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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Passage auf Drängen ihrer Regierung hin. Weber richtete das Glas auf den Bug des Schiffes und konnte im schwindenden Abendlicht gerade noch den Namen ATLANTA erkennen, der dort in weißen Lettern prangte.
    »Es heißt
Atlanta
«, sagte er zu Hopkins. Der Funker nickte und versuchte, das Schiff unter seinem Namen zu erreichen, aber er erhielt nach wie vor keine Antwort.
    Weber hängte das Fernglas an einen Eisenhaken, nahm einen Ordner vom Kartentisch, schlug ihn auf und suchte auf einem Computerausdruck nach dem Namen
Atlanta
. Denn alle nichtkanadischen Schiffe, die die Nordwestpassage befahren wollten, mussten die Küstenwache sechsundneunzig Stunden vorher verständigen. Weber überzeugte sich davon, dass die Akte per Satellitenverbindung noch an diesem Tag auf den neuesten Stand gebracht worden war, fand aber trotzdem keinen Hinweis auf die
Atlanta
.
    »Bringen Sie uns auf ihren Backbordbug. Hopkins, teilen Sie ihnen mit, dass sie sich in kanadischen Hoheitsgewässern befinden, und befehlen Sie ihnen, die Maschinen zu stoppen und sich einer Inspektion zu unterziehen.«
    Während Hopkins die Mitteilung absetzte, änderte der Rudergänger den Kurs des Schiffes, dann warf er einen Blick auf das Radarsichtgerät.
    »Vor uns wird der Sund enger«, meldete er. »Ungefähr drei Kilometer Backbord voraus liegt Packeis.«
    Weber nickte, ohne den Blick von der
Atlanta
abzuwenden. Das Handelsschiff machte erstaunlich schnelle Fahrt, mehr als fünfzehn Knoten, schätzte er. Als sich das Boot der Küstenwache näher schob, stellte Weber erneut fest, dass das Schiff sehr hoch im Wasser lag. Warum sollte ein nur leicht beladenes Schiff die Fahrt durch die Passage versuchen?, fragte er sich.
    »Ein Kilometer bis Abfangpunkt«, sagte der Rudergänger.
    »Auf Kurs bleiben. Bringen Sie uns bis auf hundert Meter heran«, befahl der Kapitän.
    Das schwarze Handelsschiff nahm das Patrouillenboot der Küstenwache nicht wahr, so jedenfalls kam es den Kanadiern vor. Hätten sie genauer auf den Radarbildschirm geachtet, dann wäre ihnen aufgefallen, dass das amerikanische Schiff sowohl beschleunigte als auch den Kurs leicht änderte.
    »Warum reagieren die nicht«, murmelte der Rudergänger, der Hopkins’ vergebliche Funkrufe allmählich leid war.
    »Wir werden sie schon auf uns aufmerksam machen«, sagte Weber. Der Kapitän ging zum Fahr- und Kommandostand und drückte auf einen Knopf, der das Typhon betätigte. Zwei lange, tiefe Sirenentöne hallten über das Wasser, dann warteten die Männer auf der Brücke schweigend auf eine Reaktion. Aber wieder tat sich nichts.
    Mehr konnte Weber kaum unternehmen. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten war die kanadische Küstenwache eine zivile Organisation. Die Besatzung der
Harp
hatte weder eine militärische Ausbildung, noch war das Schiff bewaffnet.
    Der Rudergänger musterte das Radarsichtgerät und meldete: »Keine Fahrtminderung. Ich glaube sogar, die werden schneller. Sir, wir kommen ans Packeis.« Weber fand, dass sein Tonfall dringlicher klang. Als er sich auf das Handelsschiff konzentrierte, hatte der Rudergänger das Packeis nicht im Auge behalten, das sich jetzt querab an Backbord befand. An Steuerbord war das unter Volldampf laufende Handelsschiff nurmehr ein paar Dutzend Meter entfernt und fast auf gleicher Höhe mit dem Patrouillenboot.
    Weber blickte zur hohen Brücke der
Atlanta
auf und fragte sich, was für ein Dummkopf dieses Schiff wohl kommandierte. Dann bemerkte er, dass der Bug des Frachters plötzlich auf sein Boot zuschwenkte, und ihm wurde klar, dass dies kein Spiel war.
    »Ruder hart Backbord«, schrie er.
    Dass das Handelsschiff auf sie zuhalten würde, war das Letzte, was irgendwer erwartet hatte, aber im nächsten Moment schon ragte der große Frachter über der
Harp
auf. Das Patrouillenboot, dessen Besatzung sich wie ein Käfer unter dem erhobenen Fuß eines Elefanten vorkam, versuchte verzweifelt, dem verheerenden Rammstoß zu entrinnen. Hektisch reagierte der Rudergänger auf Webers Befehl, riss das Rad eine volle Umdrehung herum und betete darum, dass sie an dem größeren Schiff vorbeikamen. Doch die
Atlanta
war zu nah.
    Mit einem dumpfen Schlag prallte die Seitenwand des Frachters auf die
Harp
. Doch beim Aufprall wurde nur das Heck getroffen, da das Patrouillenboot schon fast abgedreht hatte. Dennoch brachte der Stoß die
Harp
schwer ins Krängen, und als eine große Welle über sie hinwegrollte, wäre sie fast gekentert. Der geplagten Besatzung kam es wie

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