Polgara die Zauberin
versucht.«
»Großer Chaldan!« rief Mangaran aus. »Unser Herzog ist ein Schwachkopf, aber –«
»Er ist nicht der einzige, der getäuscht wurde, Mylord«, eröffnete ich ihm. »Ich komme gerade aus Vo Wacune, und dort ist dasselbe geschehen – und wahrscheinlich in Vo Mimbre ebenfalls. Die Angarakaner versuchen, hier im Westen Unfrieden zu stiften und Kriege zu entfesseln als Vorbereitung für eine Invasion aus Mallorea. Mein Vater schickte mich nach Arendien, um dem ein Ende zu machen. Ich vermute, Euer Herzog ist nicht mit der Gabe ausgestattet, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Deshalb denke ich, uns bleibt keine andere Wahl, als ihn ab und Euch an seinen Platz zu setzen.«
» Mich? Warum mich?«
Warum muß das wirklich jeder sagen?
Ich nannte ihm den Grund auf die denkbar schroffste Weise, und selbst die unerschütterliche Asrana zeigte sich ein ganz klein wenig erschüttert.
»Der Herzog verfügt über eine Menge Wachen, Lady Polgara«, meldete Graf Mangaran seine Bedenken an, »und sie erhalten ihren Sold, auch wenn die übrige Armee kein Geld sieht. Sie werden ihn mit ihrem Leben verteidigen.«
»Wir könnten sie bestechen«, schlug Asrana vor.
»Ein Mann, der sich bestechen läßt, ist im allgemeinen nicht verläßlich genug, um auf der Seite dessen zu bleiben, der ihn bestochen hat«, wand Mangaran ein.
Asrana zuckte die Schultern. »Vergiftet sie allesamt, Polly. Ich bin mir sicher, Ihr habt das Passende dafür in Eurem niedlichen Beutel.«
»Das ist keine besonders gute Idee, Liebes«, tadelte ich sie. »Wir sind hier in Arendien, und die Leibwächter haben Familien. Wenn Ihr sie tötet, werdet Ihr beide den Rest Eures Lebens damit zubringen, über Eure Schulter zu schauen, ob sich nicht jemand mit einem Messer an Euch heranschleicht Ich kümmere mich um die Leibwächter.«
»Wann werden wir es tun?« fragte Graf Mangaran.
»Habt Ihr heute abend schon etwas vor, Mylord?«
»Nichts, was sich nicht verschieben ließe. Aber gehen wir nicht ein wenig zu überhastet vor?«
»Ich glaube, wir sind dazu gezwungen, Mylord. Dies ist schließlich Arendien, und keine Verschwörung kann hier länger als ein paar Stunden geheim gehalten werden.«
»Ach ja«, seufzte er. »Traurig, aber wahr.«
»Seid guten Mutes, Mylord Herzog«, sagte Asrana spitzbübisch. »Ich werde Euch trösten, während Polly die Drecksarbeit erledigt.«
K APITEL 14
Die Geschichtsschreibung neigt dazu, über Revolutionen schnell hinwegzugehen, weil sie eine Manifestation jener Uneinigkeit und inneren Zerrissenheit sind, die Schriftgelehrte furchtbar unappetitlich finden. Trotzdem gibt es Revolutionen, und Arendien ist der perfekte Ort dafür. Ich bin ziemlich stolz auf jene, die ich in jenem Sommer inszenierte, da sie möglicherweise die einzige ist die an einem einzigen Tag angezettelt und abgeschlossen wurde. Das ist kein Kinderspiel in einem Land wie Arendien, wo die Menschen es lieben, alles in die Länge zu ziehen. Arender besitzen eine wahre Leidenschaft für die hohe Kunst der Tragödie, und die braucht stets ihre Zeit. Wäre da nicht Krachacks Gegenstück hier in Vo Astur gewesen, hätten wir vielleicht gemächlicher vorgehen können, aber es bedurfte nur eines beiläufig fallengelassenen Wortes am falschen Ort, und der ganze Plan wäre mir unter den Händen zerronnen.
Asrana sah sich verstohlen um, und wenn sie mit mir redete, geschah es in einem verschwörerischen Flüstern. »Wie verfahren wir, Polly?« fragte sie mich.
Noch ein kurzer Rat an meine Familie. Sollte irgend jemand unter euch meinen, mich jemals Polly nennen zu müssen, bekommt ihr alle eine Woche lang gekochtes Stroh zum Abendessen. Ich ließ Asrana aus einem ganz bestimmten Grund gewähren.
»Zuerst einmal Asrana, werdet Ihr hiermit aufhören. Kein geducktes Umherschleichen, kein AufZehenspitzenGehen in dunklen Gängen, kein Geflüster. Sprecht in normaler Lautstärke, und seht Euch nicht immer um wie ein Einbrecher mit einem Sack voller Diebesbeute auf dem Rücken. Sonst könntet Ihr ebensogut eine Fahne schwenken, eine Fanfare blasen und Euch ein Schild mit der Aufschrift ›Verschwörer‹ um den Hals hängen.«
»Ihr verderbt mir den ganzen Spaß an der Sache, Polly«, maulte sie.
»Wieviel Spaß würde es wohl machen, vierzig Jahre oder länger in einem feuchten Kerker zu verbringen, was meint Ihr?«
»Nicht viel, vermute ich«, räumte sie ein.
»Denkt darüber nach, Liebes. Behaltet die Vorstellung, in der Gesellschaft von Ratten auf fauligem Stroh zu
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