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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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erteilt werden, vorzugsweise in Worten mit höchstens einer Silbe.«
Herzog Kathandrion wuchs mir mit jedem Moment mehr ans Herz. Die Einladung, die er nach unserer Rückkehr in den Thronsaal einem Schreiber in die Feder diktierte, klang bewußt unverfänglich. Wie ich es vorausgesetzt hatte, tauchte Haldon binnen einer Stunde auf.
Der Abend senkte sich über die Märchenstadt Vo Wacune, als Kathandrion unseren Gast in einen eigens dafür hergerichteten Raum geleitete, am oberen Absatz jener Treppe gelegen, die in das Verlies hinunterführte. Der Raum hatte nur eine einzige Lampe, und ich saß in einem zum Fenster gewandten Stuhl mit hoher Lehne. Auf diese Weise war ich zunächst unsichtbar.
Vorsichtig schickte ich meine Gedanken aus, als die beiden den Raum betraten. Die Farbe, die ich vorfand, besaß nicht jenen charakteristischen rötlichen Unterton, der den Kaufmann als Tolnedrer ausgewiesen hätte, sondern war vielmehr von einem stumpfen Schwarz. Der Mann, der sich als Haldon ausgab, war ein Murgo. Ich konnte sein Spiegelbild in der Fensterscheibe sehen, und sein Aussehen glich in nichts dem der angarakanischen Rasse. Das erklärte einiges.
»Es ist freundlich, Euch so kurzfristig herzubemühen, würdiger Haldon«, sagte Kathandrion soeben.
»Ich eile, wenn der Ruf Euer Gnaden mich erreicht«, erwiderte der mit einem grünen Umhang bekleidete Bursche mit einer Verbeugung.
»Ich bitte Euch, nehmt Platz, mein Freund. Wir sind allein, deshalb besteht keine Notwendigkeit, so förmlich zu sein.« Kathandrion legte eine Kunstpause ein. »Jüngst wurde mir ein Ansinnen unterbreitet, dem Herzogtum von Wacune möchten wirtschaftliche Vorteile daraus erwachsen, befähle ich den Bau einiger Hafeneinrichtungen innerhalb der Grenzen meines Reiches am südlichen Ufer des Camaarflusses, und es dünkte mich, als seiet Ihr am trefflichsten geeignet, dieses Ansinnen zu beurteilen. Würden solche Einrichtungen wahrhaftig den Handel zwischen Wacune und dem Kaiserreich befördern?«
»In der Tat würden sie das, Euer Gnaden!« antwortete der falsche Tolnedrer voller Begeisterung. »Der Kaiser selbst hat des öfteren sein Interesse an einem solchen Projekt zum Ausdruck gebracht.«
»Fürtrefflich!« freute sich Kathandrion. »Potztausend! Dürfte ich Euch im Angesicht unseres künftigen Trutzbündnisses wohl darum bitten, Eurem Kaiser den Vorschlag einer gemeinsamen Übernahme der Kosten für den Bau jener Einrichtungen zu unterbreiten?«
»Ich bin gewiß, der Kaiser würde einem solchen Vorschlag wohlwollend gegenüberstehen.«
Ein Tolnedrer, gleich welchen Ranges, der ohne weiteres willens war, Geld auszugeben? Diese Vorstellung allein hätte ausgereicht, um den sogenannten Haldon als Hochstapler zu entlarven.
Ich hatte dem Herzog geraten, unseren Verdächtigen in ein müßiges Geplauder über irgendein vorgeschobenes Thema zu verwickeln, um seine Wachsamkeit einzuschläfern. In Wirklichkeit brauchte ich nur ein oder zwei Augenblicke, um Haldons Geist zu berühren und seine wahre Herkunft zu bestätigen. Der Schwindel mit den ›Hafeneinrichtungen‹ war Kathandrions eigene Erfindung, und sie bestätigte meine frühere Einschätzung seiner Intelligenz.
Ich ließ sie noch eine Weile plaudern, und dann erhob ich mich von meinem Stuhl und trat in den Lichtkegel der Lampe. »Ich unterbreche nur höchst ungern eine solch angenehme Unterhaltung, meine Herren«, erklärte ich, »aber wir müssen vor Einbruch der Dämmerung wieder gehen, und deshalb sollten wir nun ohne Verzug beginnen.« Weder Arender noch Murgoser sind es gewöhnt, daß Frauen sich in Staatsangelegenheiten einmischen. Von daher bin ich der festen Überzeugung, daß meine abrupte Unterbrechung sie beide erschreckte.
Der Murgo musterte mich scharf, und sein Gesicht wurde totenbleich. »Ihr!« keuchte er.
Das war das erste Mal in meinem Leben, daß mein Erscheinen diese Reaktion hervorrief.
Ich betrachtete ihn neugierig. »Wie habt Ihr es nur geschafft, Eure Erscheinung so zu verändern, Haldon?« wunderte ich mich. »Ihr seht nicht im geringsten wie ein Angarakaner aus. Hat Ctuchik das bewerkstelligt? Es muß außergewöhnlich schmerzhaft gewesen sein.«
In seine Augen trat ein argwöhnischer Ausdruck. »Verzeiht, Madame«, sagte er und faßte sich wieder ein wenig. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr redet.«
»Sollen wir wirklich dieses ermüdende Spielchen bis zum bitteren Ende aufrecht erhalten?« fragte ich ihn. »Wie lästig.« Noch beim Sprechen

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