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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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auch eine viel längere Strecke zurückzulegen, und der Weg durch die Vorberge des Ulgogebirges wird ihr Vorankommen verlangsamen. Der rechte Zeitpunkt jedoch ist entscheidend, wenn wir gegen Wacune ziehen.«
»Es mag wohl so sein, wie Ihr es sagt, würdiger Kador«, gab Corrolin nach. »Ich entsende am morgigen Tage eine Vorhut. Wenn die Legionen Seiner Kaiserlichen Majestät gegen Nordarendien vorrücken, werden meine Ritter zur Stelle sein.«
In diesem einzigen Satz – ›die Legionen Seiner Kaiserlichen Majestät‹ – hatte Kador den Kern meines Problems zusammengefaßt. Einen einzelnen Tolnedrer zu bestechen, stellte keine besonderen Schwierigkeiten dar, aber vierzig Legionskommandeure? Das war schon eine etwas größere Herausforderung.
Dann beschlich mich ein furchtbarer Verdacht, und ich tat etwas, was ich nur selten getan habe. Baron Mandorin, prächtig anzuschauen in seiner Rüstung, saß mit den anderen Mitgliedern des Kronrats an einem langen Tisch. Ich schickte meine Gedanken – und meine lautlose Stimme – zu ihm aus. »Onkel«, sagte ich zu ihm, »seht Euch nicht um, und laßt Euch nicht anmerken, daß ich mit Euch spreche. Ich werde Euch jetzt einige Fragen stellen, und ich möchte, daß Ihr die Antworten denkt. Sagt nichts laut«
»Welch wundersames Begebnis, Lady Polgara«, erwiderte er in Gedanken. »Vermöget Ihr tatsächlich meine Gedanken zu erlauschen?«
»Ihr macht das phantastisch, Onkel. Nun, also, hat schon irgend jemand außer Kador und seinen Leuten diese Legionen gesehen, die angeblich wenige Meilen südlich von hier lagern?«
»Ihre Wachtfeuer sind deutlich von der südlichen Stadtmauer aus zu erkennen, Mylady.«
»Jeder kann ein Feuer entzünden, Mandorin. Hat sich je ein Mimbrater die Mühe gemacht wirklich über die Grenze nach Tolnedra zu gehen und die Soldaten zu zählen, die dort warten sollen?«
»Die Tolnedrer begrüßen ein Eindringen in ihr Hoheitsgebiet nicht, Mylady, und im Lichte unserer gegenwärtigen heiklen Verhandlungen wäre es in höchstem Maße unhöflich, würden wir in den Stammsitz unseres Verbündeten im Süden eindringen.«
Da sagte ich etwas, das ich zu diesem Zeitpunkt wohl besser gelassen hätte.
»Polgara« Dem entsetzten Mandorin stockte angesichts meiner Ausdrucksweise vor Schreck der Atem.
»Entschuldigt, Onkel«, beeilte ich mich den Schaden wiedergutzumachen. »Ist mir nur so herausgerutscht. Werdet Ihr in Eurem Quartier sein, wenn die Sitzung zu Ende ist?«
»So es Euch behaget ja.«
»Es wird mir behagen, Onkel. Ich werde den restlichen Tag unterwegs sein, aber wenn ich zurückkomme, sollten wir uns unterhalten.«
Ich flatterte fort von meinem Horchposten auf dem Fensterbrett der Ratskammer, fand ein anderes Fenster, das in ein leeres Zimmer führte, und verwandelte mich in den Falken, den ich stets als Alternative zu meiner Lieblingsgestalt wählte. Eulen sind im Tageslicht nun einmal verdächtig.
Es dauerte nicht lange, bis ich meine Vermutungen bestätigt fand. Obwohl es berittene Patrouillen in Legionsuniform nahe des Südufers des Arendflusses der Grenze zwischen Arendien und Tolnedra gab, entdeckte ich beim Weiterfliegen doch keine weiteren Soldaten. Im Wald fand ich mehrere vorschriftsmäßige Legionslager mit all dem üblichen Zubehör eines Legionslagers – Holzpalisaden, ordentlich aufgeschlagene Zelte entlang von Gängen, die man schon Straßen nennen mußte, und über den Toren im Wind flatternde Legionsbanner –, aber diese Lager waren leer. Mein Verdacht hatte sich also bestätigt. In der Nähe der Grenze patrouillierten etwa fünfzig Mann in Legionsuniformen, aber das war auch schon die ganze Stärke der angeblichen Invasionstruppen.
Ich flog zur Grenze zurück und ließ mich auf einem Baumast nieder, um ein wenig konstruktiv zu lauschen.
»Das ist der ödeste Job, den ich je hatte, Ralas«, hörte ich einen unrasierten Kerl sich bei seinem Kameraden beschweren, als sie unter meinem Baum vorbeiritten.
»Och, so schlecht ist er doch gar nicht, Geller«, antwortete Ralas. »Wir könnten auch noch alle im Holzfällerlager sitzen und Eichen fällen, weißt du. Hier müssen wir nur am Fluß auf und ab reiten und nachts ein paar Feuer in Gang halten.«
»Das macht doch keinen Sinn, Ralas.«
»Wir werden dafür bezahlt, Geller. Das ist der einzige Sinn, der für mich zählt. Wenn Graf Oldon möchte, daß wir an der Nordgrenze seines Besitzes Streife reiten, dann soll es mich freuen. Ich tue ihm den Gefallen so lange, wie er

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