Polaris
dem gleichen Ergebnis.
Ich widmete mich wieder dem Studium meiner Daten. Schließlich fand ich heraus, was passiert war. »Die Magnetachse von Ramses weicht um dreißig Grad von der Drehachse ab«, erzählte ich Alex. »Mir hätte klar sein müssen, dass die ganze Geschichte so nicht funktionieren konnte.«
»Warum?«
»Als wir den Strom eingeschaltet haben, hat sich das Schiff mit dem Magnetfeld ausgerichtet, wie es geplant war; aber weil das dreißig Grad von der Drehachse abweicht, hat sich das Magnetfeld mit der Rotation ständig verändert. Jede Dreiviertelsekunde. Das war es, was uns so herumgeschleudert hat.«
»Können wir das berücksichtigen?«, fragte er hoffnungsvoll. »Und es noch einmal versuchen?«
»Ich habe keine Ahnung, wie ich das machen soll.«
»Und«, fragte er, »was machen wir jetzt?«
Uns blieben gerade noch fünf Stunden.
Das Shuttle der Belle-Marie war auf der Steuerbordseite angedockt, und die Hauptluftschleuse befand sich auf der Backbordseite. Das führte mich zu einer weiteren Möglichkeit.
Ich reaktivierte die künstliche Schwerkraft und schaltete die Monitore ab, damit wir nicht ständig zusehen mussten, wie die beiden Säbel immer heller und größer wurden.
Die Schotts erhitzten sich immer weiter, und die Wirbelströme traten deutlicher zutage. Auf der Brücke stellten wir fest, dass wir nach vorn gezogen wurden. Aber wenn wir nach hinten in den Waschraum gingen, kehrte der Effekt sich um. Metallische Objekte wurden nach wie vor nach hinten gezogen.
Ein Summer ertönte. Ich schaltete ihn ab. »Gelber Alarm«, erklärte ich. »Strahlung.«
Alex nickte, sagte aber nichts. Gelegentlich ertappte ich ihn dabei, wie er mich beobachtete und darauf wartete, dass ich mir etwas einfallen ließ. Und ich saß da, während die Kräfte, die sich wie eine Gezeitenströmung anfühlten, beständig an uns zerrten. Ich versuchte, sie aus meinem Kopf zu vertreiben, mich auf das zu konzentrieren, was wir tun mussten. Der kritische Punkt war, dass Magnetfelder sich gegenseitig abstießen.
Endlich glaubte ich, eine neue Vorgehensweise ausgearbeitet zu haben.
»Ich hoffe, das klappt besser als beim letzten Mal«, kommentierte Alex; aber offenbar hatte er erkannt, dass ich mich über seine Worte ärgerte, denn er entschuldigte sich auf der Stelle.
»Schon in Ordnung«, sagte ich. »Zuerst werden wir Kabel brauchen.«
»Davon haben wir jede Menge in den Schotts gestapelt. Im Bug und im Heck.«
»Das rauszuholen, wird zu aufwändig. Wir haben auch noch einige Rollen im Lager. Damit lässt es sich leichter arbeiten.« Ich löste meinen Gurt, erhob mich vorsichtig und ging in den Gemeinschaftsraum hinaus.
Dieses Mal fragte Alex nicht nach einer Erklärung. Wir gingen zum Frachtraum hinunter und holten vier Rollen mit Kabeln von unterschiedlichem Querschnitt und jeweils sechzig Metern Länge heraus. Eine legte ich zur Seite. Die anderen drei rollten wir ab und verbanden sie miteinander zu einem einzigen langen Kabel. Am einen Ende isolierte ich das Kabel einige Zentimeter weit ab und schloss es an die Handgriffe des Shutdes an. Metall an Metall.
Dann ging ich zurück und klebte etwa neunzig Meter Kabel am Heck des Shuttles fest. Damit blieb uns noch genug, um zur Brücke zu kommen und noch etwas übrig zu haben. Das Shuttle sollte von Bord gehen, und wenn es das tat, dann sollte alles so angebracht sein, dass sich das Klebeband lösen und das Kabel abwickeln würde. Vorzugsweise, ohne sich zu verhaken.
Ganz einfach.
Alex schnappte sich die vierte Spule. Ich nahm die verbliebenen achtzig Meter, und wir machten uns auf den Weg nach oben. Unterwegs wickelte ich das Kabel gleichmäßig ab. Gleichzeitig ertappte ich mich dabei, dass ich die Luftschleuse zwischen Hangar und dem Rest des Schiffs anstarrte. Sie musste geschlossen sein, ehe ich das Shuttle starten konnte. Wie sollte ich mein Kabel durch eine versiegelte Luftschleuse bekommen?
Ich stand da und wünschte mir, ich würde mehr über elektrische Schaltungen wissen.
Okay. Alles, was ich zu tun hatte, war, dafür zu sorgen, dass der Strom fließen konnte.
Zuerst brauchte ich eine Art Anker im Hangar, etwas, das stabil genug war, den Draht aus dem Klebestreifen am Heck des Shuttles herauszulösen, sobald es startete, und das notfalls auch einem kräftigen Ruck standhalten konnte. Am Schott gab es einige Vorratsschränke, die mit Metallhalterungen gesichert waren. Die sahen robust genug aus, also wählte ich eine aus und sicherte das
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