Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
alle Richtungen und waren so angeordnet, dass der Eindruck entstand, das Gebäude würde auf die andere Seite des Narakobo zielen. Der Fluss selbst, den man durch eine Baumreihe vage erkennen konnte, war düster und still. Etwas an dieser Nacht war beunruhigend, ein Flüstern, das von einer nahenden Katastrophe kündete und sich mit dem Wüten der Elemente mischte.
    Zwei Wachleute des Mazha standen schweigend und wachsam vor dem Eingang. Man hätte sie niemals für irgendetwas anderes halten können. Ihre Kleidung war nicht ganz passend, obwohl sie sich offensichtlich Mühe gegeben hatten, sich den übrigen Gästen anzupassen. Aber ein Verbrecher ist und bleibt ein Verbrecher. Ihre Augen streiften über uns hinweg, und einer flüsterte etwas in sein Armband. Oberflächliches Lächeln zeigte sich bei unserer Annäherung auf ihren Lippen, und irgendwo in dem gedehnten Schweigen wiesen wir uns aus und erhielten die Erlaubnis einzutreten.
    »Ich nehme nicht an«, sagte Alex mit leiser Stimme, »dass sie uns für besonders gefährlich halten.«
    »Wir wurden angekündigt«, sagte Windy. Wir kletterten die zwölf Marmorstufen zur Säulenhalle empor.
    Türen öffneten sich, und wir betraten die Lobby. Dort entledigten wir uns zunächst unserer Mäntel, wandten uns dem Hauptkorridor zu und sahen, dass sich das Ereignis bereits auf die Gänge ausgebreitet hatte. Einige Gäste sahen uns, sahen Windy, und kamen herbei, um Hallo zu sagen. Windy stellte uns vor, und wir plauderten kurz, ehe wir weitergingen.
    »Ich bin wirklich überrascht«, sagte Alex, »dass er ausgerechnet hierher gekommen ist. Kompromittiert eine Einrichtung, die der Wissenschaft gewidmet ist, nicht seine religiöse Position?«
    »Ich nehme an, das ist lediglich eine Rolle, die er für sein Volk zu Hause spielt«, entgegnete Windy. »Er kann unmöglich so dumm sein und an der Macht bleiben.«
    Einige Leute, die nach meinem Eindruck zu Windys Büro gehörten, zeichneten alles auf. »Aber sie werden das sehen«, wandte ich ein.
    »In Korrim Mas wird eine andere Geschichte publiziert werden. Die Gläubigen werden erfahren, wie er sich gegen die Ungläubigen behauptet hat.« Sie lachte. »Du darfst diese Dinge nicht so ernst nehmen, Chase.«
    Blau-goldene Fahnen schmückten die Wände. »Seine Nationalfarben?«, fragte Alex.
    »Ja.«
    Wir gingen durch eine Doppelflügeltür in den Empfangssaal. Dort hielten sich etwa dreißig Leute mit Gläsern in den Händen auf und genossen den Abend. Ich erkannte einige Senatoren, den leitenden Wissenschaftsreferenten und eine Hand voll Akademiker. Und, natürlich, Dr. Louis Ponzio.
    Eben der löste sich aus der Gruppe, mit der er sich unterhalten hatte, kam zu uns und ließ uns spüren, wie erfreut er war, uns zu sehen. »Alex«, sagte er und reichte ihm die Hand. »Schön, Sie bei dieser Gelegenheit an Bord zu haben. Hat Windy Ihnen von unserem Gast erzählt?«
    »Ich freue mich schon darauf, ihn kennen zu lernen«, sagte Alex.
    Offensichtlich erinnerte Ponzio sich nicht daran, wer ich war, obwohl er tat, als wüsste er es. Windy frischte seine Erinnerung so unauffällig wie möglich auf. »Seine Exzellenz freut sich bereits sehr darauf, Sie beide kennen zu lernen«, behauptete Ponzio.
    Ich wusste nicht, wie es Alex erging, aber ich war ziemlich sicher, dass ich genauso zufrieden wäre, wenn seine Exzellenz keine Ahnung hätte, wer ich war. Oder wo ich zu erreichen war. »Wie kommt’s?«, fragte Alex.
    »Er schätzt Ihre Arbeit. Vor einigen Jahren haben Sie die Wissenschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Und ihm haben Sie damit Munition geliefert.«
    Alex runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie, Dr. Ponzio, aber ich bin etwas verwirrt. Munition wofür?«
    »Um seinen Landsleuten zu beweisen, dass angeeignetes Wissen eine unsichere Angelegenheit ist. Dass man nie ganz sicher sein kann, welcher Art die Fakten tatsächlich sind. Das passt zu der Haltung, der zufolge es am besten für sie ist, sich schlicht auf ihre heiligen Schriften zu verlassen. Und auf ihn.« Offenbar hatte er gesehen, wie Alex auf all das reagierte, denn nun lachte er und klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist schon in Ordnung, Alex. Wären Sie es nicht gewesen, wäre ein anderer gekommen. Am Ende wäre die Wahrheit auf jeden Fall ans Licht gekommen. Man kann nichts für immer verheimlichen, wissen Sie?« Eine Brünette in Grün und Weiß hob leicht die Hand, erregte Ponzios Aufmerksamkeit und nickte. »Er ist hier«, sagte der Direktor. Sogleich

Weitere Kostenlose Bücher