Polaris
Botschaft geschickt und mir gesagt, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Er hat gesagt, vermutlich wäre nur die Kommunikationsanlage ausgefallen.«
»Und als sie die Polaris gefunden haben, hat er Sie da weiterhin auf dem Laufenden gehalten?«
»Nein. Captain Alvarez hat ihn angewiesen, jegliche persönliche Kommunikation einzustellen. Ich erhielt in diesem Zusammenhang eine Mitteilung aus der Kommunikationszentrale, die besagte, dass ich von nun an für eine Weile nichts mehr von Shawn hören würde.« Sie lächelte. »Das war wirklich ärgerlich. Sie haben mir erzählt, dass es Shawn gut gehe, aber wir alle wussten, dass irgendetwas Furchtbares passiert sein musste.«
»Wie lange hat es gedauert, bis sie zugegeben haben, dass die Passagiere verschwunden waren?«
»Drei oder vier Tage, glaube ich.«
Alex leerte sein Glas und stellte es ab. »Was können Sie mir sonst noch über Ihren Mann erzählen, Audrey?«
»Was gibt es da zu erzählen? Er war ein guter Mann – meistens jedenfalls. Und er war ein guter Vater.«
»Wie viele Kinder haben Sie aus dieser Ehe?«
»Zwei. Zwei Söhne. Sie sind inzwischen selbst schon beide Großväter. Er hat hart gearbeitet, Alex. Er war ein guter Ernährer. Hat gern simulierte Kriegsspiele mit den Jungs gespielt.
Manchmal haben sie wochenlang gedauert.« Sie lächelte. »Ich hatte eben die Highschool hinter mir, als ich ihm begegnete.«
»Liebe auf den erste Blick?«
»Oh, ja. Er war der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe.«
»Ich weiß nicht, wie ich die nächste Frage loswerden soll.«
»Schon gut. Er hat mich nie betrogen. Und er hat nie ein Interesse an anderen Frauen gezeigt.«
»Nein. Das war eigentlich nicht das, was ich wissen wollte. Mich interessiert, ob er im Umgang mit anderen Leuten ehrlich war.«
»Aber ja, natürlich.«
»Hätte er sich kaufen lassen?«
»Um etwas Unmoralisches zu tun? Nein, das glaube ich nicht.«
Alex zeigte ihr Bilder von Agnes Crisp, Teri Barber und Marcus Kiernan. »Kennen Sie zufällig eine dieser Personen?«, fragte er.
Sie studierte sie und schüttelte den Kopf. »Nein. Mir ist keiner von denen je begegnet.« Sie konzentrierte sich auf die beiden Frauen. »Sie sehen einander ähnlich. Der Stil ist anders. Und die Haarfarbe. Aber das ist doch nicht die gleiche Person, oder?«
Alex erklärte ihr, dass er das nicht glaube. »Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu reden«, sagte er. »Und für den Wein.«
Wir kamen zur Tür heraus, blieben für einen Moment in der kalten Luft stehen und gingen dann zwischen den aufgehäuften Wällen aus Schnee zu unserem Gleiter. Wir hoben ab und flogen in Richtung Meer. »Okay«, sagte ich, während ich zusah, wie die Lichter von Tabatha-Li hinter uns zurückfielen. »Was hatte das alles zu bedeuten?«
»Shawn Walker wurde ermordet, weil er etwas wusste.«
»Was wusste er?«
»Lass mich dir erst eine Frage stellen«, sagte Alex. »Was kannst du mir über die Peronovski erzählen?«
»Klasse-II-Frachter. Sheba-Modell. Veraltet. Sie werden nicht mehr gebaut.«
»Es waren zwei Personen an Bord. Alvarez und Walker. Wie viele Leute konnte die Peronovski aufnehmen?«
»Sie hatte zwei Kabinen im Oberdeck und, wenn es hoch kommt, weitere zwei im Unterdeck.«
»Verdammt, Chase, ich habe nicht nach der Anzahl der Kabinen gefragt. Wie viele Leute?«
»Kein Grund, dich aufzuregen«, sagte ich. »Sie war dazu ausgelegt, drei Passagiere plus Captain aufzunehmen. Alles in allem vier Personen. Die Faustregel dazu besagt, dass die Lebenserhaltung normalerweise mit fünfzig Prozent mehr als offiziell zugelassen zurechtkommt. Macht ein Maximum von sechs Personen.«
»Was passiert, wenn noch mehr an Bord sind?«
»Hirnschaden«, antwortete ich. »Nicht genug Luft. Warum? Was geht in deinem Kopf vor?«
Alex starrte aufs Meer hinunter. »Ich glaube, ich weiß, warum das alles passiert ist. Was ich herausfinden muss, ist, wie.«
»Erzähl mir, warum.«
»Ich denke, Dunninger hatte die Formel gefunden, nach der er gesucht hat. Ich denke, die anderen fünf Passagiere waren Teil einer Verschwörung und wollten dafür sorgen, dass sie nie ans Tageslicht kommt.«
»Das kann nicht stimmen«, sagte ich. »Diese Leute waren echte Schwergewichte. Sie hätten sich nie in eine Entführung verwickeln lassen.«
»Soll ich dir Mendozas Ansprache vor der Weißen Uhr noch einmal vorspielen? Du hast doch gehört, was die denken. Alle fünf haben die Vorstellung
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