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Polarrot

Polarrot

Titel: Polarrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Tschan
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sogar, als der Stammkundschaft klar wurde, dass die neuen Gäste Schweizer waren, einer kaum verhohlenen Neugier. So nickten Elsie und Breiter zum Stammtisch hinüber, als sie sich setzten, was nun freundlich erwidert wurde.
    „Hoffentlich setzt sich keiner zu uns“, flüsterte Elsie.
    „Sie fressen dich mit ihren Blicken. Das wird ihnen reichen“, lächelte Breiter zurück.
    Der Wirt trat an ihren Tisch, sagte, was es zu essen gab, empfahl ihnen den Hauswein, ein mittelmäßiger Côte du Rhône, wie sich herausstellte, und fügte als apropos an, dass eine Bezahlung in Schweizer Franken einen Rabatt von zehn Prozent nach sich zöge.
    Das Wildschweinragout war vorzüglich, der Rosenkohl buttrig und die Pommes Allumettes waren knusprig.
    Als Breiter zwei Ballons Côte du Rhône nachbestellte, kam ein kleiner, leicht hinkender, drahtiger Typ mit braunblondem Haar herein, der den Wirt fragte, wem der Traction Avant mit dem Schweizer Kennzeichen gehöre. Der Wirt zeigte auf Breiter und Elsie, worauf der Mann an ihren Tisch kam, sich als Yves vorstellte und fragte, ob er sich für einen Moment zu ihnen setzen dürfe, das Auto interessiere ihn.
    Breiter gab stolz und bereitwillig Auskunft und als Yves fragte, ob sie sich vorstellen könnten, Wein in der Schweiz zu verkaufen, schenkte ihm sogar Elsie ein Lächeln.
    „Wein?“, fragte Breiter und wunderte sich über Yves’ gutes Deutsch.
    „Ja, Burgunder und Bordeaux, in Flaschen oder auch Fässern.“
    „Komm, Jacques, lass uns das machen“, mischte sich Elsie ein, „das wäre etwas Anderes, du kämst wieder ein wenig herum und wärst weniger griesgrämig.“
    „Es braucht aber eine Konzession, meine Liebe, und die gibt es nicht einfach so.“
    „Ich habe eine“, sagte Yves.
    „Was? Sie haben eine Schweizer Konzession?“
    „Ja.“
    „Wie kommen Sie dazu?“
    „Ich habe einfach eine. Reicht das?“
    „Lass es jetzt, Jacques, Wein ist gut, das gefällt mir.“
    „Mmmh … und Sie schlagen mir das nach zwei Minuten einfach so vor? Sie kennen mich nicht, ich kenne Sie nicht. Was soll das?“
    Elsie hätte ihm am liebsten einen Tritt unter dem Tisch verpasst. Sie sah den ganzen Stall schon mit Weinfässern gefüllt. So richtig adrett.
    „Sie haben natürlich Recht“, antwortete Yves, „aber sehen Sie, in diesen Tagen steht selten ein solch modernes Automobil mit Schweizer Kennzeichen vor Pauls Gaststätte. Also musste ich sofort wissen, wem das Fahrzeug gehört. Schließlich zeugt es von Geschmack und Kultur. Genau wie Wein. Und so habe ich gedacht, vielleicht ist das der Mann, den ich schon lange suche. Und wie ich Sie und Ihre entzückende Frau gesehen habe, wusste ich sofort: Yves, diese Chance musst du packen, die kommt nicht mehr so schnell. Denn dieser wohlkultivierte Herr sieht nicht danach aus, als müsste er in der Armee dienen und daher hätte er vielleicht und wenn du ihn zu überzeugen vermagst …“
    „Warum haben Sie eine Konzession?“, fuhr Elsie dazwischen, der das Umständliche bereits auf die Nerven ging.
    „Ich habe einfach eine.“
    „Ja, und warum fahren Sie dann nicht einfach in die Schweiz und suchen sich jemanden, der Erfahrung mit Wein hat? Wir sind Bauern“, versuchte Breiter das Gespräch einem Ende zuzuführen.
    Elsie schaute ihn mit großen Augen an, versuchte ihr Lachen zu unterdrücken, was ihr schlecht gelang und schließlich prustete sie laut los.
    „Ja, was ist? Auch Bauern haben Sonntagsanzüge“, suchte Breiter einen Ausweg und sah dabei von Elsie zu Yves und von Yves zu Elsie und von Elsie wieder zu Yves.
    Yves hob nur die Augenbrauen, dann lachte auch er und schließlich steckte ihr Lachen auch Breiter an.
    „Wie viele Kühe haben Sie denn?“, scherzte Yves.
    „Zwei“, lachte Elsie, „und dies ist kein Witz.“
    „Gut, wir geben zu, dass wir keine richtigen Bauern sind und Sie erklären uns, warum Sie im Besitz einer Schweizer Konzession sind!“, versuchte Breiter das Gespräch wieder in ernsthaftere Bahnen zu steuern.
    „Ich habe sie quasi geerbt und ich kann nicht mehr in die Schweiz, weil ich nicht mehr in die Schweiz kann.“
    „Soll ich zahlen, Elsie?“
    „Gut, gut, eine kleine Schwindelei.“
    „Ja, wir müssen langsam nach Hause, Jacques, Kühe melken.“
    „Auf französischem Boden, hier in der Gegend.“
    „Wirt!“
    „Gut, einen Grenzstein eines Schweizer Bauern versetzt.“
    „Der Ofen ist sicher auch ausgegangen, wenn wir heimkommen.“
    „Ich habe auf der Gemeinde gearbeitet, die

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