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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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zu lange am Boden lassen.«
    Er stand auf und drehte sich zu der improvisierten Landebahn um. »Ich bereite die Lichter vor.«
    Tipton, der den Funkspruch nicht mithören wollte, ging weg. Er wusste intuitiv, dass irgendetwas schiefgegangen sein musste. Roman war frühzeitig aufgebrochen. Er hätte schon vor fast einer Stunde mit der Besatzung der
Polar Dawn
zurückkehren müssen. Und jetzt sollten sie wenigstens in Sicht sein. Roman war ein guter Kommandeur, dessen Männer bestens ausgebildet waren. Irgendetwas musste da furchtbar schiefgegangen sein.
    Bei der Landebahn angekommen, schaltete Tipton zwei batteriebetriebene blaue Lichter ein. Dann ging er zum anderen Ende der primitiven Piste und aktivierte ein weiteres Lichterpaar. Anschließend begab er sich zum Lager, wo er den Corporal vorfand, der den Einsatztrupp vergeblich über Funk zu erreichen versuchte, während ein anderer Soldat weiter Ausschau hielt.
    »Ich bekomme keine Antwort«, meldete der Corporal.
    »Versuchs weiter, bis die Maschinen gelandet sind.« Tipton wandte sich an die beiden Männer. »Wir haben unsere Befehle. Wir setzen uns ab, egal, ob der Trupp hier ist oder nicht.«
    Tipton trat näher zu dem Soldaten, der Ausschau hielt und in seinem dicken weißen Parka kaum von dem Corporal zu unterscheiden war.
    »Johnson, fordern Sie die Piloten auf, fünf Minuten zu warten. Ich gehe auf die Anhöhe und halte weiter Ausschau nach dem Captain. Aber dass ihr nicht ohne mich abhaut«, knurrte er.
    »Ja, Sergeant.«
    Eine Minute später drang ein leises Summen durch die eisige Nachtluft. Das Geräusch wurde lauter und schwoll zum unverkennbaren Dröhnen eines Flugzeuges an, dem ein zweites folgte. Die beiden Ospreys flogen ohne Positionslichter und waren am schwarzen Himmel nicht zu sehen. Die eigens für Langstreckeneinsätze modifizierten Maschinen waren auf einem Flugplatz in Eagle, Alaska, gestartet, der unmittelbar hinter der Grenze zum Yukon-Territorium lag, und hatten die siebenhundert Meilen lange Strecke im Tiefflug über die Tundra zurückgelegt, ohne dass sie in dieser abgelegenen kanadischen Region irgendjemand entdeckt hatte.
    Tipton erreichte die Anhöhe und warf einen Blick zurück zur Landebahn, wo gerade die erste Maschine einschwebte. Die Piloten der Osprey warteten, bis sie nur noch fünfzehn Meter über dem Boden waren, bevor sie die Landescheinwerfer einschalteten, dann setzten sie kurz hinter den blauen Lichtern auf, jagten die Motoren hoch und rollten zum anderen Ende der Landebahn, wo sie rasch in einem engen Bogen wendeten. Im nächsten Augenblick kam die zweite Osprey herunter, rollte holpernd über die unebene Piste und stellte sich hinter die wieder startbereite erste Maschine.
    Tipton wandte sich dem Golf zu und suchte die Küste mit seinem Nachtglas ab.
    »Roman, wo bist du?«, zischte er, wütend darüber, dass die Truppe nicht auftauchte.
    Aber nirgendwo waren die Gummiboote oder die Männer zu sehen, die damit weggefahren waren. Nur die weite See und eine menschenleere Eisfläche erstreckten sich vor dem Glas. Geduldig wartete er noch fünf Minuten, dann zehn, doch es blieb vergeblich. Der Einsatztrupp kam nicht zurück.
    Er hörte die Motoren des einen Flugzeugs aufheulen und riss sich von seinem eisigen Posten los. Unbeholfen rannte er mit seiner Schutzkleidung den Hang hinab und stürmte zur offenen Seitentür der ersten Maschine. Er sprang hinein und handelte sich prompt einen finsteren Blick des Piloten ein, der die Gasregler sofort nach vorn schob. Tipton schleppte sich zu einem freien Sitz neben dem Corporal, als die Osprey holpernd über die Landebahn rollte und abhob.
    »Keine Spur?«, schrie ihm der Corporal im Motorenlärm zu.
    Tipton schüttelte den Kopf, während er ein ums andere Mal an den Spruch »niemand wird zurückgelassen« dachte. Dann wandte er sich vom Corporal ab und starrte stumpf aus dem kleinen Fenster.
    Die Osprey und ihre dichtauf folgende Begleitmaschine flogen über den Coronation Golf hinaus, um Höhe zu gewinnen, dann drehten sie in Richtung Westen ab und nahmen Kurs auf Alaska. Tipton blickte geistesabwesend auf die Lichter eines in Richtung Osten dampfenden Schiffes hinab. Im ersten Dämmerlicht erkannte er, dass es ein Eisbrecher war, der einen großen Leichter schleppte.
    »Wo sind sie?«, murmelte Tipton vor sich hin, dann schloss er die Augen und zwang sich zu schlafen.
55
    Tipton konnte nicht wissen, dass er auf seine Kameraden von der Delta Force hinabgeblickt hatte. Ebenso

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