Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Als ich mit der Babcock hierherkam, um sie abzuholen, konnte ich nicht fassen, was ich sah.«
    »Er war ein junger Mann geworden.«
    »So weit würde ich nicht gehen, aber ich hätte ihn ohne Vorwarnung niemals erkannt.«
    »Also hat Boland eine Rekonstruktion an ihm durchgeführt. «
    »Ja. Chek hat sein Gedächtnis ausgelöscht und ihm eine neue Persönlichkeit gegeben. Außerdem erhielt er eine neue Identität und einen Job. Wir haben ihn abwechselnd im Auge behalten, um uns zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war.«
    »Aber Sie mussten ihn dazu bringen, regelmäßig umzuziehen, richtig? Weil er nicht gealtert ist.«
    »Ja. Das hat er nicht verstanden. Er hatte falsche Erinnerungen, die ihm Boland eingepflanzt hatte. Aber alle acht Jahre mussten wir es wieder tun. Seine Erinnerungen erneuern. Jemand anderen aus ihm machen.«
    »Das muss hart für ihn gewesen sein.«
    Das Licht schwankte. »Wir haben ihn umgebracht. Wieder und wieder. Das ist das, was passiert, wenn man eine Persönlichkeit umformt. Jemand anderes übernimmt den Körper. Und der, dem er vorher gehört hat, ist fort.«
    »Also…?«
    »Er erlitt Flashbacks. Er hat sich an Teile seines früheren Lebens erinnert. Manchmal an das als Tom Dunninger, manchmal an eines der anderen. Als wir in Walpurgis waren, war er in der vierten Inkarnation. Die Flashbacks kamen immer häufiger, und ich habe versucht, Boland zu überreden, ihn in Morton aufzunehmen, ihn zu anderen zu bringen, die nicht altern, und ihm eine permanente Identität zu geben. Aber Dunninger kehrte immer wieder und immer öfter zurück, und Boland hat Nein gesagt. Er hat gesagt, eine permanente Identität könne dazu führen, dass Dunninger vollständig zurückkehren würde.«
    »Es gab keine zufriedenstellende Lösung«, sagte ich.
    »Nein.«
    »Also haben Sie beschlossen, ihn von der Klippe am Wallaba Point zu stoßen.«
    »Nein. Ich sagte schon, dass ich das nicht getan habe. Das hätte ich nie getan. Ich habe ihn geliebt.
    Wir sind an Sommerabenden gern dorthin gegangen. Wir mochten den Ort. Alks schien dort irgendwie unreal. Ed war ein guter Mensch. Und lustig. Und manchmal war er traurig, wusste aber scheinbar gar nicht warum. Aber er hat mich geliebt. Sie haben sich darauf vorbereitet, ihn erneut fortzubringen. Seine Identität zu verändern. Die Leute in Walpurgis fingen an, auf ihn aufmerksam zu werden. Jedes Mal, wenn das geschah, fingen wir wieder von vorne an.
    Wenn Boland mit ihm fertig war, erinnerte er sich nicht mehr an mich, und das brachte mich beinahe um. Darum beschloss ich, ihm in dieser Nacht alles zu erklären. Die Würfel fallen zu lassen. Ihn zu überzeugen, sich uns anzuschließen. Ihm die Wahrheit zu sagen. Und während ich das tat, da oben am Abgrund – Gott, wie konnte ich nur so dumm sein? – kehrte Dunninger zurück. Einfach so. Plötzlich sah Dunninger mich aus Eds Augen an, Dunninger, der wusste, wer ich war, und der wusste, wer er war. Und der mich hasste. O Gott, er hasste mich.
    Aber er schien vergessen zu haben, wo wir waren. Er ging auf mich los, stieß mich zu Boden. Dann machte er kehrt, um davonzugehen, und er stolperte über irgendetwas, einen Stein, eine Wurzel, irgendwas.« Ihre Stimme überschlug sich. »Er hat das Gleichgewicht verloren.« Ihre Stimme bebte, versagte ihr den Dienst, und sie stand lange einfach nur da, ohne sich zu rühren. »Ich sah, wie er ins Nichts trat, sah, wie er in die Tiefe stürzte. Und ich habe keinen Finger gerührt, um ihm zu helfen.«
    »Es tut mir Leid, Maddy.«
    »Ja. Mir auch. Es tut uns allen Leid.«
    Ich frage mich, ob Tränen über ihre Wangen liefen. Es hörte sich so an. Tränen in einem Druckanzug sind ein ernstes Problem.
    »Einmal«, sagte sie, »in Huntington, hat er jemand anderen kennen gelernt. Und sie geheiratet.«
    Ich sah, wie sie die Waffe um einige Zentimeter sinken ließ, und ich dachte, es wäre vielleicht vorbei. Dachte, dass sie erkannt hätte, was aus ihr geworden war, aber als ich einen Schritt auf sie zu tat, ruckte die Pistole wieder hoch. Ich dachte daran, meinerseits anzugreifen, sie zu überraschen, während sie abgelenkt war, aber die Mündung zielte unaufhörlich auf mich.
    Ich fragte, was aus der anderen Frau geworden war.
    »Jasmine. Wer zum Teufel nennt sein Kind bloß Jasmine?« Sie atmete schwer. »Er hat sie eigentlich gar nicht richtig gemocht. Die Ehe hat nicht funktioniert.«
    »Was ist passiert?«
    »Chek kam eines Nachts, und wir haben ihn einfach verschwinden

Weitere Kostenlose Bücher