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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Einzelheiten des Geschehens, beispielsweise ob die Landefähre deaktiviert gewesen war (einige schworen, es wäre so gewesen); ob die KI erst kurz zuvor als Ersatz für das Originalsystem eingebaut worden war; ob die Nancy White, die an Bord gegangen war, die echte Nancy White oder ein böser Zwilling unbekannter Art gewesen war, während die echte all diese vielen Jahre unbehelligt in New York gelebt hatte.
    Sie fanden sich drei Tage lang im Golden Ringeln, einem Mittelklasse-Hotel in der Innenstadt. Ich ging gleich, am ersten Abend hin, als sie gerade mit der Tagung angefangen hatten.
    Das Golden Ring liegt im Park, einem wunderschönen Gelände, ein Flecken Wald, angefüllt mit Bachläufen, gepflasterten Gehwegen, Springbrunnen, Granbybäumen und Bildhauerkunst. Es war kalt, und die Springbrunnen waren außer Betrieb. Ein frischer Wind wehte von Norden herbei.
    Ich ging in die Lobby, bezahlte meinen Teilnahmebeitrag, erhielt eine Plakette mit meinem Namen, schnappte mir ein Programmheft und nahm den Fahrstuhl nach oben.
    Etliche Sitzungssäle im zweiten und dritten Stockwerk waren von der Gesellschaft reserviert worden, und es schien, als fänden in allen gleichzeitig irgendwelche Veranstaltungen statt. An der Bar hielt ich inne, bestellte einen Drink und blickte mich um, um zu sehen, ob ich irgendjemanden erkannte. Oder, was wohl näher an der Wahrheit liegt, um zu sehen, ob da irgendjemand war, der mich erkennen könnte. Sich bei einer Tagung wie dieser sehen zu lassen, war ein bisschen so, als würde man sich bei einem Treffen von Astrologiefans zeigen oder bei den Torwächtern (die, nur für den Fall, dass Sie es nicht mitbekommen haben, behaupten, die Wahrheit über die nächste Welt zu kennen) oder bei dieser Reinkarnationstruppe namens Vorwärts. Aber ich war von Fremden umgeben; also klappte ich im übertragenen Sinneden Kragen hoch und ging zu einer offenen Tür, an der zu lesen stand: DISKUSSIONSFORUM ›FREMDER WIND‹.
    Es saßen nicht mehr als fünfzehn Leute im Publikum, das vielleicht ein Viertel des verfügbaren Zuschauerraums einnahm. Aber es war noch früh; noch waren nicht alle Besucher eingetroffen. »Der fremde Wind«, sagte einer der Diskussionsteilnehmer soeben, »war eigentlich eher ein Sturm. Er fegte durch das Schiff. Dazu war er imstande, weil er aus Anti-Partikeln bestand. Sie interagieren nicht mit regulären Partikeln; deshalb stellte der Rumpf keine Barriere für den Wind dar.« Der Sprecher war fortgeschrittenen Alters, würdevoll, die Art von Mensch, die man leicht für einen Arzt halten konnte, und er war beinahe überzeugend. Aber ich war in wissenschaftlichen Fragen gerade gebildet genug, um zu wissen, dass er Unsinn erzählte.
    Das Publikum schien ihn dennoch ernst zu nehmen. Zumindest ernst genug, um ihm zuzustimmen oder, in manchen Fällen, wenigstens zu versuchen, seine Worte zu widerlegen. Eine auffallend energische Frau protestierte vehement, so etwas könne gar nicht passieren, und die Debatte verlagerte sich auf Gerede über Elektronen, die Eigenarten der Raumkrümmung und Kraftimpulse.
    Das Thema war, wie ich dachte, angemessen bezeichnet. Ich ging über den Korridor weiter zum nächsten Raum.
    Dort wurde diskutiert, ob eine der Menschenwelten, sehr wahrscheinlich Toxicon, eine Mission zusammengestellt hatte, um die Polaris zu unterwandern, die Passagiere zu entführen und zur Arbeit an einem geheimen Projekt zu zwingen. Eine ältere Frau, die jeder ›Tante Eva‹ nannte, wies darauf hin, dass zu den Passagieren zwei medizinische Forscher, ein Kosmologe, eine Populärwissenschaftlerin, ein Politiker und ein Psychiater zählten. Der Politiker und der Kosmologe waren bereits im Ruhestand gewesen. Welche Art Projekt konnte die Dienste einer so verschiedenartigen Gruppe erforderlich machen?
    Die Antwort lautete, dass die Entführer lediglich Dunninger und Mendoza gewollt hatten. Die Neurobiologen. Wusste das Publikum, dass die beiden an lebensverlängernden Maßnahmen gearbeitet hatten?
    Aber natürlich.
    Jemand bemerkte, dass es unter diesen Umständen sehr leicht wäre, die Schuldigen zu fassen. Man musste nur nach einer Welt suchen, deren Politiker nicht alterten.
    Die populärsten Erklärungen umfassten unausweichlich außerirdische Aktivitäten. So ließ sich auf alle Probleme eine einfache Antwort finden. Wenn es eine bedrohliche Alienpräsenz gab und das Schiff bereit gewesen war, in den Armstrong-Raum zu springen, warum war es dann nicht gesprungen? Antwort: Die

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