Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
irgendeiner Weise ungehörig benahm. Dann befahl er mir, künftig in blindem, bedingungslosem Gehorsam auf meinen Hüter und Beschützer zu vertrauen.
Offensichtlich kannte der Bursche mich nicht.
Aber als die Zeremonie vorüber war, war ich ein vollwertiges Mitglied des Hauses Mandor.
Du wußtest nicht, daß wir verwandt sind, nicht wahr, Mandorallen?
Eingedenk der Antworten der Dagashi, die mir in Wacune und Asturien zu Ohren kamen, wußte ich, daß ich etwas gegen meine weiße Haarlocke ›unternehmen‹ mußte, wenn ich in Vo Mimbre auch nur halbwegs unerkannt bleiben wollte. Ich wußte, daß Farben, die einfachste Lösung, nichts nützen würde. In der Vergangenheit hatte ich es schon oft versucht und stets herausgefunden, daß Farbe an der Locke einfach nicht haftete. Nach kurzem Überlegen entwarf ich dann eine Haartracht, die weiße, kunstvoll in ein Zopfarrangement eingeflochtene Seidenbänder umfaßte, mit deren Hilfe ich mir das Haar aus dem Gesicht band, damit es dann lose über meinen Rücken fließen konnte. Je länger ich das Ergebnis im Spiegel betrachtete, desto besser gefiel es mir. Ich trug die Frisur seither bei zahlreichen Gelegenheiten, und sie hat mich nie im Stich gelassen, wenn es darum ging, Aufmerksamkeit zu erregen – und Komplimente einzuheimsen. Ist es nicht merkwürdig, wie etwas aus der Notwendigkeit Geborenes oft ungeahnte Vorteile mit sich bringt? Die Haarmode war so attraktiv, daß ich sie nicht dadurch herabwürdigen möchte, sie eine Verkleidung zu nennen. Nachdem die verräterische Locke verborgen war, brachen Baron Mandorin und ich in der alles andere als unauffälligen Begleitung von ungefähr zwanzig gerüsteten Rittern nach Vo Mimbre auf.
Über Vo Mimbre ist eine Menge Unsinn geschrieben worden, aber sagt, was ihr wollt, es ist beeindruckend. Das Gelände, auf dem die befestigte Stadt steht, ist schwer zu verteidigen, und unter keinen Umständen mit Rak Cthol oder Riva zu vergleichen. Aber das kann man von Mal Zeth in Mallorea schließlich auch nicht behaupten. Die Erbauer von Vo Mimbre und Mal Zeth waren offenbar zu demselben Ergebnis gelangt: »Wenn du keinen Berg hast, bau dir einen.«
Mandorin und ich – und unsere klirrende und rasselnde Eskorte – ritten in Vo Mimbre ein und begaben uns direkt zum Palast. Wir wurden auf der Stelle vorgelassen und unmittelbar in Herzog Corrolins Thronsaal geleitet. Ich kann mich bei meinem Leben nicht mehr erinnern, warum, aber ich trug schon wieder dieses weiße Seidengewand, und ich schritt mit einer zarten bräutlichen Aura um mich herum in diese große Halle, die mit zerschlissenen Bannern und altertümlichen Waffen geschmückt war. Es war vermutlich keine gute Idee, da ich ja so unauffällig wie möglich bleiben wollte, aber es widerstrebt meinem innersten Wesen, mit Tapeten oder Möbeln zu verschmelzen.
Baron Mandorin stellte mich vor und merkte, da er nun einmal durch und durch Mimbrater war, eher beiläufig an, er werde gegen jeden Mann, der sich auch nur die leiseste Ungehörigkeit mir gegenüber herausnehmen sollte, ausgiebig Gewalt anwenden. Nachdem ich vor Herzog Corrolin geknickst und eine entsprechend mädchenhafte und hohlköpfige Begrüßung dahergeplappert hatte, wurde ich von den Damen des Hofs vereinnahmt und umgehend entführt, während die Männerwelt zum Geschäft kam. Vor meinem erzwungenen Abgang hatte ich indes noch Gelegenheit, mindestens ein Dutzend Männer in tolnedrischen Mänteln in der Menge auszumachen, und als ich aus der Mitte jener buntgekleideten Schar junger mimbratischer Edelfrauen, die mich mit sich nahmen, meine Gedanken ausschickte, entdeckte ich den mittlerweile vertrauten stumpfschwarzen Farbton, der Murgos – oder Dagashi – kennzeichnet. Außerdem erspürte ich einige rote Auren. Offenbar hatte Kadon Ctuchiks Schatztruhe um genügend Gold erleichtert, um mehrere echte Tolnedrer zu kaufen. Was mich jedoch am meisten beunruhigte, war ein kurzes Aufflackern von glänzendem Schwarz. Irgendwo in der Menge befand sich ein Grolim, und das allein bewies, daß Vo Wacune und Vo Astur nur Nebenschauplätze gewesen waren. Der Kern von Ctuchiks Komplott lag hier in Vo Mimbre.
Es schmerzt mich, das über mein eigenes Geschlecht sagen zu müssen, aber junge Frauen, insbesondere junge Edelfrauen, sind eher dümmlich, und ihre Unterhaltungen strotzen vor hohlköpfigen Nichtigkeiten, die meist darum kreisen, wie man sich wohl schmücken kann, um ungeteilte Aufmerksamkeit zu erregen. Ich schöpfe einen

Weitere Kostenlose Bücher