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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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leitet.«
»Aber –«, begann Vater einzuwenden.
»Ich will nichts mehr davon hören!« donnerte der Meister. »Bleib zu Hause, Belgarath!«
Vater nuschelte etwas in seinen Bart.
»Was war das?« fragte der Meister nach.
»Nichts, Meister.«
Ich hätte viel darum gegeben, Zeuge dieses Wortwechsels gewesen zu sein.
Und so ging Maragor unter – abgesehen von jenen wenigen Gefangenen, die an nyissanische Sklavenhändler verkauft wurden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Invasion von Maragor und der Völkermord an seinen Einwohnern zog die Götter in diese traurige Angelegenheit hinein. Nedra bestrafte diejenigen seiner Kinder, die am tiefsten in die Freveltaten verwickelt waren, und Maras gramgebeugte Antwort verschloß das geschundene Maragor vor weiteren tolnedrischen Einfällen. Das wäre an sich schon Strafe genug gewesen, doch dann mischte sich auch Belar in die Züchtigung der habgierigen Tolnedrer ein, indem er seine Chereker dazu ermunterte, die tolnedrische Küste von Norden nach Süden zu überfallen und zu plündern. Die Chereker brauchten nicht allzu viel Ermutigung. Wenn man an der Oberfläche eines Cherekers kratzt, kommt ein Pirat zutage. Dadurch bekamen die Tolnedrer andere Dinge, um die sie sich kümmern mußten, als über all das Gold in Maragor zu brüten oder sich davor zu ängstigen, in das Kloster von Mar Terrin gesteckt zu werden. Ich denke, ich muß nicht länger bei dieser betrüblichen Kette von Ereignissen verweilen.
Ich bin indes davon überzeugt, daß Vater den Streit zwischen den Göttern, der angeblich auf die Vernichtung der Marager folgte, übertrieben hat. Nedra war sichtlich unzufrieden mit seinem Volk wegen seines abscheulichen Betragens. Es würde mich gar nicht überraschen zu erfahren, daß Belar seine Chereker auf Anraten seines Bruders hin an die tolnedrische Küste schickte. Wenn man einen Tolnedrer bestrafen will, muß man ihm nur die Früchte seiner Diebereien wieder wegnehmen.
Die Raubzüge setzten sich noch einige Jahrhunderte lang fort, bis Ran Borune I. um die Mitte des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts seine fetten, faulen Legionen aus ihren Garnisonslagern trieb und ihnen befahl, sich ihr Geld zu verdienen.
Mein Vater, mein Onkel und ich schenkten dem Zwist zwischen Tolnedrern und Cherekern nicht besonders viel Aufmerksamkeit, sondern fuhren fort, uns mit dem Mrinkodex auseinanderzusetzen. Wir wurden allerdings hellhörig, als Ctuchik begann, mehr und mehr Murgos die östlichen Steilhänge hinab zu schicken, um Algarien probehalber zu überfallen. Gewiß wollte Ctuchik die Verteidigung der Algarer prüfen, aber er wollte ebenso seine Kriegerkaste auf bessere Pferde setzen. Murgoponies hatten kaum die Größe riesiger Hunde, und die algarischen Pferde waren ihnen weit überlegen. Mein Vater verbrachte viel von seiner Zeit im zweiundzwanzigsten und dreiundzwanzigsten Jahrhundert bei den Algarern, wobei er ihnen Kavallerietaktiken beibrachte, die sie bis auf den heutigen Tag benutzen. Als Ctuchiks Verluste unerträglich wurden, stellte er diese Überfälle weitgehend ein. Toraks Charme äußerte sich unter anderem darin, daß er seine Angarakaner für wenig mehr als Zuchtmaterial hielt, eine Ansicht, die Ctuchik teilte. Toraks dritter Jünger legte Wert darauf, seine Herde zu vergrößern, nicht zu verringern.
Der endlose Bürgerkrieg in Arendien dauerte an – und an und an –, während die drei miteinander verfeindeten Herzogtümer taktierten, Komplotte schmiedeten und brüchige Bündnisse schlossen – Bündnisse, die oftmals mitten in einer Schlacht aufgekündigt wurden. Letztendlich waren es die Unruhen in Arendien, die mich aus der Abgeschiedenheit des Tals und wieder in die Welt zurück holten.
Mein dreihundertster Geburtstag war mehr oder weniger unbeachtet vorübergegangen. Vater behauptet, ich hätte mich im fünfundzwanzigsten Jahrhundert nach Vo Wacune begeben, was der Wahrheit recht nahe kommt. Er verrechnete sich lediglich um hundert Jahre. Ältere Menschen sind oft ein bißchen vage mit ihren Zeitbegriffen.

Menschenskind, das hat Spaß gemacht, Vater, nicht wahr?

In Wahrheit begann mein Abstecher nach Arendien im Jahre 2312. Eines Nachts schlief ich – trotz Vaters sonorem Schnarchen – und erwachte mit dem seltsamen Gefühl, daß mich jemand ansah. Ich drehte mich im Bett herum und erblickte die geisterhafte Gestalt der weißen SchneeEule, die im Mondlicht auf meiner Fensterbank schimmerte. Es war Mutter. »Polgara«, erklärte sie

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