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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zurück, um mich dort umzuschauen. In diesen Hütten gab es keinerlei Einrichtungsgegenstände, und auch etwas, das entfernt an einen Kamin erinnert hätte, fehlte. Jede der Behausungen besaß statt dessen eine mit Holzkohle und verbrannten Zweigen gefüllte Grube, und zudem hatte jede einen Haufen Lumpen in einer Ecke, der offensichtlich als Gemeinschaftsbett diente. Ein paar magere Hunde schlichen umher, ein paar genauso magere Kinder ebenfalls. Ich flog über die nahen Felder hinweg und erblickte jämmerliche, schmutzige Menschen, die mit den denkbar primitivsten Ackergeräten unter dem wachsamen Auge eines hartgesichtigen Mannes zu Pferd die Erde aufhackten.
Der Berittene hielt eine Peitsche in den Händen.
Ich flog zu Killane zurück und nahm wieder meine eigene Gestalt an. »Das muß aufhören«, erklärte ich mit großer Entschlossenheit.
»'s Dorf? Ein unerfreulicher Anblick, Melady, bestimmt, aber die Leibeig'nen müss'n ja irgendwo leb'n tun.«
»Ich spreche nicht von dem Dorf, Killane. Ich spreche von der Leibeigenschaft als solcher.«
Er blickte verblüfft drein. »Aber die ganze Gesellschaft tut auf diesem Fundament beruh'n tun, Melady.«
»Dann werde ich die Gesellschaft wohl neu aufbauen müssen, nicht? Wir kommen in Kürze darauf zurück, aber behalte es im Kopf. Ich werde mein Leben nicht auf den Rücken von Sklaven führen.«
»Ein Leibeig'ner ist kein Sklave, Melady«, widersprach er.
»Ach, wirklich? Vielleicht kannst du mir ja eines Tages den Unterschied erläutern. Laß uns weiterreiten, Killane. Hier gibt es viel mehr zu sehen, als ich mir vorgestellt hatte.«
Wir machten oft an geschützten Orten halt, und ich verbrachte viel Zeit im Federkleid, während ich die Wahrheit auskundschaftete, die dicht unter der Oberfläche meines scheinbar so friedlichen Reiches lag. Das Leben der Leibeigenen bestand aus unvorstellbarem Leid, der Adel hingegen lebte in Saus und Braus und gab Geld aus – warf es mit vollen Händen heraus, um genauer zu sein –, das dem Schweiß und Elend seiner Leibeigenen abgerungen war. Ich hielt meine Adligen für dumm, grausam, faul und hochmütig. Ich mochte sie nicht besonders. Auch das sollte sich ändern.
Wir erreichten Sulturn, wandten uns daraufhin nach Norden und ritten nach Medalia weiter. Wir hielten häufig an, damit ich mir alles genau ansehen konnte. Das Land war schön, fand ich, die Gesellschaft hingegen alles andere als das.
Nachdem wir durch Medalia gekommen waren, ritten wir nach Seline weiter, um uns Erat von Osten zu nähern. Ich versuchte, so gut ich es vermochte, meinen Gleichmut zu bewahren. Schließlich war es nicht Killanes Schuld, aber er war nun einmal der einzige, der mir zur Verfügung stand. Ich glaube nicht, daß er die Reise sehr genossen hat.
»Falls Ihr, ich will mal sagen, nichts dagegen hab'n tut, Euer Gnaden«, wandte er sich eines Nachmittags an mich, als wir auf halbem Weg zwischen Seline und Erat waren, »Ihr scheint mir 'ne Spur reizbar zu sein, nichts für ungut. Hab ich was falsch gemacht?«
»Es liegt nicht an dir, Killane«, sagte ich. »Hier liegt einiges im argen.«
»Tja, bringt's in Ordnung, Fräuleinchen.«
»Etwas in der Art schwebt mir auch vor, Männchen!«
»Falls ich Euch überred'n tun könnte, Eure Verdrießlichkeit mal kurz zu vergess'n – vielleicht möchtet Ihr ja 'nen Gedanken darauf verschwend'n, wo Ihr Eure Hauptstadt erricht'n wollt Euer Gnaden. Euer Titel würd Erat naheleg'n tun, aber ich war ein, zweimal da, und es ist nicht die hübsch'ste Stadt der Welt und ›Vo Erat‹ klingt auch nicht so angenehm im Ohr, will ich mal sagen.«
»Laß mich erst gründlich darüber nachdenken, Killane, bevor wir übereilte Entscheidungen treffen«, schlug ich vor. »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich eine Hauptstadt möchte.«
»Ihr seid eine grausame Frau, ja, das seid Ihr, Fräuleinchen«, klagte er.
»Ich fürchte, ich verstehe dich nicht.«
»'s war meine einzige Chance, eine ganze Stadt zu entwerf'n und zu bau'n, will ich mal sagen, und jetzt habt Ihr all meine Hoffnungen zunichte gemacht. Ich könnt 'nen Palast bau'n, da tät der Kaiser von Tonedra grün werd'n vor Neid.«
»Wozu in aller Welt sollte ich einen Palast brauchen? Ich weiß, wer ich bin, und ich brauche keinen gigantischen Pomp, um mich daran zu erinnern. Aber das ist nicht der Hauptgrund. Meine wahren Interessen liegen noch immer im eigentlichen Arendien. Diese schlauen kleinen Jungs, die mich hierher gebracht haben, denken womöglich, ich würde

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