Polaris
Aliens hatten ein Gerät, mit dem sie den Sprung verhindern konnten. Warum hatte Maddy dann keinen Code White abgesetzt? Antwort wie zuvor.
Worauf waren die Aliens aus? Über diesen Punkt herrschte weitgehende Uneinigkeit. Manche dachten, sie hätten die paar Menschlein analysieren wollen. Andere glaubten, sie wollten die Fähigkeiten der Menschen untersuchen. Darum hatten sie diese spezielle Mission mit all ihren berühmten Passagieren ausgewählt. Diese Vorstellung führte zu einem vollkommen anderen Gedankengang: nämlich dass diese Aliens unter uns lebten und uns jederzeit überwältigen könnten. Dass sie aussahen wie Menschen, aber in ihrem Inneren lauere die Finsternis.
Einige führten kulinarische Gründe an. Die Aliens hatten lediglich herausfinden wollen, ob wir genießbar waren. Oder schmackhaft. Doch offensichtlich, bedachte man die Tatsache, dass es seither keine weiteren Zwischenfälle gegeben hatte, waren wir nicht imstande, ihren Gaumen zu schmeicheln.
Dr. Abraham Tolliver las eine Abhandlung vor, nach der die Polaris von einer Alienmacht übernommen worden war, von der die Konföderation und die Stummen bereits seit der Zeit vor dem Zeitalter der Konföderation gewusst hatten, und der lange, immer wieder aufflackernde Konflikt zwischen Menschen und Stummen habe nur der Tarnung gedient. Tatsächlich, so sagte er, hätten beide Spezies die Existenz einer tödlichen Bedrohung »irgendwo da draußen« erkannt und den Krieg zwischen Verbündeten inszeniert, um ein Rüstungswettrennen zu verheimlichen, das beide Rassen auf den Tag vorbereiten sollte, an dem die fremden Angreifer tatsächlich kommen würden.
Die Polaris hatte ihre eigenen Historiker und Spekulierer. Ich schlenderte zu einer Diskussion mit dem Titel: »Warum wurde Maddy Sternenschiffpilotin?«
Der Dank – oder die Schuld – wurde auf die Schultern ihres Vaters gelegt. Maddy war eines von sechs Kindern, für die ein hoher Maßstab galt und deren Leistungen niemals für ein Lob ausgereicht hatten. Der Vater, der den unglaublichen Vornamen Arbuckle trug, war ein Kleinstadthändler gewesen, der mit seinem eigenen Leben offenbar unzufrieden gewesen war und folglich versucht hatte, den Erfolg durch seine Kinder zu kosten, von denen drei am Ende psychiatrische Hilfe benötigt hatten.
Ein Teilnehmer dachte, Maddy hätte ihren Beruf in dem fehlgeleiteten Wunsch gewählt, ihm zu gefallen (es hieß, er habe ihr anlässlich ihres Schulabschlusses erklärt, sie solle sich mehr bemühen, sie könne es besser). Ein anderer dachte, sie hätte es getan, um so weit wie möglich von ihm wegzukommen.
Tab Everson war ebenfalls bei der Tagung. Er sollte eine Präsentation leiten; also ging ich hin. Als er vorgestellt wurde, erhielt er lautstarken Applaus, weil er die Überreste der Polaris-Artefakte angemessen zur Ruhe gebettet hatte.
Er dankte dem Publikum und erklärte, dass er vor ein paar Jahren selbst an Bord der Polaris gewesen sei. »Jetzt wird sie Sheila Clermo genannt«, sagte er. »Aber wir alle wissen, was wirklich unter den Symbolen der Stiftung steckt.« Er sprach von Evergreen, die sich darauf spezialisiert hatten, Getreide und Gemüse den Zuchtbedingungen in Siedlungen auf fremden Planeten und in künstlichen Umwelten anzupassen. Er hatte Bilder von dem Vorstandsmitglied, das das Schiff gekauft hatte, von der jungen Sheila, vom Inneren des Schiffs und von dem Schiff selbst, wie es das Dock an dem Tag verließ, als er es besucht hatte. Keine Theorien, nur eine geführte Tour. Er war tatsächlich einer der erfolgreicheren Moderatoren des Abends.
Eine junge Frau, die an einer Diskussion zum Thema ›Die Große Illusion‹ teilnahm, erklärte hartnäckig, sie sei Chek Boland vor noch nicht einmal einem Jahr begegnet. »Er war hier, direkt unter der Statue von Tarien Sim am Weißen Teich. Er hat dagestanden und in den Garten geschaut. Im letzten Sommer. Ja, im letzten Sommer war das.
Als ich versucht habe, mit ihm zu sprechen, hat er sich abgewandt. Hat alles abgestritten. Aber ich würde ihn überall erkennen. Er ist natürlich älter geworden, aber er war es ganz bestimmt.«
Dann gab es noch eine Diskussionsrunde mit vier Teilnehmern über ein schwarzes Schiff, bei der ein Gedränge im Zuschauerraum herrschte. Die Diskussionsteilnehmer wurden von dem Moderator als Polaris-Experten unterschiedlichster Art vorgestellt. Offenbar hatte jeder etwas über das Thema veröffentlicht, was eine unabdingbare Voraussetzung für die Anerkennung
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