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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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als Experte zu sein schien.
    Jeder gab eine kurze Erklärung ab. Im Wesentlichen behaupteten zwei, es hätte ein schwarzes Schiff gegeben; die anderen beharrten darauf, dass es keines gegeben habe.
    »Was ist ein schwarzes Schiff?«, fragte ich den jungen Mann neben mir im Flüsterton.
    Die Frage schien ihn zu erschrecken. »Die Verschwörer«, sagte er.
    »Welche Verschwörer?«
    »Das Schiff, das sie entführt hat. Maddy und ihre Passagiere.«
    »Oh. Wieder Toxicon?«
    »Natürlich nicht.« Vielleicht war er verärgert, weil ich ihn von der Streiterei ablenkte, die im vorderen Bereich des Raums erblühte.
    Ein Mann, der aussah und redete wie ein Anwalt, hatte das Wort. »Die Trendelkommission«, sagte er, »hat das seinerzeit ausgeschlossen. Im Zusammenhang mit diesem Vorfall wurde kein interstellares Schiff vermisst.«
    Der Grundgedanke schien zu lauten, dass eine kleine private Gruppe mit Hilfe einer der Personen an Bord der Polaris in der direkten Umgebung aufgetaucht war und sich Zutritt verschafft hatte, bevor irgendjemand ihre Absichten hatte erkennen können. Diese Leute hatten angeblich die Absicht, Lösegeld für die Freilassung der Passagiere zu verlangen. Dank deren Berühmtheit wäre dabei ein erkleckliches Sümmchen herausgesprungen.
    Der Haken an dieser Theorie war, dass niemals irgendjemand eine Lösegeldforderung erhalten hatte. Aber natürlich konnte auch dieser Punkt erklärt werden. Die Opfer waren an Bord des anderen Schiffs gebracht worden, wo sie auf ihre Chance gewartet und die Brücke gestürmt hatten. Im anschließenden Handgemenge wurde das schwarze Schiff beschädigt und trieb von da an durch den Armstrong-Raum, wo es niemals mehr gefunden werden konnte. Eine alternative Theorie behauptete, dass bei dem Kampf ein oder mehrere Entführungsopfer getötet worden waren, wodurch die Freilassung der übrigen zu riskant geworden sei. Auch bei diesen beiden Theorien gab es einen Haken: Im betreffenden Zeitraum war kein Schiff verschwunden.
    Eine Frau mit einer goldenen Schärpe versuchte, diesen Einwand abzuschmettern. »Es brauchte lediglich jemanden«, so verkündete sie, »der die Daten fälschen konnte. Verdammt, warum sind nur alle so blind?«
    Und so ging die Debatte immer weiter und weiter.
    Auf dem Höhepunkt der Geschichte tauchte Cazzie Michaels auf. Er kam herein und setzte sich neben mich, aber ich merkte erst, dass er da war, als er an meinem Ärmel zupfte. »Hi, Chase«, sagte er.
    Cazzie war ein Gelegenheitskäufer. Er hegte eine Leidenschaft für alles, was aus der präinterstellaren Zeit stammte. Was bedeutete, er interessierte sich für terrestrische Artefakte. Davon gab es nur nicht mehr so viele.
    Ich erwiderte sein Lächeln, und zu meinem Entsetzen erzählte er mir, wir würden diese ganze Sache mit dem schwarzen Schiff schon aufklären, ehe er sich erhob, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Moderator sprach ihn mit Namen an.
    »Frank«, sagte Cazzie, »wir haben Chase Kolpath bei uns.« Ich schauderte. »Sie fliegt überlichtschnelle Schiffe und kann vermutlich einige der offenen Fragen beantworten.«
    »Gut.« Frank sah mich an und winkte mit den Fingern. Cazzie bedrängte mich hartnäckig, ebenfalls aufzustehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm den Gefallen zu tun. »Ah«, machte Frank, »ist das wahr, Chase? Sie sind Pilotin?«
    »Ja«, bestätigte ich. Zu meiner Überraschung erhielt ich Applaus.
    »Chase, bitte helfen Sie uns. Ist es möglich, den Aufenthaltsort eines Sternenschiffs innerhalb bestimmter Grenzen zu jedem gegebenen Zeitpunkt festzulegen?«
    »Selbst mit dem Quantenantrieb«, erklärte ich, »gibt es Grenzen. Aber während der Zeit, über die Sie hier sprechen, waren diese Grenzen noch viel ausgeprägter als heute. Damals waren die Regierungsschiffe ebenso wie kommerzielle Frachter verpflichtet, sich alle vier Stunden bei der zuständigen Station zu melden. Fand eine Meldung nicht statt, wurde Alarm ausgelöst. Auf diese Weise wussten sie stets, wo man gerade war. Privatschiffe konnten sich dieser Vorgehensweise ebenfalls anschließen. Manche taten es, manche nicht, aber es gab nicht gerade viele davon.
    Also ist es problemlos möglich, die große Mehrheit der Flotte auszusondern. Was die übrigen Schiffe betrifft, so können Sie sich ansehen, welche Häfen sie im betreffenden Zeitraum angelaufen haben, und bestimmen, ob es für irgendeines dieser Schiffe möglich war, sich in der Nähe des Zielgebiets aufzuhalten. Soweit ich über den

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