Polgara die Zauberin
Seine Gnaden zum Zwecke seiner Genesung verbracht werden kann?« fragte ich. »Ein Ort, wie ich ihn gerade beschrieben habe?«
»Nun –« Er sagte es mit einem Anflug von Zweifel in der Stimme. »Etwa eine Stunde zu Pferde von hier gibt es ein Kloster, Lady Polgara. Es besitzt hohe Mauern, und die Mönche dort verbringen den größten Teil ihres Lebens in stummer Meditation. Dort ist es sicher, ganz bestimmt, und es ist ruhig.«
Ich tat so, als müsse ich darüber nachdenken. »Es könnte unseren Zwecken dienen.« Ich wollte nicht zu begeistert klingen.
»Und wer wird während Seiner Gnaden Genesung seine Aufgaben übernehmen?« warf einer der ›Patrioten‹ ein.
Asrana trat vor. »Ich bin nur eine törichte Frau«, sagte sie, »aber mir will es scheinen, als habe jemand dies bereits getan. Graf Mangaran hat offenbar alles unter Kontrolle. Da er bereits freiwillig die Angelegenheiten regelt, sollten wir ihn bitten, während der vorübergehenden Unpäßlichkeit des Herzogs die Dinge in die Hand zu nehmen.«
»Ja«, pflichtete ihr ein älterer Edelmann bei, einer der Eingeweihten. »Mangaran ist meiner Ansicht nach vortrefflich dazu geeignet. Der Herzogliche Rat wird die Angelegenheit noch erörtern wollen, aber in der Zwischenzeit schlage ich vor, daß der Graf weiterhin die Entscheidungen treffen sollte. Schließlich haben wir die Waciter an unserer Ostgrenze stehen. Wir wollen vermeiden, irgendwelche Zeichen von Parteienhader oder Schwäche zu zeigen, die sie zum Angriff ermutigen könnten.«
Mangaran seufzte. »Wenn es der Wille des Hofe ist –« Es gelang ihm sogar, widerwillig zu klingen.
Der immer noch schnatternde Herzog wurde etwa eine Stunde, ehe die Gesellschaft in Baron Torandins Haus sich ihrem Ende zuneigte, in eine Kutsche verfrachtet, um seine Reise zum Kloster anzutreten. Den toten Murgo ließen wir liegen, wo er gestorben war, um die heimkehrenden Gäste davon zu überzeugen, daß tatsächlich ein Attentatsversuch stattgefunden hatte. Mit einigen wenigen Ausnahmen stimmten alle Höflinge zu, daß Mangaran an Oldorans Statt die Geschäfte weiterführen sollte.
Es dämmerte schon beinah, als ich ins Bett fiel, um noch ein paar Stunden zu schlafen.
»Interstitielle konjunktive Morbialis?« fragte Vaters Stimme milde.» Was ist denn das, Pol?«
»Es kommt nur sehr selten vor, Vater.«
»Das muß es auch. Ich glaube nicht, daß ich schon einmal davon gehört habe.«
»Vermutlich nicht. Dies ist der erste Fall, der mir je begegnet ist. Geh weg, alter Mann. Laß mich ein bißchen schlafen. Ich werde dich rufen, wenn es Zeit ist, daß du deine Rede hältst.«
Unser Staatsstreich war glatt über die Bühne gegangen. Die kleine Opposition, die es überhaupt gab, war durch die Geschwindigkeit, mit der wir vorgegangen waren, in völlige Auflösung geraten. Das überraschende Auftreten von Belgarath dem Zauberer um die Mitte des nächsten Morgens im Thronsaal meißelte unsere Vorkehrungen sozusagen in Stein. Vater, der ewige Schauspieler, schritt in den Thronsaal, bekleidet mit einer fast strahlend weißen Robe. Er trug einen Stab, von dem die leichtgläubigen Asturier annahmen, er könne mit seiner Hilfe Wälder roden, Bergkuppen absprengen und ganze Generationen in Krötenregimenter verwandeln. Vater nahm natürlich den gesamten Ruhm für sich in Anspruch, und dann legte er den Versammelten nahe, es sei seine Entscheidung gewesen, daß Graf Mangaran die Zügel der Herrschaft übernommen habe.
Der tote Murgo, der Herzog Oldorans Leben zerstört hatte, wurde mit Lammers Pfeil durch den Kopf begraben. Da die meisten seiner Handlanger Angarakaner und somit unfähig waren, eigene Entscheidungen zu treffen, mußten sie auf neue Anweisungen aus Rak Cthol warten. Ctuchik hatte in letzter Zeit fast nur schlechte Nachrichten hören müssen, und ich war fest entschlossen, nach Vo Mimbre zu gehen und ihm weitere zu schicken.
Vater, Mangaran, Asrana und ich trafen uns in Asranas Quartier, nachdem alles geregelt war, um unsere Optionen zu diesem Zeitpunkt zu erörtern. »Möglicherweise stimmt mein Vater mir nicht zu«, begann ich, »aber ich glaube, unser nächster Schritt sollte darin bestehen, Kathandrion von Vo Wacune ein Friedensangebot zu unterbreiten. Laßt uns diesen blödsinnigen Krieg beenden.« Ich schaute Vater an. »Irgendwelche Einwände?« fragte ich.
»Das hier ist deine Party, Pol«, antwortete er achselzuckend. »Tu, was du willst.«
»Das hatte ich auch vor, Vater.« Mit hochgezogener Augenbraue sah
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