Polaris
und ihnen einen neuen Anfang ermöglichte, und genau darauf läuft eine Gehirnwäsche nun einmal hinaus.
»Ich verstehe dich voll und ganz, Chase.« Es folgte ein langes Schweigen, was mir verriet, dass sie mehr wollte, als sich nur nach meinem Gesundheitszustand zu erkundigen. »Ich frage mich, ob wir uns wohl für einen Augenblick über diese Artefakte unterhalten könnten.«
»Natürlich«, entgegnete ich. »Den Medien zufolge ist alles zerstört worden.«
»Das ist unglücklicherweise richtig.«
»Tut mir Leid, das zu hören.«
»Ja, das hat uns unsere Pläne verhagelt.« Windy befand sich in ihrem Büro und saß hinter einem Schreibtisch, der mit Aktenordnern, Chips, Büchern und Papieren angefüllt war. Obendrauf lag ein Pullover. Sie war schon beinahe auf dem Heimweg. Ich war für heute der letzte Teil ihrer beruflichen Tätigkeit. »Chase«, sagte sie, »du verstehst sicher, dass sich die Situation auf dramatische Weise verändert hat.«
»Bitte?«
»Die Vermessung würde die Artefakte, die wir an Rainbow verkauft haben, gern wieder zurückkaufen. Euch das Geld zurückgeben. Mit einem großzügigen Bonus natürlich.«
»Windy, ich kann sie dir nicht zurückgeben. Sie gehören mir nicht.«
»Dann werde ich mit Alex sprechen.«
»Das war nicht das, was ich gemeint habe. Wir haben sie bereits unseren Klienten versprochen.«
Sie zögerte. »Du weißt, dass wir eine Polaris-Ausstellung planen. Ein lebensgroßes Modell der Brücke. Avatare. Die Leute können sich mit Tom Dunninger oder Maddy English oder wem auch immer persönlich unterhalten. Wir hatten dieses Urquhart-Holo, Last Man Standing, und ein paar Nancy-White-Programme. Wir haben wirklich viel in Planung und Vorbereitung investiert.«
»Und ohne die Artefakte wird es deiner Meinung nach nicht funktionieren?«
»Genau.«
»Windy, ich glaube nicht, dass die Artefakte so viel ausmachen werden. Aber ich werde Alex deine Bitte übermitteln. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass er ablehnen wird. Und ich denke, du unterschätzt die Öffentlichkeit. Stell die Ausstellung auf die Beine; setz deine PR-Leute dran, und alles wird wunderbar funktionieren.«
Ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht mit mehr gerechnet hatte. Sie nickte nur. »Schön, dass es dir besser geht, Chase«, sagte sie noch einmal, ehe sie das Gespräch beendete.
Und wir sollten von der Vermessung besser keine weiteren Gefälligkeiten erwarten.
Während der nächsten paar Tage wurden sämtliche ortsansässigen Landsleute des Mazha zusammengetrommelt und verhört, aber es gab keine Festnahmen. Dies war seit Menschengedenken das schlimmste Verbrechen in der Geschichte von Andiquar. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich die Leute nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe verlangen. Die Öffentlichkeit war in Rage. Wir hatten eine Botschaft zu verbreiten.
Die Regierung des Mazha leistete Abbitte und versprach, den Opfern Geld zukommen zu lassen und den Wiederaufbau von Proctor Union zu übernehmen. Ich war überrascht, einen Anruf des Mazha persönlich zu erhalten, der nun wieder sicher in seiner Zuflucht im Gebirge hockte (vielleicht auch nicht so sicher). Er hatte meinen Namen auf der Liste der Verwundeten entdeckt. Ob die Heilung gut fortschreite, erkundigte er sich. Würde ich mich wieder ganz erholen?
Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, auf meinem Sofa zu sitzen, in meinem eigenen Wohnzimmer, und mit dem gefürchtetsten menschlichen Wesen der Welt zu plaudern. »Ich möchte mich für die Dummheit dieser Möchtegern-Attentäter entschuldigen«, sagte er. »Sie haben nicht den geringsten Sinn für Anstand.«
»Ja«, entgegnete ich.
»Wir haben versucht, so vorsichtig wie möglich zu sein; aber man kann nie wirklich sicher sein, wie weit diese Fanatiker zu gehen bereit sind.«
»Ich weiß. Sie haben absolut Recht, Exzellenz.«
»Seien Sie versichert, Chase, dass wir wissen, wer dahintersteckt, und wir sind bereits dabei, dafür zu sorgen, dass diese Leute nie wieder irgendjemandem wehtun werden.«
»Ja. Gut. Mir tun sie nicht Leid.«
»Das sollten sie auch nicht.« Er saß in schwarzer Hose und weißem Pullover in einem Ledersessel. Um seinen Hals hing eine Goldkette, und er trug einen goldenen Armreif an seinem rechten Handgelenk. Er sah ziemlich attraktiv aus. »Aber ich freue mich zu erfahren, dass Ihre Verletzungen nur oberflächlich waren.«
»Danke.«
»Ich hatte mir Sorgen gemacht.«
Mir fiel auf, dass ich mich überhaupt nicht nach seinem
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