Polgara die Zauberin
hatte die Augen niedergeschlagen, und ihre alabasterfarbenen Wangen tünchte ein Hauch von Röte.
Ich hörte, wie Daran die Luft wegblieb, und drehte mich abrupt zu ihm um. Sein Gesicht war aschfahl geworden, und seine Hände zitterten. Wichtiger war indes die Tatsache, daß der Orb des Meisters im Knauf vom Schwert seines Vaters in einem weichen Rosa glühte, ein Erröten, das beinah dieselbe Farbe wie Laranas Wangen besaß.
Ich trat zu dem rivanischen Wächter herüber. »Schickt die anderen fort, Kamion«, wies ich ihn an. »Wir haben diejenige gefunden, die wir suchten.«
Kamion starrte ungläubig den rosa glühenden Orb an. »War das so vorgesehen, Pol?« fragte er mit etwas erstickter Stimme.
»Selbstverständlich«, gab ich beiläufig zurück. »Ihr dachtet doch nicht etwa, wir würden all diese Mädchen Strohhalme ziehen lassen, oder?« Dann stieg ich das Podest herunter und ging auf die zukünftige Braut zu. »Guten Morgen, Larana«, begrüßte ich sie.
»Lady Polgara«, erwiderte sie mit einem anmutigen Hofknicks.
»Komm doch mit mir, meine Liebe«, sagte ich.
»Aber –« Ihr Blick verschlang Daran geradezu.
»Du wirst später noch Zeit haben, mit ihm zu reden, meine Liebe«, versprach ich ihr. »Jede Menge Zeit, vermute ich. Es gibt da einige Dinge, die du wissen mußt, also laß sie uns gleich von Anfang an klarstellen.« Entschlossen nahm ich unsere zukünftige Braut am Arm und führte sie auf das Portal zu.
»Tante Pol.« In Darans Stimme schwang fast so etwas wie Panik mit.
»Später, Liebes«, erklärte ich ihm. »Warum gehst du nicht mit Lord Brand in unser Besprechungszimmer? Larana und ich werden uns in wenigen Augenblicken zu euch gesellen.«
Ich brachte Larana in meine Gemächer, hieß sie sich setzen und gab ihr eine Tasse Tee, um die Nerven zu beruhigen. Dann erzählte ich ihr in groben Zügen von der sehr speziellen Familie, in der sie in Bälde einheiraten würde.
»Ich dachte immer, all diese Geschichten seien eben nur Geschichten, Lady Polgara. Wollt Ihr damit behaupten, sie seien wirklich wahr?«
»Sie sind vermutlich eine Spur übertrieben, Larana«, sagte ich, »aber trotzdem mehr oder weniger wahr.«
»Weiß der Prinz es? Daß ich erwählt worden bin, meine ich?«
»O liebe, liebe Larana!« lachte ich. »Hast du sein Gesicht nicht gesehen? Im Augenblick würde er durchs Feuer gehen, nur um dich zu sehen!«
»Aber ich bin so gewöhnlich.«
»Nein, meine Liebe«, widersprach ich entschlossen. »Du bist nie gewöhnlich gewesen und wirst es nie sein. Und jetzt trink deinen Tee aus, dann leisten wir den Männern Gesellschaft.«
Sie stellte ihre Tasse ab. »Sollten wir uns nicht lieber beeilen, Lady Polgara?« fragte sie. »Ich möchte nicht, daß er weggeht.«
»Keine Angst, Liebes. Er geht nicht weg. Laß ihn nur ein bißchen warten. Das tut ihm gut.«
Als wir beide uns zu Kamion und Daran in dem blau ausgestatteten Besprechungszimmer gesellten, wiederholte sich die Szene jenes Tages in dem Gasthof in Camaar, als meine Schwester und Riva sich zum erstenmal gesehen hatten.
»Sagen sie denn gar nichts zueinander, Pol?« flüsterte Kamion mir nach etwa einer halben Stunde absoluten Schweigens ins Ohr.
»Sie sagen etwas zueinander, Kamion. Hört mit Euren Augen, nicht mit Euren Ohren.«
Er betrachtete das glückliche Paar und erblickte die selbstvergessene Hingabe in ihren Augen. »Ich glaube, ich sehe, was Ihr meint, Pol. Es ist fast peinlich, mit ihnen im selben Raum zu sein.«
»Ja«, stimmte ich ihm zu. Dann maß ich Larana mit einem nachdenklichen Blick. »Ihr gebt mir am besten zehn Tage, bevor ihr die Hochzeit ansetzt, Kamion. Ich werde ein langes Gespräch mit Arell über Laranas Hochzeitskleid und ein paar andere Kleinigkeiten führen müssen.«
»Dann ist also alles beschlossen? So schnell? Meine Werbung dauerte über ein halbes Jahr.«
Ich tätschelte ihm die Wange. »Dies hier ist effektiver, mein lieber Junge«, klärte ich ihn auf. »Ihr müßt vermutlich in den nächsten Monaten die meisten Entscheidungen hier auf der Insel treffen. Daran wird jetzt eine Zeitlang nicht sehr vernünftig sein. Oh, Ihr sprecht am besten mit Riva und erzählt ihm die Neuigkeiten. Er wird natürlich zugegen sein müssen, und wir sollten ihm Zeit geben, sich auf seinen ersten öffentlichen Auftritt nach so langer Zeit gebührend vorzubereiten.«
»Das könnte sich möglicherweise als etwas heikel erweisen. Pol. Er hat das letzte Jahr über sehr zurückgezogen gelebt Wenn ich es nicht besser wüßte,
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