Polgara die Zauberin
in den Thronsaal begeben. Überbringe meine Botschaft, sobald ich die Halle betrete.«
»Jawohl, Mylady.« Er hielt inne. »Ähm –«, sagte er. »Wer? Ich meine, wer soll die Botschaft erhalten?«
Ich ließ es ihn wissen, und ein angedeutetes Lächeln spielte um seine Lippen. Dann machte ich mich auf zu Asranas Gemächern, um mein Kleid zu wechseln. Ich wählte das Gewand, das ich auf Beldarans Hochzeit getragen hatte. Es war natürlich auffällig genug, um jedermanns Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, und es war mir sehr vertraut, da ich Arell bei jedem einzelnen Stich zugesehen hatte.
Nein, selbstverständlich hatte ich es nicht aus Arendien mitgebracht. Es hing noch immer in meinem Schrank in Vaters Turm. Ich habe eben gewisse Vorteile.
Asrana kam herein, als ich gerade mein Haar hochsteckte. »Meine Güte, Polly!« sagte sie. »Was für ein hinreißendes Kleid! Aber ist es nicht einen Hauch zu gewagt?«
»Das ist beabsichtigt, Asrana«, erklärte ich. »Wenn ich diesen Thronsaal betrete, werden alle möglichen Dinge geschehen, und ich möchte dafür sorgen, daß alle Augenpaare auf mich gerichtet sind.«
»Oh, dessen könnt Ihr Euch gewiß sein, Polly. Es mag aber den Plan gefährden. Alle werden Euch verzückt anstarren und darüber vergessen, die Regierung zu stürzen.«
»Es wird etwas geschehen, das sie wieder daran erinnert, Liebes«, versicherte ich ihr. »Nun sucht Mangaran für mich. Schickt ihn her, und dann begebt Euch in den Thronsaal. Geht umher und sagt unseren Leuten, sie sollen sich bereithalten. Sobald ich den Thronsaal betreten habe, wird alles sehr schnell gehen.«
»Könntet Ihr wohl etwas genauer werden?«
»Nein, ich denke nicht. Ich will alle überraschen. Mögt Ihr etwa keine Überraschungen?«
»Nicht, wenn ich mitten in einer Verschwörung stecke. Dann nicht.« Sie warf einen Blick auf die Anrichte, wo mehrere Dekantierflaschen standen.
»Nein!« untersagte ich ihr mit strenger Stimme. »Denkt nicht einmal daran! Ich will, daß Ihr heute nacht einen klaren Kopf habt.«
»Meine Nerven sind ein wenig angespannt, Polly.«
»Gut. So will ich es haben. Dämpft Eure Anspannung nicht, Asrana. Und jetzt eilt Euch.«
Sie verließ das Zimmer, und wenige Augenblicke später pochte Mangaran an die Tür. »Ihr wolltet mich sehen, Mylady?«
»Ja. Kommt herein und schließt die Tür.«
Er tat, wie geheißen.
»Begebt Euch von hier unverzüglich in den Thronsaal, Mylord«, wies ich ihn an. »Bahnt Euch einen Weg durch die Menge, bis Ihr etwa fünf Fuß vom Thron entfernt seid. Oldoran ist doch da, oder?«
Er nickte. »Nach dem Abendessen kam er halbwegs wieder zu Bewußtsein, und seine Diener halfen ihm auf den Thron. Seine Augen sind offen, aber ich bezweifle, daß er viel wahrnimmt.«
»Gut. Sobald ich den Thronsaal betrete, wird etwas ziemlich Erschreckendes passieren. Ich werde ein paar Befehle rufen, und Ihr werdet sie befolgen. Wir schaffen den Herzog aus dem Thronsaal. Es wird aussehen, als geschehe es zu seinem Schutz, aber in Wahrheit ist es ein Vorwand, ihn auf den Weg ins Kloster zu schicken. Ich werde in das Zimmer kommen, in das Ihr ihn bringt, und ihm eine kurze medizinische Untersuchung angedeihen lassen, und dann gehen wir wieder hinaus und geben eine Erklärung ab, daß er sich ›aus gesundheitlichen Gründen‹ zurückzieht. An diesem Punkt werdet Ihr die Regierung übernehmen. Versucht, bedauernd zu klingen.«
»Was genau wird geschehen, Lady Polgara?«
»Das müßt Ihr nicht wissen, Mylord. Ich möchte, daß Eure Reaktionen völlig natürlich wirken. Wenn ich Euch überrasche, werden sie das. Ich werde Euch Anweisungen erteilen, also befolgt sie. Sie werden unter den gegebenen Umständen vernünftig sein, so daß niemand Eure Handlungsweise in Frage stellen wird. Und jetzt begebt Euch in den Thronsaal. Auch ich treffe in wenigen Minuten dort ein, und dann geht es los.«
Ich möchte, daß ihr alle zur Kenntnis nehmt, daß ich so viele Einzelheiten wie möglich für mich behalten habe. Arender haben einen Hang, unbedingt helfen zu wollen, und ich wollte verhindern, daß irgend jemand genau im falschen Moment vortrat und mir seine Hilfe anbot.
Bevor ich Asranas Gemächer verließ, wartete ich einen langen Augenblick, um Ruhe in mir zu sammeln. Es gab eine Menge Dinge für mich in exakt dem Moment zu tun, wenn Lammers Botschaft ihr Ziel erreichte. Sehr wenige Leute im Thronsaal waren mit unserem kleinen Komplott vertraut und ich mußte jedermanns Gedanken in eine bestimmte Richtung
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