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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die Passagiere und den Captain der Polaris, wo immer sie sein mögen.«
    Alex trank, erhob sich und untersuchte sein Glas. »Ich nehme an, wir haben aufgegeben. Oder werden noch irgendwelche Bemühungen angestellt, herauszufinden, was passiert ist?«
    »Nein.« Das Wort kam nur mühsam über Windys Lippen. »Eigentlich nicht. Es gibt einen Ad-hoc-Ausschuss, aber das führt zu gar nichts. Sie werden reagieren, falls sich etwas Neues ergibt. Und dann und wann schreibt irgendjemand ein Buch oder macht einen Film darüber. Konzertierte Bemühungen gibt es allerdings nicht. Aber, Alex, es ist wirklich sehr lange her.« Sie stellte ihr Glas ab. »Als es passiert ist, haben sie die ganze Flotte rausgeschickt nach Delta Karpis. Sie haben überall gesucht. Haben über Lichtjahre in jeder Dimension alles überprüft, was ihnen in den Sinn gekommen ist.«
    »Ohne irgendein Ergebnis?«
    »Nichts.«
    »Hat es überhaupt je irgendeinen Hinweis darauf gegeben, was passiert sein könnte?«, warf ich ein.
    »Nein. Sie haben nicht das Geringste gefunden.« Windy blickte auf ein Armband herab. »Wir sollten jetzt besser gehen. Er befindet sich schon auf dem Gelände.« Sie erhob sich und hielt uns die Tür auf.
    Ich zögerte. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich mit diesem Kerl Umgang pflegen möchte«, bemerkte ich.
    Alex war bereits auf den Beinen und strich sein Jackett glatt. »Du musst ja nicht nett zu ihm sein, Liebes«, sagte er. »Er wird gar nicht an uns interessiert sein.«
    Windy stand auf der Schwelle. »Ich verstehe deine Gefühle, Chase. Und es tut mir Leid. Ich hätte dich ja gewarnt, aber man hat uns zur Geheimhaltung verpflichtet. Es gibt zu viele Leute, die ihn nur allzu gerne umbringen würden. Den Mazha.« Durch ihr Bürofenster sah ich ein paar Gleiter, die eben am Boden landeten. »Aber ich bin froh, dass du gekommen bist. Du wirst dem Saal neuen Glanz verleihen.« Sie lächelte. »Und wie oft hast du schon die Gelegenheit, einen redlichen Diktator kennen zu lernen?«
    »Das ist ein Argument.« Ich sah Alex an.
    »Das geschieht alles im Interesse von Diplomatie und Wissenschaft«, sagte er und schob mich sanft vor sich her.

 
VIER
     
     
Jeder sollte einmal Gelegenheit haben, mit einem Tyrannen zu feiern. Sie tanzen hervorragend.
    Tasker LaVrie
     
    Die Artefakte befanden sich im Auditorium im Erdgeschoss des Proctor Union, ein Geschoss unterhalb der Direktorensuite. Das Proctor Union ist ein weitläufiges Gebäude, das Verwaltungsbüros, ein Museum und ein Konferenzzentrum beherbergt. Es befand sich jenseits der Westschleife des Langen Sees, der eigentlich die Form einer langgezogenen Acht hatte, des Symbols der Unendlichkeit.
    Normalerweise hätten wir aus Windys Büro hinunter und direkt durch die Verbindungstür unter der Fahrrinne gehen können, aber derzeit war aus Sicherheitsgründen alles abgesperrt; also packten wir zusammen und gingen zur Vordertür hinaus. Windy ging voran. Es war eine feuchte, stürmische Nacht, und der Mond war nur als verwaschener heller Fleck an einem brodelnden Himmel zu erkennen. Die Leute, die sich im Freien aufhielten, hatten ihre Köpfe gesenkt und hasteten ihrer Wege. Müßiggängerische Spaziergänger gab es in dieser Nacht nicht.
    Wir überquerten den Langen See auf einer der diversen Brücken. Von den Quegs, die normalerweise zu dieser Jahreszeit in Schwärmen auftauchten, war keine Spur zu sehen.
    Windy zog ihren Mantel eng um ihren Leib. »Heute werden viele Prominente kommen«, sagte sie. Dann rasselte sie Namen und Titel herunter. Senatoren und Richter, Geschäftsleute und Rechtsanwälte. »Alles, was in dieser Stadt Rang und Namen hat.« Was, angesichts der Tatsache, dass Andiquar die Welthauptstadt war, natürlich auch bedeutete, dass es um Ränge und Namen ging, die ganz oben auf der Skala standen. »Als sie gehört haben, dass der Mazha kommen wird, wollten sie alle dabei sein.«
    Das waren dieselben Leute, die ihn schon am nächsten Tag angreifen und in irgendeiner Talkshow über Moral reden würden. Ich sagte jedoch nichts dazu. Ich ging einfach nur weiter.
    »Allzu viele Leute werden aber nicht da sein«, fuhr Windy fort. »Die Einladungen sind erst in letzter Minute rausgegangen.«
    »Auch wegen der Sicherheit?«, fragte Alex.
    »Ja. Seine Wachleute mögen keine langfristigen Planungen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Proctor Union war das Verwaltungszentrum des Komplexes und verfügte über das Erscheinungsbild einer Abschussrampe. Dachfirste liefen in

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