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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Teile, die ich selbst besucht hatte. Barber war eine auffallende Frau und sollte leicht zu finden sein, aber ich fand keine Spur von ihr.
    Doch dann gesellte sich Alex zu mir, und wir verbrachten den Rest des Tages mit der Aufzeichnung. Inzwischen hatte auch er Interesse an der Tagung, und wir lauschten einigen Teilen der verschiedenen Referate.
    Ich erinnerte mich an meinen Eindruck, demzufolge die Besucher überwiegend Personen waren, die versuchten, ihrer Alltagsroutine zu entkommen, ihrem Leben ein bisschen Romantik einzuhauchen, hinauszugreifen und eine weniger vorhersehbare Welt zu streifen. Ich sah den Mann, der überzeugt war, jeder, der sich auf der Polaris befunden hatte, wäre noch am Leben und würde sich irgendwo im Wald verstecken. Und die Frau, die behauptete, sie hätte Chek Boland am Weißen Teich gesehen.
    Und den Avatar von Jess Taliaferro.
    Ich hatte ihn bereits bei der Tagung gesehen und später unter vier Augen mit ihm gesprochen. Aber ich hielt das Bild an und sah ihn mir noch einmal an, musterte das kastanienbraune Haar, das schon früh ergraut war. Sah den unbeholfenen Körper in mittleren Jahren. Die leicht verquollenen Züge. »Alex«, sagte ich. »Wer ist das?«
    Alex kaute an seiner Oberlippe und deutete mit dem Zeigefinger auf das Bild. »Verdammt«, sagte er. »Das ist Marcus Kiernan.« Er kramte auch den anderen, uns bekannten Namen hervor: »Joshua Bellingham.«
     
    Fenn rief an. »Alex, wir haben kein DNS-Muster für Teri Barber.«
    Alex runzelte die Stirn. »Ich dachte, jeder Einheimische wäre registriert.«
    »Na ja, zumindest alle gesetzestreuen Bürger. Wir haben ein Muster aus ihrem Haus, aber wir haben nichts, womit wir es vergleichen könnten. Und das ist noch nicht alles. Wir haben auch nichts über Agnes.« Jemand erregte seine Aufmerksamkeit. Er nickte, ehe er uns anblickte. »Bin gleich wieder da.«
    »Jetzt«, sagte Alex, »ergibt langsam alles ein bisschen Sinn.«
    »Was ergibt einen Sinn? Hast du etwa begriffen, was hier los ist?«
    »Nicht ganz.« Er senkte die Stimme. »Aber diese Sache ist finsterer, als wir dachten.«
    Fenn kehrte zurück. »Wir haben auch eine Archivsuche nach Crisp durchgeführt«, sagte er. »Die Ergebnisse sind soeben eingetroffen.«
    »Und?«
    »Dito.«
    »Keine Einträge?«
    Falten zeichneten die schweren Züge in dem großen Gesicht. »Nicht einer. Abgesehen von dem, was wir über sein Leben in Walpurgis wissen. Es ist, als hätte er, bevor er dorthin gezogen ist, überhaupt nicht existiert, Alex. Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber es sieht so aus, als ginge es schon viele Jahre so.« Wieder wurde er abgelenkt und blickte auf. »Ich muss Schluss machen.«
    »Okay.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht so recht, worum es da eigentlich geht, aber ich möchte, dass Sie beide sehr vorsichtig sind.«
    »Werden wir.«
    »Ich habe mit den Leuten in Walpurgis geredet. Wir werden die Exhumierung noch einmal beantragen. Falls wir herausfinden können, wer Crisp war, bekommen wir vielleicht auch eine Ahnung davon, warum er von der Klippe gestürzt ist oder gestoßen wurde.«
     
    Während der folgenden Tage sah ich Alex kaum. Dann, an einem kalten, frostigen Morgen, nur Minuten nach meiner Ankunft, kam er ins Büro, schleppte mich von einem Gespräch mit einem Kunden fort und scheuchte mich in den VR-Raum. »Sieh dir das an«, sagte er.
    Wieder eine Party.
    »Das war etwa sechs Wochen vor dem Abflug der Polaris.« Mendoza war der Dreh- und Angelpunkt, lächelte und redete mit einer kleinen Gruppe Männer und Frauen in formeller Kleidung. Sie alle hielten Drinks in Händen, und an den Wänden hingen Fahnen mit der Aufschrift YUSHENKO. »Das ist die Eröffnung des Yushenko-Laboratoriums«, erklärte Alex.
    Ich muss arg verwirrt ausgesehen haben.
    »Nie davon gehört?«
    »Nein.«
    »Das ist nicht verwunderlich, nehme ich an. Es ist sieben Jahre später untergegangen, nachdem der Finanzdirektor mit der Kasse durchgebrannt und die Spendenflut versiegt ist. Aber für eine Weile war das wie der Traum eines Forschers.« Er deutete nach vorne. »Da ist Dunninger.«
    Wir saßen auf unserem Sofa in der Mitte des Raums, während die Handlung um uns herum stattfand. Dunninger schien sich in der formellen Bekleidung nicht wohl zu fühlen. Er stand neben einem langen Tisch voller Snacks. Und er war von einem ganzen Haufen anderer Personen umgeben.
    Das Gefühl, tatsächlich dabei zu sein, wurde von der Tatsache getrübt, dass ich nicht hören konnte, was gesprochen

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