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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Morgens, Liebes«, eröffnete ich ihm.
»Irgendwie scheint es mir später zu sein.«
»Vertrau mir, Daran.«
»Natürlich, Tante Pol.« Er erhob sich. »Ich bin nach dem Mittagessen wieder zurück.« Er ließ die Armmuskeln spielen. »Dieses Wams wird langsam ein bißchen knapp um die Schultern. Vielleicht kann mein Schneider es etwas auslassen.« Dann ging er zur Tür und verließ den Raum.
»Kamion«, sagte ich.
»Ja, Pol?«
»Wir sollten eine Ehefrau für ihn finden. Das Junggesellendasein verdirbt die Gewohnheiten, wie mir aufgefallen ist.«
Kamion brach in Gelächter aus.
»Was ist so komisch daran?«
»So habe ich das noch nie jemanden ausdrücken hören, Pol. Nun, warum stelle ich nicht eine Liste aller in Frage kommenden – und noch ungebundenen – adligen Jungfrauen hier zusammen?«
»Nicht nur die adligen, Kamion«, entschied ich mit fester Stimme.
»Darf der Prinz denn eine Gemeine heiraten?« Kamion wirkte leicht entsetzt.
»Er darf jede heiraten, die ich für ihn bestimme, Kamion«, sagte ich. »Wir haben es mit einer überaus ungewöhnlichen Familie zu tun, so daß die üblichen Regeln hier nicht greifen. Wir werden Darans Gemahlin nicht auswählen. Diese Entscheidung wird von jemand anderem getroffen.«
»Oh? Von wem?«
»Ich bin nicht befugt, mit Euch darüber zu sprechen – und Ihr würdet mir auch nicht glauben, selbst wenn ich es Euch erzählte.«
»Eins von jenen Dingen?« fragte er mit einem gewissen Widerwillen in der Stimme.
»Genau. Fangt Ihr schon einmal mit Eurer Liste an, während ich mir meine Anweisungen hole.«
Er seufzte.
»Was ist los?«
»Ich hasse das, Pol. Ich verstehe gerne was ich tue.«
Jetzt war es an mir, laut loszulachen. »Glaubt Ihr wirklich, das Phänomen Liebe und Ehe sei eine Angelegenheit der Vernunft, Kamion? Wir Menschen sind zwar nicht ganz wie die Vögel, die sich von der Zurschaustellung eines bunten Gefieders anziehen lassen, aber das kommt der Sache schon sehr nahe. Vertraut mir in dieser Angelegenheit, mein Freund.«
»Ihr benutzt diesen Begriff heute morgen recht ausgiebig, Pol.«
»Wenn Ihr und Daran einfach auf mich hören würdet, müßte ich mich nicht so häufig wiederholen. Und jetzt fort mit Euch, Kamion, ich habe zu arbeiten.«

Ich kehrte in meine Räumlichkeiten zurück und schickte meine Gedanken auf die Suche nach Mutter.
»Ja, Polgara?« erreichte mich ihr Gedanke.
    »Kamion sucht alle geeigneten Kandidatinnen auf der Insel, Mutter. Wie entscheiden wir, welche von ihnen die richtige ist?«
    »Ihr werdet es wissen – und Daran auch.«
»Wir lassen doch nicht etwa ihn die Entscheidung treffen, oder? Er ist ja ein netter Junge, aber das hier ist eine wichtige Sache.«
Sie lachte, tatsächlich, sie lachte. »Bring sie einfach eine nach der anderen in die Halle des rivanischen Königs, Pol«, wies sie mich an. »Ihr werdet es sofort wissen – und Daran ebenfalls.«
Und so machten wir es auf ihre Art. Unsere Vorgehensweise war wirklich nicht sonderlich subtil. Kamion ließ eine allgemeine Verlautbarung verbreiten, daß Daran eine Gemahlin suche – obwohl der Prinzregent vermutlich alles andere als das im Sinn hatte. Man ließ die jungen Frauen der Insel, eine nach der anderen, vor dem Thron in der Halle des rivanischen Königs vorbeiziehen. Alle trugen sie ihre besten Gewänder, und jede von ihnen bekam fünf Minuten für den Versuch, unseren zunehmend nervösen – ja, man konnte sagen verschüchterten – Junggesellen einzufangen.
Es dauerte tagelang, und der arme Daran ging in einer Flut süßlichen Lächelns unter, als die Jungfrauen der Insel ihn zu betören versuchten.
»Wenn das noch länger dauert, Tante Pol, renne ich weg«, drohte er mir eines Abends.
»Aber nicht doch, Liebes«, beschwichtigte ich ihn. »Dann müßte ich dir ja nachlaufen und dich zurückbringen. Du mußt dich verheiraten, Daran, weil du einen Erben für den Thron deines Vaters zeugen mußt. Diese Pflicht hat Vorrang vor allem anderen. Jetzt geh und ruh dich aus. Du wirkst richtig erschöpft.«
»Das würdest du auch, wenn man dich wie ein Stück Rinderbraten anstarrt.«
Es war der folgende Tag, glaube ich, als sie den Thronsaal betrat. Sie war ziemlich klein, ihr Haar beinah so dunkel wie meines. Ihre großen, leuchtenden Augen hingegen waren so dunkel, daß man sie fast schwarz nennen konnte. Ihr Vater, ein sehr geringer Adliger, kaum mehr als ein Bauer, besaß ein winziges Gut im Gebirge. Sie hieß Larana, trug ein schlichtes Kleid und trat ziemlich zaghaft ein. Sie

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