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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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bereits verlassen hatte und mehrere Straßenzüge entfernt in einer Taverne saß. Die Sucher fanden oben auf der Galerie indes seinen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen. Lammer, befand ich, hatte seine Aufgabe bravourös verrichtet.
Nicht jeder im Thronsaal schloß sich allerdings der ziellosen Suche nach dem geheimnisvollen Bogenschützen an. Etwa ein halbes Dutzend bestürzter asturischer Edelleute hatte sich um die Leiche des toten Murgos versammelt. Einige von ihnen rangen sogar die Hände, einer weinte unverhüllt. Ich zog Asranas Aufmerksamkeit auf mich und lockte sie mit gekrümmtem Finger her.
Sie kam unverzüglich. »Ja, Polly?« fragte sie.
»Laßt dieses dumme Grinsen sein, Asrana«, befahl ich ihr, und ich sagte es nicht mit Worten.
»Wie könnt Ihr –«, schrak sie zusammen.
»Pst. Hört zu, sagt nichts. Behaltet die Namen all jener Männer bei der Leiche am Thron gut im Gedächtnis. Das sind diejenigen, auf die wir acht geben müssen.« Dann sprach ich laut mit ihr – laut genug, daß die die Tür bewachenden Höflinge es hören konnten. »Beruhigt Euch, meine Liebe«, riet ich ihr. »Der Herzog ist in Sicherheit, und Graf Mangaran ist bei ihm.«
»Ist er verletzt?« erkundigte sie sich. Sie zuckte zusammen, als Oldoran ein besonders durchdringendes Kreischen hören ließ.
»Er ist verwirrt, Asrana. Der Schock dieses Anschlags auf sein Leben hat ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht, fürchte ich. Hier. Nehmt meinen Platz vor der Tür ein. Verteidigt sie mit Eurem Leben gegen jeden, der hindurchzukommen versucht!«
Sie reckte das Kinn vor und nahm eine heroische Pose ein. »Das werde ich!« erklärte sie. »Erst müssen sie mich in Stücke reißen und meinen letzten Tropfen Blut vergießen. Hier kommt niemand vorbei!«
»Braves Mädchen«, murmelte ich. Dann öffnete ich die Tür und begab mich in das kleine Vorzimmer, in dem der Herzog sich seinem hysterischen Anfall hingab. Ich zog Mangaran auf die Seite. »In Ordnung, Mylord«, raunte ich ihm zu. »Teil eins ist abgeschlossen. Nun ist es Zeit, zu Teil zwei überzugehen.«
»Habt Ihr noch weitere Überraschungen im Ärmel, Polgara?« flüsterte er zurück. »Ich habe beinah die Fassung verloren, als Federn aus der Stirn dieses Murgos sprossen.«
»Dacht ich's mir doch, daß es Euch gefallen würde. Ich werde jetzt den Herzog untersuchen, und meine Diagnose wird lauten, daß er vorübergehend den Verstand verloren hat.«
»Vorübergehend?«
»Es handelt sich um eine vorläufige Diagnose, Mangaran. Sie wird uns als Vorwand dienen, um ihn ins Kloster zu schaffen. Wir ziehen lange Gesichter und lassen später etwas von unheilbaren Folgeschäden verlauten. Ihr werdet meine Identität enthüllen müssen, Mylord, wenn Ihr Eure Erklärung angebt. Stellt mich vor, und ich werde dem Hof meinen Befund mitteilen. Mein Name ist bekannt genug, daß niemand Einspruch erheben sollte. Danach werde ich erklären, daß der Herzog einen ruhigen, sicheren Ort braucht, an dem er sich erholen kann, darauf schlagt Ihr das Kloster vor. Es ist der perfekte Ort – Frieden, Ruhe, Sicherheit und jede Menge Mönche, die sich um seine Bedürfnisse kümmern können. Wir sollten es jetzt hinter uns bringen, Graf Mangaran. Ich will ihn in diesem Kloster wissen, ehe die Gesellschaft bei Baron Torandin aufbricht. Ich möchte jegliche Diskussion bezüglich möglicher Alternativen vermeiden. Wenn der Herzog erst einmal hinter den Klostermauern weilt, können wir uns dagegen verwahren, ihn zu verlegen unter dem Vorwand, es sei zu gefährlich.«
»Ihr habt wirklich an alles gedacht, nicht wahr, Polgara?«
»Ich habe mich bemüht gewiß. Seht bekümmert aus, wenn ich Seine Gnaden untersuche.«
»Warum sollte ich mir Sorgen machen? Ihr habt doch an alles gedacht.«
» Heuchelt Besorgnis, Mangaran. So, und nun ans Werk.«
Oldoran glotzte noch immer angsterfüllt die Illusion an, die ihm seine Augen vorgaukelten. Er schnatterte vor Entsetzen, als ich mich über ihn beugte, um ihn zu untersuchen. Sein Atem roch scharf, und sein ganzer Körper strömte den fauligen Dunst des notorischen Trinkers aus. Ihm so nahe zu kommen, war nicht eben angenehm. Seine derzeitige Verfassung in Rechnung gestellt, mußte ich bei der Erkundung seines Geistes nicht allzu vorsichtig vorgehen. Wenn ich mich recht entsinne, war ohnehin nicht mehr viel davon übrig. Dann setzte ich meine Untersuchung fort, indem ich systematisch die wichtigsten inneren Organe überprüfte. Seine Leber war nur noch ein

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