Polgara die Zauberin
nicht viel besser als Nerasin. Er ist ein tumber Tunichtgut, der bis über beide Ohren in Spielschulden steckt. Um es krass auszudrücken, ich würde ihm keinen Schweinestall anvertrauen.«
»Ich kenne ihn, Polly«, ließ Asrana mich wissen. »Sein Name lautet Olburton, und er ist mindestens so ekelhaft wie Nerasin. Falls einer dieser beiden unserem Mangaran hier nachfolgt, wird Asturien zu einem Flickenteppich einander befehdender Kleinstherrschaften zerfallen.« Sie bedachte ihren Gemahl mit einem ziemlich kühlen Blick. »Und in Mimbre gibt es Leute, die den Entschluß fassen könnten, das ein wenig auszunutzen, nicht wahr, Liebster?«
Mandorin seufzte. »Ich fürchte, Ihr habt die Wahrheit gesprochen«, räumte er ein.
»Und auch in Wacune gibt es Grenzbarone, die ähnlich denken«, fügte ich hinzu. »Was ist nur an der Grenznähe dran, daß sie das Schlechteste im Menschen zutage fördert?«
»Oh, das ist ganz einfach, Polly«, gab Asrana mir mit einem zynischen kleinen Lachen zu verstehen. »Alle Welt weiß, daß die Leute auf der anderen Seite der Grenze keine richtigen Menschen sind. Deshalb gehört alles, was sie zufällig rechtmäßig besitzen, in Wahrheit den richtigen Menschen auf dieser Seite der Grenze.«
»Das ist eine sehr brutale Lebenseinstellung, Asrana«, schalt ich sie.
»Aber dennoch eine wahre«, erwiderte sie mit einem frechen Kopfschütteln.
»Ich vermag nicht zu glauben, daß dies wirklich eintrifft«, verwahrte sich Mandorin. »Der hart erkämpfte Frieden, den aus den Fängen des endlosen Krieges zu befreien wir uns alle so tapfer mühten, ist auf Gedeih und Verderb zwei asturischen Laffen ausgeliefert!«
»Und das Schlimmste daran ist, daß wir kaum etwas dagegen unternehmen können«, klagte Mangaran. »Glücklicherweise werde ich nicht mehr unter Euch weilen, wenn es passiert.«
»Wie seltsam«, sinnierte Asrana. »Der Frieden erfordert nicht minder starke Herrscher als der Krieg. Mangaran, mein Lieber, warum hinterlaßt Ihr dem armen Asturien nicht ein Abschiedsgeschenk? Fügt eine Klausel in Euer Testament ein, die jeden der beiden unfähigen Neffen unverzüglich auf den Henkerblock bringt. Ein Mann ohne Kopf hat nicht viel Verwendung für eine Krone, oder?«
»Asrana!« keuchte Mandorin entsetzt.
»Ich habe doch nur einen Scherz gemacht Liebster«, beschwichtigte sie ihn. Dann runzelte sie leicht die Stirn. »Trotzdem, es ist eine Lösung«, überlegte sie. »Aber warum tun wir es nicht, bevor Mangaran zu Chaldan berufen wird? Ein bißchen Gift am rechten Ort würde das ganze Problem aus der Welt schaffen, nicht wahr?
Dann könnten wir mit Hilfe von Gift die Reihen des asturischen Adels ausdünnen, bis wir zu guter Letzt jemanden finden, der tüchtig genug ist, um zu herrschen.«
»Ein bißchen simpel Euer Plan, Asrana«, tadelte Mangaran sie.
»Die simplen sind oft die besten, alter Freund«, verteidigte sie sich. »Schließlich sind wir alle Arender, und komplizierte Dinge verwirren uns.«
»Ich gestehe, daß ich versucht bin«, sagte Mangaran mit trockenem Grinsen.
»Ich würde entschieden davon abraten«, mischte ich mich ein. »Das Einbringen von Gift in die Politik scheint, wie mir aufgefallen ist, zu Nachahmung zu ermutigen, und jeder muß hin und wieder essen und trinken.«
»Aber Gift ist doch sehr selten«, meinte Asrana »Und teuer, oder?«
»Gütiger Himmel, nein, Asrana«, sagte ich zu ihr. »Ich könnte tödliche Gifte aus einem Eurer Blumenbeete hier in Vo Mandor brauen, wenn ich es wirklich darauf anlegen würde. Giftpflanzen sind so weit verbreitet daß ich mich manchmal wundere, warum nicht die halbe Bevölkerung durch eine zufällige Berührung mit ihnen hinweggerafft wird. Es gibt sogar einige gewöhnliche Pflanzen, die zu jedermanns täglicher Nahrung gehören und hochgiftige Blätter haben. Eßt Ihr die Wurzeln, seid Ihr fein heraus, eßt Ihr die Blätter, seid Ihr tot. Wenn Ihr jemand umbringen wollt, nehmt eine Axt oder einen Dolch. Aber öffnet keinesfalls die Tür mit der Aufschrift ›Gift‹. Ich werde ein Auge auf die Vorgänge in Asturien haben, also bitte greift nicht übereilt zu exotischen Lösungen.«
»Spielverderberin«, maulte Asrana.
Da Mangaran ohnehin nach Vo Wacune ging, schlossen Killane und ich uns ihm an, obwohl mein Seneschall – falls das die richtige Bezeichnung sein sollte – sich in der Gegenwart so vieler Asturier höchst unwohl fühlte. Erbfeindschaften sterben nur langsam, wie ich bemerkt habe, und Frieden war in Arendien immer
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