte, war: Wir könnten springen. Hätten wir die Blase erst verlassen, würde der Aufstieg schnell genug beendet sein. »Ich weiß keine einfache Lösung, Alex.«
    Falten breiteten sich auf seinem Gesicht aus. »Die Luft wird dünner.«
    Gleiter sind nicht für den Flug in großer Höhe ausgelegt. Sie haben mehrere Lüftungsöffnungen, und wenn der Sauerstoff draußen knapp wird, werden die Leute drinnen das spüren. Mein Kopf fing an zu schmerzen, und ich spürte bereits den Druck in meinem Brustkorb. »Atme schneller«, sagte ich. »Das hilft.«
    Ich sah mich in der Kabine um. Es hatte eine Zeit gegeben, in der diese Dinger mit Fallschirmen oder Gleitgeschirren ausgestattet waren, aber Unfälle kamen so selten vor, dass die Anzahl der Leute, die zu Tode kamen, weil sie mit der Rettungsausrüstung herumgespielt hatten, höher war als die der Todesfälle durch einen Unfall, weshalb schließlich beschlossen worden war, dass es sicherer sei, wenn der Durchschnittsbürger in einer Notsituation einfach in den Sinkflug ging und sein Fahrzeug landete – vorausgesetzt, das Luftfahrzeug konnte überhaupt in den Sinkflug gehen.
    »Wie wäre es«, schlug Alex vor, »wenn wir die Kapseln abschalten würden?«
    »Diese Möglichkeit haben wir nicht«, antwortete ich. »Sie sind eingeschaltet und nicht mit der Steuereinheit verbunden; also werden sie anbleiben.«
    Wir passierten fünftausend Meter.
    »Tja«, sagte er, »falls du eine Idee hast, wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, sie umzusetzen.« Er sprach nun bedächtiger, atmete alle paar Worte ein und aus.
    »Haben wir irgendwelche Seile in dem Ding?« Ich kletterte auf den Rücksitz, um an den Frachtraum zu kommen. »Irgendetwas, das wir als Leine benutzen können?«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ich machte ein großes Brimborium daraus, mich überall umzusehen, aber ich wusste, dass wir nichts Derartiges besaßen.
    »Okay«, sagte ich. »Schalt die Düsen ab, und zieh dein Hemd aus.«
    »Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt zum Herumalbern ist.«
    »Tu es einfach, Alex.« Und er tat es, während ich die Luke zum Frachtabteil öffnete und im Werkzeugkasten wühlte. Ich entnahm ihm eine Schere, eine Abisolierzange und den Schlüssel. Der Schlüssel war natürlich eine Fernbedienung zum Öffnen der Klappen auf der Unterseite des Luftfahrzeugs.
    »Was hast du vor?«
    Ich zog meine Bluse aus. »Ich werde versuchen, dir die Kontrolle über die Kapseln zurückzugeben. Oder wenigstens über eine davon.« Er reichte mir sein Hemd, und ich benutzte die Schere dazu, Hemd und Bluse in Streifen zu schneiden.
    Er wollte wissen, wie ich das zu tun gedachte, aber wir hatten ein bisschen wenig Zeit, und ich war nicht in Stimmung für lange Erklärungen. »Sieh zu und lerne«, sagte ich daher nur.
    Ich steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann kletterte ich wieder auf meinen Sitzplatz und knotete ein Seil aus den Stoffstreifen. Ein Ende schlang ich mir um die Taille; das andere knotete ich um die Sitzverankerung. »Wünsch mir Glück.« Ich öffnete die Tür, und der Wind fegte durch die Kabine. Er war eiskalt.
    Alex war entsetzt. »Bist du verrückt? Du kannst da nicht raus!«
    »Das ist nicht gefährlich, Alex.« Wir brüllten beide gegen den Wind an. »Rund um das Schiff herrscht meterweit null g. Ich darf mich nur nicht zu weit treiben lassen.« Oder fortwehen. »Aber du musst den Gleiter so ruhig wie möglich halten. Setz die Vertikaltriebwerke ein, wenn nötig, und halt den Steuerknüppel fest, okay?«
    »Nein!« Ruckartig lehnte er sich zurück. »Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.«
    Ich war schon halb zur Tür heraus. »Das ist nicht so gefährlich, wie es aussieht«, brüllte ich ihn an. Und es war ganz bestimmt nicht so gefährlich, wie nichts zu tun.
    »Nein! Du bleibst hier. Ich werde gehen. «
    Wir beide wussten, dass er nicht meinte, was er sagte. Zu seiner Verteidigung möchte ich vorbringen, dass er glaubte, er würde es meinen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Alex aus einem Luftfahrzeug kletterte. Unter keinen Umständen. Nicht einmal auf dem Boden. Außerdem wusste er überhaupt nicht, was zu tun war.
    »Schon gut«, sagte ich. »Ich schaffe das.«
    »Bist du sicher?«
    »Natürlich. Jetzt hör zu: Wenn die Kapseln wieder in Betrieb sind, werden diese beiden Lämpchen aufleuchten. Aber du darfst nichts tun,

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