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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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starre er über den Rand jener unheilverkündenden Augenlider. Um ehrlich zu sein, dieser Gesichtsausdruck ließ an einen Verrückten denken, der im Begriff steht, jemanden mit den Zähnen zu zerfleischen.
Dann verhärtete ich das Bild und verlieh ihm jenes kurze Aufflackern von Entschlossenheit, das der Freisetzung des Willens unmittelbar vorausgeht.
Der Murgo kreischte in den höchsten Tönen und versuchte in tödlichem Entsetzen, unter seinen Stuhl zu kriechen. »Nein!« jammerte er. »Nicht!«
Ich lähmte ihn, so daß er sich nicht mehr von der Stelle bewegen, aber noch in tiefstem Schrecken heulen und winseln konnte. »Bitte !« kreischte er. »Bitte macht, daß es verschwindet, Polgara! Ich werde alles tun! Alles! Macht nur, daß es verschwindet!«
Es gibt jede Menge wüster Geschichten, die im Laufe der Jahrhunderte über mich in Umlauf gebracht worden sind, aber ich denke nicht, daß Kathandrion sie bis zu diesem Zeitpunkt wirklich geglaubt hatte. Jetzt aber glaubte er sie, und er wich ein Stückchen vor mir zurück. Er wirkte ein klein wenig verängstigt.
»Warum fängst du nicht damit an, mir deinen Namen zu nennen, Murgo?« schlug ich vor. »Und dann könntest du mir erzählen, was ein Dagashi ist. Danach sehen wir weiter. Denk aber immer daran, daß ich meinen Vater jederzeit zurückbringen kann, solltest du dich entschließen, nicht zu kooperieren.«
»Man kennt mich unter den Namen Krachack«, antwortete mir der Murgo mit bebender Stimme, »und die Dagashi sind Mitglieder eines Geheimordens in Cthol Murgos. Wir tragen Informationen zusammen und eliminieren Leute, die denen, die uns beschäftigen, nicht passen.«
»Spione und bezahlte Meuchelmörder?«
»Wenn Ihr es so nennen wollt.«
»Wie kommt es, daß du nicht wie ein Murgo aussiehst?« fragte ich.
»Züchtung«, antwortete er. »Unsere Mütter und Großmütter sind Sklavinnen aus anderen Rassen. Sie werden nach unserer Geburt getötet. Ich bin etwa zu einem Viertel Murgo.«
»Seltsam«, bemerkte ich. »Besonders angesichts Ctuchiks Besessenheit bezüglich ›Rassenreinheit‹. Aber laßt uns das zunächst beiseite stellen. Was genau ist der Zweck deiner Mission hier in Arendien?«
»Ich habe Anweisung erhalten, Herzog Kathandrion davon zu überzeugen, daß Ran Vordue ihm zu Hilfe kommen wird, wenn er Vo Astur angreift. Mit Unterstützung der Legionen wäre Kathandrion in der Lage, Asturien auszuradieren. Dann sollte ich ihm nahebringen, daß die vereinten Kräfte von wacitischen Arendern und tolnedrischen Legionen nach Süden ziehen und dasselbe mit Mimbre machen könnten.«
»Das ist absurd«, sagte ich zu ihm. »Was soll denn Ran Vordue davon haben?«
»Südmimbre«, erwiderte Krachack achselzuckend, »den Teil, in dem die meisten Städte liegen.«
Ich schaute Kathandrion an. »Hätte es funktioniert?« fragte ich ihn ohne Umschweife. »Hätte dieses Angebot Euch in Versuchung geführt?«
Mein Freund bekam einen schuldbewußten Gesichtsausdruck. »Ich fürchte, dem hätte in der Tat so sein können, Polgara. Vor meinem geistigen Auge wäre ich König von beinah ganz Arendien geworden, und die Bürgerkriege, die unser geliebtes Heimatland zerfleischen, hätten ein Ende genommen.«
»Das bezweifle ich«, entgegnete ich. »Ein Frieden, der auf einem solchen Betrug gründet, hätte keinen Bestand gehabt.« Ich wandte mich wieder Krachack zu. »Ich nehme an, in Vo Astur und Vo Mimbre sind ähnliche Machenschaften im Gange?«
Krachak nickte. »Mit Variationen natürlich – abhängig von der strategischen Lage der drei Herzogtümer. Mir ist zu Ohren gekommen, daß es in Vo Mimbre ein paar echte Tolnedrer gibt, die durch Bestechung für unseren Plan gewonnen wurden, aber das ist nicht meine Angelegenheit. Das Endergebnis unseres Komplotts ist dasselbe. Die drei Herzöge werden einander angreifen, wobei jeder Waffenhilfe von den Legionen erwartet. Dann, wenn diese Unterstützung nicht eintrifft, werden die Herzöge sich hintergangen fühlen. Andere Dagashi, die sich als arendische Patrioten ausgeben, werden jeden der drei Herzöge drängen, sich mit den beiden anderen zu verbünden und gegen das Kaiserreich zu marschieren. Das ist Ctuchiks Ziel, ein fortwährender Krieg zwischen Tolnedra und Arendien.«
»Tolnedra würde uns zermalmen!« rief Kathandrion aus.
Krachak zuckte die Schultern. »Ach ja? Arendien ist Ctuchik gleichgültig. Es interessiert ihn nicht im mindesten, was mit dem Land geschieht. Wenn es jedoch durch Tolnedra annektiert wird, werden

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