Polgara die Zauberin
an Graf Mangaran, worin sie ihn bat, sich im Rosengarten mit uns zu treffen. Nur um ganz sicherzugehen, schickte ich einen Suchgedanken aus, als Asrana und ich uns in den Garten begaben. Das war nicht die Art von Unterhaltung, bei der man Wert auf Lauscher gelegt hätte.
Graf Mangaran wirkte müde, als er sich zu uns gesellte, aber in seinen Augen lauerte dennoch der Schalk.
»Soll ich es ihm sagen?« fragte mich Asrana.
»Warum nicht«, erwiderte ich. »Wir kommen nicht sehr weit wenn er es nicht weiß.«
»'ch tu eine wönzige Überraschung für Euch hab'n tun, Ihro Grafschaft«, begann Asrana in einer recht gelungenen Imitation des Dialekts der wacitischen Bauern. »Dieses unglaublich schöne Fräuleinchen hier ist nämlich die Lady Polgara, will ich mal sagen. So viel Ehr, die große Lady kenn'nzulern'n zu tun, na, da fällt man doch vor Verzückung in Ohnmacht!«
»Bitte, Gräfin«, sagte Mangaran und fuhr sich müde mit der Hand über die Augen, »ich habe einen anstrengenden Morgen hinter mir. Seine Gnaden ist im Augenblick absolut unerträglich. Er ist noch nicht aus dem Bett heraus und schon wieder betrunken. Verschont mich mit Euren Märchen.«
»Aber sie ist hier, Mylord. Dies ist wirklich Polgara die Zauberin.« Asrana sah mich mit unschuldig aufgerissenen Augen an. »Bezaubert ihn, Lady Polgara«, drängte sie mich. »Verwandelt ihn in eine Kröte oder so etwas.«
»Hättet Ihr nichts dagegen, Asrana?« sagte ich.
»Er ist ein notorischer Zweifler, Polly. Macht, daß ihm alle Haare ausfallen.«
Niemand hatte mich je ›Polly‹ genannt – und das sollte auch künftig niemand tun.
»Bitte vergebt unserer Gräfin, Mylady«, sagte Mangaran. »Manchmal ergreift ihr Temperament die Zügel, dann überkommt sie dieser Zustand der Erleuchtung. Wir haben versucht es ihr abzugewöhnen, aber Ihr seht ja selbst wie fruchtlos unsere Bemühungen waren.«
»In der Tat Mylord«, antwortete ich. »Diesmal jedoch entspricht das, was sie sagt der Wahrheit.« Geistesabwesend pflückte ich eine dunkelrote Rose von einem nahen Busch. »Nur um hier Zeit zu sparen –« Ich streckte meine Hand mit der Rose darauf aus. »Seht genau zu«, wies ich sie an.
Ich machte es langsam, teils, um es beeindruckender wirken zu lassen, teils, um den Murgo, der sich irgendwo im Palast aufhielt nicht mißtrauisch zu machen. Die Rose auf meiner Handfläche schrumpfte, bis fast nichts mehr von ihr übrig war, und dann entwickelte sie einen winzigen, spiralförmigen Trieb, der ziemlich rasch größer wurde und sich verzweigte, während er der Sonne entgegenwuchs. Zuerst tauchten die Blätter auf, und dann verdickten sich die Spitzen der Zweige zu Knospen. Als die Knospen sich öffneten, hatte jede neue Rose eine andere Farbe.
»Nun, das seht Ihr auch nicht alle Tage, Mangaran, nicht wahr?« äußerte Asrana.
Der Graf wirkte mehr als nur ein bißchen erschrocken. Dann gewann er schnell seine Fassung zurück. »Also gut«, sagte er. »Willkommen in Vo Astur, Lady Polgara.« Er verneigte sich mit vollendeter Eleganz.
Ich versetzte meinen RegenbogenRosenbusch in eine Ecke des nahegelegenen Blumenbeets und erwiderte die Verbeugung des Grafen mit einem nicht minder formvollendeten Hofknicks. »Nachdem wir das nun erledigt haben, müssen wir uns unterhalten, Mylord.«
»Es ist Euch gelungen, meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erringen, Lady Polgara. Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung.«
»O bitte, beseitigt ihn nicht, Polly«, sagte Asrana mit blitzenden Augen. »Wenn Ihr ihn nicht haben wollt, gebt ihn mir. «
»Das reicht jetzt, Asrana«, beschied ich sie. Dann sah ich Mangaran an. »Seid Ihr heute morgen in der Stimmung für einen kleinen Hochverrat, Mylord?« fragte ich ihn.
»Ich bin Arender, Lady Polgara«, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. »Ich bin unentwegt in der Stimmung für ein bißchen Unheil.«
»Polly wird unseren Herzog umbringen«, mischte Asrana sich atemlos ein, »und ich darf dabei zuschauen.«
»Ich auch?« meldete Mangaran seine Ansprüche in einem Tonfall an, der nicht minder kindisch war wie Asranas.
»Du liebe Güte!« seufzte ich. »Worauf habe ich mich da eingelassen?«
»Wir werden gut sein, Polly«, beteuerte Asrana. »Wie wollen wir die Wanze ausmerzen?«
»Vermutlich g ar nicht « dämpfte ich ihre Begeisterung.
»Er könnte ein paar Sachen wissen, die mir nutzen würden. Er wird von einem Murgo hinters Licht geführt, der einen Krieg zwischen Arendien und dem tolnedrischen Kaiserreich vom Zaun zu brechen
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