Polgara die Zauberin
schlafen, den Rest des Tages über im Sinn.« Ich sah Graf Mangaran an. »Ich nehme an, daß Oldoran hier in Vo Astur nicht allzuviel Unterstützung genießt, oder?«
»Nahezu keine, Lady Polgara«, gab er zur Antwort. »Die Mitglieder seiner eigenen Familie unterstützen ihn natürlich, und außerdem gibt es einige Höflinge, die von seiner Mißherrschaft profitieren. Das ist aber auch schon alles – mit Ausnahme jener Leibwache, die ich vorhin erwähnte.«
»Um die Leibwächter kümmere ich mich«, versicherte ich ihm. Ich dachte kurz darüber nach. »Gibt es jemanden, dem Ihr vertraut und der ein Haus hier in Vo Astur besitzt – ein Haus in einiger Entfernung vom Palast?«
Er überlegte. »Diese Beschreibung paßt auf Baron Torandin, Lady Polgara.«
»Kann er etwas für sich behalten? Und wird er tun, worum Ihr ihn bittet, ohne allzu viele Fragen zu stellen?«
»Ich denke, ja.«
»Gut. Bittet ihn, heute nacht in seinem Haus eine Gesellschaft zu geben. Entwerft eine Gästeliste, die die Namen all derjenigen mit Blutsbanden zum Herzog und mit einem finanziellen Interesse an seinem Verbleiben auf dem Thron enthält. Garniert die Gästeschar mit einigen Unbeteiligten, so daß es nicht zu sehr auffällt. Ich möchte heute nacht keinen Parteigänger des Herzogs hier haben.«
Er grinste mich an. »Dann ist Torandin unser Mann. Seine Gesellschaften sind in ganz Asturien berühmt. Jeder, den er einlädt, wird kommen.«
»Gut. Nun zu unserer Gesellschaft. Wir sollten sie klein und exklusiv halten. Je mehr sich unser Plan herumspricht, desto größer ist die Möglichkeit, daß es den falschen Leuten zu Ohren kommt. Ich will nicht, daß mehr als ein Dutzend Leute wissen, was vor sich geht.«
»Man kann eine Regierung nicht mit einem Dutzend Männern stürzen, Mylady!«
»Man kann, wenn man es richtig anstellt, Mylord. Wir werden nicht Schwerter schwingend und Schlachtrufe ausstoßend durch die Gegend laufen. Unsere Intrige ist wesentlich subtiler.«
»Das ist ein sehr häßliches Wort, Polly«, beklagte sich Asrana.
»Welches Wort, Liebes?«
»›Intrige‹. Könnten wir uns nicht einen erbaulicheren Namen dafür ausdenken?«
»Mal sehen. Wie wäre es mit ›Komplott‹? Oder mit ›Verschwörung‹? ›Hochverrat‹? ›Vertrauensbruch‹? ›Bruch eines heiligen Schwurs‹?«
»Das klingt auch nicht sehr viel netter«, sagte sie.
»Asrana, was wir tun, ist nicht nett. Oldoran ist der rechtmäßige Herrscher von Asturien, und wir haben uns dazu verschworen, ihn zu stürzen. Das macht uns zu Verbrechern – oder Patrioten.«
»Das ist ein netteres Wort. Das gefällt mir.«
»Also dann, Patriotin Asrana. Ihr habt behauptet, Ihr könntet jeden Mann in Vo Astur um Euren kleinen Finger wickeln. Wickelt.«
»Wie bitte?«
»Geht da hinaus und fangt mit dem Herzenbrechen an. Klimpert mit den Wimpern, verteilt jene schmachtenden, verheißungsvollen Blicke, seufzt eine Menge und sorgt dafür, daß Euer Busen auf und ab wogt. Füllt Eure Augen mit glänzenden Tränen!«
»Oh, das wird ein Spaß!« rief sie aus und klatschte schadenfroh in die Hände. »Werdet Ihr auch ein paar Herzen brechen, Polly?«
Ich schüttelte den Kopf. »Man kennt mich hier nicht. Die Leute, die ich anzuwerben versuchen würde, würden mir wohl kaum Gehör schenken. Außerdem muß ich mich um andere Dinge kümmern. Damit fällt Euch die Aufgabe zu, die nötigen Kontakte zu knüpfen. Ich will heute nacht etwa ein Dutzend ›Patrioten‹ zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort haben. Sorgt dafür.«
»Habt Ihr schon einmal Truppen befehligt, Lady Polgara?« erkundigte sich Graf Mangaran neugierig.
»Noch nicht, Mylord. Für gewöhnlich weiß ich meine Ziele ohne Blutvergießen zu erreichen. Oh, das erinnert mich an etwas. Ich werde einen Bogenschützen brauchen – den besten, den Ihr auftreiben könnt. Ich brauche einen Pfeil zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt an einem ganz bestimmten Ort«
» Wußte ich's doch, daß sie den Herzog töten läßt!« frohlockte Asrana.
»Nein, Liebes«, stellte ich richtig. »Ich möchte nicht, daß der Herzog sein Leben läßt. Wenn wir ihn töten, werden all die Leute auf Baron Torandins Gesellschaft morgen früh unter Waffen stehen. Der Pfeil ist jemanden anderen zugedacht. An die Arbeit! Dieser Tag währt nicht ewig, und es gibt noch viel zu tun. Schleicht nicht verstohlen umher, und vermeidet, schuldbewußt dreinzusehen. Haltet Euch immer das Wort ›Patriot‹ vor Augen.«
Das brachte die Dinge in Bewegung, während die
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