Polgara die Zauberin
noch so etwas wie ein Novum.
Mangarans ›Neffenkrieg‹ war nicht schwer zu entschärfen, da die Leute, die sich in den beiden Lagern eingefunden hatten, zu der Sorte gehörten, die eine Menge übers Kämpfen redeten, sich jedoch in die Büsche schlugen, wenn es wirklich Ärger gab. Ich ließ Mangaran die lautstärksten Anhänger sowohl Olburtons als auch Nerasins aufspüren, und nachdem ich ein paar deutliche Worte mit dem prominentesten Vertreter der beiden Gruppierungen gesprochen hatte, kühlte sich die ganze Angelegenheit ziemlich schnell ab. Man hat schließlich einen gewissen Ruf. Ich ging recht freizügig mit einigen Drohungen um, die ich vermutlich nicht in die Tat umgesetzt hätte, selbst wenn ich gewußt hätte, wie ich es bewerkstelligen sollte.
Die Herrscher der drei Herzogtümer nahmen das als eine Art Zeichen von oben, und ob ich die Stellung nun wollte oder nicht, ich wurde zur halboffiziellen Vorsitzenden bei den Treffen des Arendischen Rats in jedem Sommer befördert.
In dieser Art ging es eine Reihe von Jahren weiter, und mittels einer Mischung aus Überredung, Drohung und schierer Gewalt gelang es mir, den brüchigen Frieden in Arendien zu wahren.
Der junge Alleran wuchs in diesen Jahren heran, und kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag verheiratete man ihn. Ich hatte ihm während der prägenden Phase seiner Entwicklung ziemlich nahegestanden und ihn behutsam auf Abwege geführt. Seine Eltern, Kathandrion und Elisera, hatten ihr Bestes gegeben, um ihn zu einem vollwertigen Arender zu erziehen – ganz Adel und kein Verstand. Ich jedoch mischte mich gerade hinreichend in seine Ausbildung ein, um ihm jene Ader gesunden Menschenverstandes zu bewahren. Asranas Beobchtungen während der Begegnung in Vo Mandor behielten noch immer ihre Richtigkeit. Ein Herrscher in Friedenszeiten mußte mindestens ebenso stark sein wie einer, der Krieg führte, und nichts macht einen Herrscher so stark wie gesunder Menschenverstand.
Bei meiner Kampagne, Allerans reine arendische Einstellung zu verderben, hatte ich einen ungewöhnlichen Verbündeten. Obwohl Alleran angeblich seine ›Tante Pol‹ besuchte – diese Anrede bin ich jahrhundertelang nicht mehr losgeworden –, bemerkte ich, daß er seine Zeit immer öfter mit Killane verbrachte. Und wer konnte einen jungen Menschen besser zu praktischer Veranlagung erziehen als ein Baumeister? Zwischen Killane und mir hin und her gereicht, kam am Ende ein hervorragend zum Herrscher befähigter junger Mann heraus. Er konnte mit den Besten ›dünken‹ und ›ihrzen‹, aber sein Verstand hörte nicht auf zu arbeiten, sobald ihm die erste altertümliche Silbe über die Lippen gekommen war.
Egal, was ihr jetzt glauben mögt, bei der Wahl der Braut hatte ich meine Hände nicht im Spiel. Diese Entscheidung wurde fast ausschließlich von politischen Erwägungen diktiert. Bündnisse zwischen Gleichgestellten werden fast immer mit Eheschließungen besiegelt. Der Name der Braut lautete Mayaserell – einer dieser zusammengesetzten Namen, die für gewöhnlich entstehen, wenn man die Namen mehrerer toter Anverwandter in einen Topf wirft und umrührt. Sie war ein reizendes, dunkelhaariges Mädchen. Sie und Alleran waren zwar nicht unsterblich ineinander verliebt, aber sie verstanden sich recht gut, und das ist eine vernünftige Basis für eine Ehe, nehme ich an.
Die Jahre behielten ihren gemessenen, geordneten Gang bei, und das jährliche Treffen des Arendischen Rats auf dem Großen Markt gab mir hinreichend Gelegenheit, die verschiedensten Dummheiten zu Fall zu bringen, bevor sie völlig außer Kontrolle gerieten.
Ich glaube, es war nach der Ratssitzung im Jahre 2324, daß ich eine meiner periodischen Erkundungszüge durch das Land der Arender unternahm. Ich mißtraute zwar nicht den Nachrichten, die ich erhielt, aber es empfiehlt sich stets, gelegentlich mit eigenen Augen nach dem Rechten zu sehen. Aus diesem Grunde schlossen Killane und ich uns der Schar von Herzog Corrolin von Mimbre an und ritten zur goldenen Stadt an den Ufern des Arendflusses weiter.
Weil ich in Vo Mimbre nichts sonderlich Beunruhigendes entdeckte, verließen Killane und ich Vo Mimbre nach ungefähr einer Woche wieder und machten uns auf den Weg nach Vo Mandor, um Mandorin und Asrana einen Besuch abzustatten.
Am Morgen unseres zweiten Reisetages geschah es, daß Killane und ich ein Gespräch in Angriff nahmen, das in zunehmendem Maße notwendig geworden war.
Es war nicht lange nach Sonnenaufgang. Mein
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