Polarsturm
Pitt bei.
Lisa schüttelte den Kopf. »Wir haben das Experiment mindestens ein Dutzend Mal wiederholt. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass der Katalysator funktioniert.«
»Dann wird es höchste Zeit, etwas zu unternehmen«, warf Loren ein. »Sag Maxwell morgen Bescheid, dann kann ich ihm bei der Anhörung eine scheinbar harmlose Frage stellen. Anschließend sehe ich zu, dass wir mit dem Präsidenten sprechen.«
»Mit dem Präsidenten?« Lisa errötete.
»Unbedingt. Bis ein Finanzierungsgesetz erlassen ist, brauchen wir eine Regierungsanweisung, um die Konstruktion umgehend in die Wege leiten zu können. Der Präsident weiß doch über das Kohlendioxidproblem Bescheid. Wenn eine Lösung greifbar ist, wird er sofort aktiv werden.«
Lisa, die von den möglichen Folgen ihrer Entdeckung schon jetzt überwältigt war, schwieg eine Weile. Schließlich nickte sie.
»Du hast natürlich Recht. Ich mache es. Morgen.«
Pitt übernahm die Rechnung, dann gingen sie alle drei zum Auto. Sie fuhren nahezu schweigend nach Hause, jeder war mit dem Ausmaß von Lisas Entdeckung beschäftigt. Als Pitt vor Lisas Stadthaus in Alexandria hielt, sprang Loren aus dem Wagen und umarmte ihre alte Freundin.
»Ich bin ja so stolz auf dich«, sagte sie. »Wir haben uns früher immer darüber lustig gemacht, wie wir die Welt verändern wollen. Jetzt können wir es wirklich tun.« Sie lächelte.
»Danke, dass du mir Mut gemacht hast, die Sache voranzutreiben«, erwiderte Lisa. »Gute Nacht, Dirk«, sagte sie und winkte Pitt zu.
»Dass Sie es nicht vergessen! Ich komme morgen früh mit dem Bericht über den Kohlendioxidgehalt der Ozeane zu Ihnen.«
Als Loren wieder eingestiegen war, legte Pitt den ersten Gang ein und fuhr los.
»Nach Georgetown oder zum Hangar?«, fragte er Loren.
Sie kuschelte sich an ihn. »Heute Abend zum Hangar.«
Pitt lächelte, als er den Auburn in Richtung Reagan National Airport steuerte. Obwohl sie verheiratet waren, hatten sie nach wie vor getrennte Wohnungen. Loren hatte ihr schickes Stadthaus in Georgetown behalten, brachte aber den Großteil ihrer Freizeit in Pitts ausgefallener Unterkunft zu.
Am Flughafen angekommen, fuhr er auf einer staubigen Nebenstraße zu einem dunklen, abgelegenen Teil des Geländes. Nachdem sie ein Tor im Elektrozaun passiert hatten, hielt er vor einem schummrig beleuchteten Hangar. Pitt gab den Sicherheitscode in eine Fernbedienung ein und sah zu, wie eine Seitentür des Hangars aufglitt. Eine Reihe von Deckenleuchten ging an und tauchte den Innenraum, der an ein Verkehrsmuseum erinnerte, in gleißendes Licht. Dutzende auf Hochglanz polierte alte Autos waren in der Mitte des Raumes aufgereiht. An der einen Wand stand ein mächtiger Pullmanwagen auf einem im Boden eingelassenen Gleisstück. Die rostige Badewanne mit dem seitlich angeschraubten Außenbordmotor hingegen und das verwitterte und windschiefe Boot mit den Schwimmkörpern, die sich in der Nähe befanden, schienen nicht recht zu den anderen Sammlerstücken zu passen. Als Pitt in den Hangar stieß, fielen die Scheinwerfer des Auburn auf zwei Flugzeuge, die im hinteren Teil des Gebäudes standen. Das eine war eine Ford Tri-Motor, das andere eine schnittige Messerschmitt 262, ein Düsenjäger aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Flugzeuge waren ebenso wie viele Autos in dieser Sammlung Erinnerungsstücke an frühere Abenteuer. Selbst die Badewanne und das Boot kündeten von Gefahren, verlorenen Liebsten und den Unwägbarkeiten des Lebens, weshalb Pitt sie auch aufgehoben hatte.
Pitt parkte den Auburn neben einem 1921er Rolls-Royce Silver Ghost, der gerade restauriert wurde, und stellte den Motor ab. Als sich das Hangartor hinter ihnen schloss, wandte sich Loren an Pitt und fragte: »Was meine Wähler wohl von mir halten würden, wenn sie wüssten, dass ich in einem aufgelassenen Flugzeughangar wohne?«
»Vermutlich hätten sie Mitleid mit dir und würden dir höhere Wahlkampfspenden zukommen lassen«, erwiderte Pitt lachend.
Er nahm sie an der Hand und führte sie über eine Wendeltreppe in ein Loft, das sich in einem Teil des Gebäudes befand. Loren hatte ihre Rechte als Ehefrau geltend gemacht und Pitt gezwungen, die Küche umzubauen und der Wohnung ein weiteres Zimmer hinzuzufügen, das sie als Gymnastikraum und Büro benutzte. Aber sie wusste, dass sie die Bullaugen aus Messing, die Seestücke und anderen nautischen Gegenstände, die der Unterkunft eine ausgesprochen männliche Atmosphäre verliehen, nicht anrühren
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