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Polarrot

Polarrot

Titel: Polarrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Tschan
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als Putzlappen herhalten mussten, erledigten sich die Kühe von selbst. Pierre, ihr entfernter Nachbar, trois maisons vers Muriaux, bot sich an, die Kühe zu betreuen, gegen ein gewisses Entgelt, versteht sich, dafür kostenlose Milch, ab und zu ein Käse und im Winter auch mal einen Vacherin Mont’d’Or.
    Innerhalb zweier Wochen hatten sie das Haus so weit, dass sie sich darin allmählich wohlfühlten. Elsie legte einen Gemüsegarten an, pflanzte an, was zu dieser Jahreszeit noch Aussicht auf Ernte hatte, kaufte auf dem örtlichen Markt Setzlinge für Wintergemüse und Blumen, während Jacques sich um den Holzvorrat kümmerte. Auch hier half ihm Pierre, „irgendwo da unten am Doubs“, vertrocknete, umgestürzte Tannen mit dem Pferdefuhrwerk nach Les Chenevières zu bringen, wo sie Breiter unter zunehmenden Schwielen an den Innenseiten seiner Hände zu Brennholz zersägte und zerhackte. Die gemeinsame Arbeit hatte Elsie und Breiter in ihrer Partnerschaft bestärkt und sie wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Und die lauen Juliabende vor dem Haus, an einem Feuer, eine Wurst am Haselstecken und ein Schluck Wein als Belohnung für das erbrachte Tagwerk, bestärkten Breiters Annahme, dass sich das Glück aufmachte, ihm wieder den Boden für Größeres zu bereiten.
    Anfang August ordnete der Bundesrat eine Teilmobilmachung des Grenzschutzes an, was Breiter dazu bewog, schnurstracks trois maisons vers Muriaux zu gehen und den Kuhhandel mit Pierre schriftlich festzuhalten.
    In den nächsten Tagen kamen die Soldaten, an den leicht zugänglichen Stellen am Doubs wurden Panzersperren und Stacheldrahtverhaue aufgestellt, die Straße nach Goumois wurde an strategisch bedeutenden Stellen mit Sperren und Wachen versehen, Zimmer für Offiziere wurden rekrutiert und die Wirtshäuser waren Abend für Abend krachend voll.
    Die einheimischen braven Mädchen wie auch die von auswärts gekommenen leichten Mädchen hatten ihre Freude an den jungen Soldaten und strammen Unteroffizieren wie auch die Bauern, die Pferde verliehen, Gemüse, Fleisch, Hafer und Brennholz den Quartiermeistern zu anständig hohen Preisen verkaufen konnten.
    Breiter und Elsie hielten sich bedeckt, gingen dem Militär, wann immer möglich, aus dem Weg, Breiter stellte den Wagen in den Stall, vergrub die übrig gebliebenen Goldbarren hinter dem Haus, und dem Bittgottesdienst zwei Tage nach Hitlers Überfall auf Polen blieben sie auch fern.
    Im Zuge der Kriegserklärungen von Frankreich und England an Deutschland kamen noch mehr Soldaten, die aber bald unterbeschäftigt waren, da es an der französischen Grenze und aufgrund der Lage gar nichts zu tun und nicht viel zu bewachen gab. Ab und zu waren Flugzeuge zu hören, und in Basel waren laut Zeitungsberichten deutsche Flakgranaten eingeschlagen, die zwei Verkäuferinnen schwer verletzt hatten. Die Aufregung machte einer wachsamen Ruhe Platz. Der Sauhund konzentrierte sich auf den Osten.
    Der Winter kam, kalt und klirrend, ein Großteil der Truppen verließ die Gegend wieder, die verbliebenen Soldaten flohen, wann immer möglich, in die Wärme ihrer Quartiere. Es machte wenig Sinn, die steil abfallenden, durch Schnee und Eis nahezu unpassierbar gewordenen Waldwege zu bewachen. Außer ein paar aus Frankreich eingewanderten Wildschweinen, Rehen und Füchsen bedrohte da niemand die Schweiz.
    An einem sonnigen Dezembertag holte Breiter den Traction Avant aus dem Stall, schloss die Batterie an, hielt Elsie galant die Wagentüre auf und fuhr über Saignelégier hinunter an den Doubs nach Goumois und dort über die französische Grenze. Außer ein paar Stacheldrahtverhauen und ein paar Soldaten, die auf den Kriegszustand hinwiesen, konnte die Grenze wie zu Friedenszeiten passiert werden.
    Sie fuhren durch kahle Mischwälder, vorbei an umgepflügten Feldern im Winterschlaf, an Weilern, die man, wäre den Schornsteinen kein Rauch entstiegen, für verlassen gehalten hätte, und in den Gärten hatten Rosenkohl, Lauch und Wirz noch nicht allen Schnee abgeschüttelt.
    In Charmauvillers kehrten sie in einem Gasthof ein, an dessen Stammtisch ein paar Bauern des Dorfes ihrem Ballon Vin Rouge nachgingen, am hinteren Tisch spielten vier Soldaten Karten und tranken Bier, ein Pärchen aß zu Mittag und der Wirt hinter dem Tresen trocknete Gläser und unterhielt sich mit dem Stammtisch.
    Die durch den Eintritt von Elsie und Breiter schlagartig eingetretene Ruhe im Gastraum verflüchtigte sich schnell wieder, ja wich

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