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Polarrot

Polarrot

Titel: Polarrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Tschan
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Eintragungen im Katasteramt halt ein wenig genauer nachgezeichnet. Es sind alte Pläne, noch aus Napoleons Zeiten, wissen Sie.“
    „Auf den Straßen wird bald Glätte aufziehen.“
    „Die Konzession war ein Gefallen für einen anderen Bauern aus Saignelégier. Sie ist in Ordnung.“
    „Das hat aber jetzt etwas gebraucht, Yves …“
    „Yves Ueberschlag. Eigentlich Elsässer, Folgensburg. Großvater kam nach dem 1870/71 Krieg hierher.“
    „Also Yves Salto oder Yves Boucle?“, machte sich Breiter lustig.
    „Und Sie, Madame?“, wandte sich Yves an Elsie.
    „Elsie Breiter. Elsie und Jacques Breiter.“
    Elsie reichte ihm ihre Hand, Yves deutete einen Handkuss an.
    „Enchanté.“ Dann wandte er sich an Breiter: „Auch enchanté, Monsieur S’Elagier“, und streckte ihm die Hand entgegen.
    Breiter schlug ein.
    „Alors Monsieur Boucle, wie stellen Sie sich das vor mit dem Bordeaux und Burgunder?“
    „Wir fangen mal klein an. Sie geben den Wein Wirten und Hoteliers zum Probieren, anfänglich niedrige Preise, wenn sie ansprechen, erweitern wir das Sortiment auf teurere Flaschen. Wählen Sie Häuser aus, in denen Offiziere einquartiert sind oder verkehren.“
    „Elsie, was meinst du?“
    „Aber ja, wir machen es. Wir haben ja nichts zu verlieren.“
    „Und wie schmeckt der Wein?“
    „Paul, bring eine Flasche 28er Bordeaux!“
    Yves, so stellte sich im Verlaufe der nächsten beiden Flaschen Château Cantemerle heraus, war fünfundvierzig Jahre alt, Kriegsveteran mit Beindurchschuss, darum pro forma in der Gemeinde angestellt und handelte mit allem, was ihm zwischen die Finger kam: Wein, Cognac, Ersatzteile, Klistiere, Autoreifen, Seidenstrümpfe, Weihnachtsschmuck und Potenzmittel. Er hatte in ganz Frankreich seine Quellen, welche er im Sommer mit seiner zweizylindrigen Motoconfort „Luxe“, Jahrgang 1929, regelmäßig abklapperte. Fand er einen Abnehmer für ein Angebot aus seinem wilden Gemischtwarenkatalog, ließ er sich die entsprechende Menge zusenden. So belieferte er die Streusiedlungen in dieser gottverlassenen Gegend am Rande eines großen Landes mit allen möglichen Dingen und die vereinzelten Gasthöfe mit ein paar besseren Flaschen. Damit sie auch verirrte Kundschaft, die Anderes als den ungenießbaren, einheimischen, goldgelben Savagnin gewohnt war, angemessen bewirten konnten.
    „Elsässer bringen Glück“, meinte Breiter zu Elsie, als sie nach Goumois zurückfuhren.
    „Der Wein ist auf alle Fälle hervorragend. Aber bitte fahr ein wenig langsamer. Mir wird sonst schlecht.“
    „Beschwipst?“
    „Ja, Herrgott.“
    „Schampedisse nimm dr Giggel üs em Schardin sunscht frisst dr dr alle Legümes.“
    „He?“
    „Schorschettlä chumm ab däre Vasch obenabe sunscht gits a Schiffle an Tête“, zog er sie auf elsässisch auf.
    „Wenn du nicht bald langsamer fährst, kotze ich zuerst den Wagen voll und dann das Elsass zu.“
    Breiter verlangsamte merklich. „Muss ich anhalten?“
    „Nein, einfach langsam. Einfach langsam.“
    „Gut so?“
    „Ja. Wieso bringen Elsässer Glück?“
    „Die Witwe Hunziker war Elsässerin. Die hat mir viel Glück gebracht.“
    „Charlotte war wohl keine Elsässerin.“
    „Nein. Deutsche, wie du.“
    „Charlotte und ich müssen das Elsass verteidigen, nicht, Jacques? Damit dein Glück bei dir bleibt.“
    „Das dürfte wohl bald so sein. Die Hunziker hat immer gesagt, dass ihr es euch wieder zurückholt.“
    „He, he, wir sind nicht euch. Bitte. Und zudem habe ich gesagt, Charlotte und ich werden es für dich bis aufs Blut verteidigen. Ist doch lieb von uns, nicht?“
    „Was ist los. Fahre ich immer noch zu schnell?“
    „Nichts, nein, nein.“
    „Also was ist los?“
    „Zu viel getrunken, fertig.“
    „Das spült aber einiges nach oben.“
    „Vielleicht.“
    „Charlotte vielleicht?“
    „Sicher nicht. Die allgemeine Lage, wenn du so willst.“
    Die letzte Kurve des steilen Abstiegs durch den Wald war geschafft und Breiter beschleunigte den Wagen sanft.
    „Zu schnell für die allgemeine Lage?“
    „Ja. Das mit dem Wein ist zwar lustig und ich traue dir auch zu, etwas zu verdienen. Aber wie weiter? Mit der Milch von zwei Kühen? Und wenn der Andere das Elsass holt. Jacques, Frankreich ist im Krieg mit dem Anderen. Auch wenn wir uns hier am Nachmittag besaufen.“
    „Ich war ja zuerst skeptisch, du nicht. Ich glaube, mit Yves haben wir noch einige Möglichkeiten.“
    „So, welche?“
    „Ein Krieg birgt immer auch Chancen. Wir müssen den

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