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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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verschiedenen Missionen hingen an den Wänden sowie ein paar Auszeichnungen: Winetta Yashevik, Mitarbeiterin des Jahres; Harbison Award für herausragende Leistungen; Anerkennungsurkunde der United Defenders für ihre Mitwirkung beim Spielzeug-für-Kinder-Programm. Und dann waren da noch Bilder von Ausgrabungsstätten. Ich erkannte die eingestürzten Türme zu Ilybrium, aber die anderen zeigten für mich nur Leute, die neben Erdlöchern standen.
    »Wir hätten zurückkehren können«, sagte ich. »Wir hätten das Ding komplett ausräumen können.«
    Einen Moment starrte sie mich an, doch dann ließ sie sich erweichen. Windy war groß, dunkel, geradeheraus und praktisch veranlagt. Ursprünglich hatte sie Archäologin werden wollen, und sie hatte Felderfahrung. Sie besaß eine Menge Vorzüge, aber sie gehörte nicht zu den Leuten, die ich in eine Position bringen würde, wo Takt und Diplomatie erforderlich waren. »Wie habt ihr sie gefunden?«, fragte sie.
    »Durch die Archive.«
    Eine Wasseruhr in einer Ecke gab ein gurgelndes Geräusch von sich. »Unglaublich«, sagte sie.
    »Da ist noch etwas«, sagte ich. »Wir haben eine Leiche gefunden. Eine Frau.«
    »Wirklich? War es eine alte Leiche?«
    »Ja. Es sah aus, als wäre sie zurückgelassen worden, als die Station aufgegeben wurde.«
    »Warum weißt du nicht? Oder wer sie war?«
    »Weder noch.«
    »Nun, wir werden uns darum kümmern, wenn wir dort sind. Vielleicht finden wir noch etwas heraus. Ich gehe davon aus, dass ihr sie nicht hierher gebracht habt, oder?«
    Ich zögerte. »Wir haben sie aus der Luftschleuse geworfen.«
    Windy schloss die Augen und versteifte sich. »Ihr habt was aus der Luftschleuse geworfen?«
    »Die Leiche.« Am liebsten hätte ich gesagt, hey, das war nicht meine Idee, es war Alex, und du weißt ja, wie er ist. Aber ich wollte nicht, dass sie sich auf meinen Arbeitgeber stürzte und ihm erzählte, dass ich mit dem Finger auf ihn gezeigt hatte.
    »Chase«, sagte sie. »Das hast du nicht.«
    »Tut mir Leid.«
    »Ihr zwei solltet euch dringend mal ein Gewissen zulegen.«
    Vor den Fenstern wurde es dunkler. Ein Gewitter zog auf. Es schien eine gute Idee zu sein, das Thema zu wechseln. »Alex denkt, dass es da draußen noch ein Dutzend andere gibt.«
    »Leichen?«
    »Außenstationen.«
    »Soweit wir es beurteilen können, haben die Shenji eine Menge davon gebaut.« Die Leute hatten beinahe sofort, nachdem sie ihre Heimatwelten verlassen hatten, angefangen, Außenstationen zu errichten. »Hör mal, Chase: Falls er noch eine findet, wie wäre es, wenn ihr uns dann zuerst einmal einen Blick hineinwerfen lasst? Bevor ihr da drin herumtrampelt, meine ich.«
    »Diese zu finden, hat ihn beinahe zwei Jahre gekostet.«
    Windy seufzte über die Ungerechtigkeit der Welt. »Wir haben Leute gehabt, die ihr ganzes Leben auf eine Suche verwendet und doch nichts gefunden haben.«
    »Alex ist ziemlich gut in seinem Job, Windy.«
    Sie stand auf, ging zum Fenster, stellte sich mit dem Rücken dazu und setzte sich halb auf den Fenstersims. »Und ihr verlangt keine Gegenleistung?«, fragte sie.
    »Nein, ihr bekommt sie umsonst.« Ich reichte ihr einen Chip. »Das ist die Position. Und die Übertragung sämtlicher Rechte.«
    »Danke. Wir werden dafür sorgen, dass ihr als Spender genannt werdet.«
    »Das würde uns freuen. Hoffentlich könnt ihr sie gebrauchen.«
    Windy öffnete eine Schublade in ihrem Schreibtisch und legte den Chip hinein. »Ich werde den Direktor bitten, sich mit Alex in Verbindung zu setzen und ihm seine Anerkennung auszudrücken.«
    »Das wäre nett«, sagte ich. »Und übrigens, ich habe noch etwas für dich.« Ich hatte einige Muster mitgenommen, Teile des Lebenserhaltungssystems, ein Abschnitt eines Rohrs, einen Filter und einen winzigen Motor. Ich zog sie aus meiner Transporttasche und reichte sie ihr. Für einen unbedarften Leser mag das wenig erscheinen, aber ich kannte Windy, und ich sah, wie die Spannung aus ihrem Leib wich und ihre Augen aufleuchteten. Vorsichtig griff sie nach den Objekten, und ich legte sie in ihre Hände.
    Sie hielt sie, ließ die Jahrhunderte durch sich hindurchfließen, legte sie schließlich auf ihren Schreibtisch und umarmte mich. »Das weiß ich zu schätzen, Chase«, sagte sie. »Du bist in Ordnung.«
    »Gern geschehen«, entgegnete ich.
    »Trotzdem halte ich euch beide für Grabräuber.«
     
    Zehn Minuten später führte sie mich in das Büro des Direktors. Sein Name war Louis Ponzio, ein Mann von grenzenloser

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