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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hiesige Sonne stabilisieren könnten, auf dass Sacracour ewig weiterlebe.
    Die ersten Siedler waren Angehörige eines religiösen Ordens gewesen. Sie hatten ein Kloster in ein Gebirge gebaut und es Esperanza genannt, und sie waren immer noch dort – und das mit großem Erfolg. Einige der wichtigsten Wissenschaftler und Künstler der letzten paar Jahrhunderte hatten dieses Kloster zu ihrem Zuhause gemacht, einschließlich Jon Cordova, der, wie viele meinten, der größte Stückeschreiber aller Zeiten war.
    Die meisten derzeitigen Bewohner des Planeten – es waren alles in allem nicht einmal dreihunderttausend Personen – lebten in einer Küstenregion, in der es gewöhnlich recht warm und das Klima belebend und anregend war. Jede Menge Strand und Sonne. Großartige Himmelsansichten. Sie waren noch nicht im Tidal Lock angelangt, jenem Zustand, in dem der Planet dem Gasriesen immer dieselbe Seite zugewandt hätte, und so konnte man, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischte, zusehen, wie Gobulus samt seiner Ringe und seinem System aus Monden scheinbar aus dem Ozean aufstieg.
    Der Haken an der Sache war, dass der Abschnitt der Küste, den wir zu besuchen beabsichtigten, sich gerade mitten im tiefsten Winter befand.
    Der Orbitaltransporter brachte uns in der Nacht inmitten eines Graupelschauers hinunter nach Barakola in Bokuvic. Wir landeten auf der Gobulus zugewandten Seite, der Sonne abgewandt, aber auch der Gasriese war bereits vor einer Stunde untergegangen. Die Dunkelheit war fast vollkommen. Wir mieteten einen Gleiter, meldeten uns im Hotel an, wechselten die Kleider und machten uns auf den Weg nach Tabatha-Li.
    Tabatha-Li, die Heimat der Whitebranch University, war eine Insel und lag zwei Wegesstunden vom Hotel entfernt. Wir ließen den Regensturm und die Wolken hinter uns und segelten unter einem Baldachin voller Monde und Ringe dahin. Unmittelbar vor uns, gleich jenseits des Horizonts, sahen wir einen oszillierenden blauen Stern.
    »Was ist das?«, fragte Alex.
    »Das ist Ramses. Ein Pulsar.«
    »Wirklich? So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Das ist ein kollabierter Stern, richtig? Wie der, der Delta Kay getroffen hat?«
    »Mehr oder weniger«, entgegnete ich.
    Er wurde heller und dunkler. Heller und dunkler. Alex war nicht begeistert. »Hätten wir ständig so ein Ding am Himmel, würde ich Kopfschmerzen kriegen.«
     
    Tabatha-Li war malerisch, still und altmodisch, aber nicht auf die Art wie Walpurgis es war. So wie hier sah der Stil des letzten Jahrhunderts mit Geld aus. Die Insel war beliebt bei Technokraten, Regierungsangehörigen und Medienschwergewichten im Ruhestand. Dies war einer jener Orte, die von ortsgebundenen Reportern aufgesucht wurden, wenn sie einen Kommentar zu einem umstrittenen politischen oder sozialen Thema benötigten.
    Audrey Kimonides, die ehemalige Audrey Walker, lebte auf der Nordseite des Campus in einem luxuriösen Haus, dessen gewölbtes Dach an einen Schildkrötenpanzer erinnerte. Steinerne Skulpturen bevölkerten den Vorgarten, und ein Gleiter der Marke Marko stand auf der Landeplattform. Audrey mangelte es offensichtlich nicht an finanziellen Mitteln.
    Eiszapfen hingen von der Dachrinne und den Bäumen. Schnee türmte sich überall. Innen- und Außenbeleuchtung waren eingeschaltet. Audrey hatte gewusst, dass wir kommen würden, und die Vordertür wurde bereits geöffnet, bevor wir am Boden waren.
    Wenn Sie eine Hundertjährige besuchen, erwarten Sie, jemandem zu begegnen, der sich mit seiner Sterblichkeit abgefunden hat und einen gewissen Grad an Gemütsruhe und Resignation ausstrahlt. Ausgesprochen wird so etwas natürlich nicht, aber man kann es in den Augen sehen und im Klang der Stimme hören, eine Art Weltverdrossenheit, ein Gefühl, als gäbe es nichts mehr, was noch zu überraschen imstande gewesen wäre.
    Audrey Kimonides jedoch war ein Bündel nur mühsam gebändigter Energie. Sie kam entschlossenen Schritts zur Tür heraus, ein Buch in der linken Hand, einen Schal um die Schultern geschlungen. »Mr. Benedict.« Sie atmete eine kleine Nebelwolke aus. »Ms. Kolpath. Bitte, kommen Sie herein. Sie haben sich nicht gerade die beste Zeit des Jahres ausgesucht, um mich zu besuchen.« Sie führte uns hinein, warnte uns davor, dass das Haus voller zugiger Ecken sei und setzte uns vor ein brennendes Kaminfeuer. »Darf ich Ihnen etwas gegen die Kälte anbieten?«, fragte sie.
    »Aber unbedingt«, antwortete Alex, der sich auf der Stelle für sie hatte erwärmen

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