Polgara die Zauberin
einkehren, wenn Ihr Euch erst einmal an meine kleinen Eigenarten gewöhnt habt. Falls hingegen einer der hier Anwesenden mein Vorgehen zu unerfreulich findet, werde ich nicht auf dem soeben geleisteten Schwur bestehen. Es steht ihm frei, das Herzogtum Erat jederzeit zu verlassen, und falls er eine Möglichkeit finden sollte, seine Ländereien und sein Haus auf seinem Rücken zu tragen, darf er sie gerne mitnehmen. Ich möchte Euch allerdings zu bedenken geben, daß selbst mein Vater nicht dazu in der Lage wäre. Aus diesem Grunde würden die Ländereien und Häuser wohl an ihrem angestammten Platz verbleiben. Laßt es mich auf eine einfache Formel bringen: ›Mein Reich; meine Regeln.‹ Gibt es noch irgendwelche Fragen?«
Es gab ein verdrießliches Schweigen, aber keinerlei Fragen.
Herzog Alleran indes blieb nicht müßig, sondern stellte unverzüglich eine große Streitmacht auf und verlegte sie ans Südufer des Camaarflusses.
»Das ist doch nicht nötig, Alleran«, erklärte ich ihm eine Woche darauf, als ich herausfand, was er getan hatte. »Weißt du, ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme, Tante Pol«, winkte er ab. »Die Anwesenheit der Truppen dort könnte Leute wie Lageron unter Kontrolle halten. Ich kenne diese Herren Barone da oben, deshalb weiß ich auch, wie ich am besten verhindere, daß sie aus der Reihe tanzen.«
Ich zuckte die Schultern. »Das liegt bei dir, Alleran«, erwiderte ich, »aber du bist derjenige, der all diese Soldaten bezahlt. Schick mir bitte keine Rechnungen!«
»Nerasin und Corrolin haben sich bereit erklärt, die Kosten zu tragen, Tante Pol, sowie weitere Truppen zur Verfügung zu stellen, falls wir sie brauchen sollten. Uns liegt allen daran, daß du ein stabiles Herzogtum regierst. Du solltest deshalb jene befreundeten Streitkräfte entlang deiner Südgrenze vielleicht als eine Art gemeinsame Investition in den Frieden betrachten.«
»Alles, was dich glücklich macht, Liebes«, sagte ich, ihm liebevoll die Wange tätschelnd.
Zuzüglich zu den Zehntabgaben von meinen Vasallen gab es noch ausgedehnte Ländereien, die mir unmittelbar gehörten. Killane eröffnete mir, daß ungefähr der vierte Teil des gesamten Herzogtums ausschließlich mir gehörte. Da ich immer noch fest entschlossen war, die Leibeigenschaft abzuschaffen, versteht es sich beinah von selbst, daß ich alles daransetzte, meine Leibeigenen unverzüglich freizulassen. Eine der Besonderheiten dieser verabscheuungswürdigen Einrichtung war die Tradition, daß ein Leibeigener, der weglief und ein Jahr und einen Tag lang der Festnahme entging, ein freier Mann war. Wenn ich die Leibeigenschaft auf meinen Gütern abschaffte, hätte ich in Kürze eine Zuflucht geschaffen für entlaufene Leibeigene von einem Ende des Herzogtums bis zum anderen. Eine strikt eingehaltene ›WirmüssendraußenbleibenPolitik‹ gegenüber den Baronen würde verhindern, daß diese sich damit vergnügen konnten, ihr sich verflüchtigendes Eigentum wieder zur Strecke zu bringen. Es würde nicht lange dauern, bis jeder gesunde und arbeitsfähige Mann im Herzogtum auf meinem Grund und Boden leben und es niemanden mehr geben würde, der das Land meiner Vasallen bearbeitete.
»Sie werd'n alle zu Euer Gnaden komm'n müss'n – mit dem Hut in der Hand – um Arbeitskräfte fürs Pflüg'n, Pflanz'n und Ernt'n zu krieg'n, will ich mal sagen«, freute sich Killane.
»So in etwa stelle ich mir das vor, Killane«, ließ ich ihn selbstgefällig wissen. »Nun denn, laß uns über den Standort meines Herrenhauses sprechen. Ich möchte, daß es mit der Front zum See steht und auf der einen Seite vom Fluß begrenzt wird, aber stell es auf einen kleinen Hügel, damit es hochwassersicher ist.«
Als das Frühjahr heraufzog, öffnete ich den kleinen Tresor, den ich unter dem Kamin in meinem Schlafzimmer versteckt hatte, entnahm ihm fast mein gesamtes überschüssiges Geld und schickte Killane in den Norden, um damit Baumaterial zu kaufen, Arbeiter einzustellen und mit dem Bau zu beginnen. »Holze bitte meine Wälder nicht nieder, um Straßen zu bauen«, mahnte ich ihn mit fester Stimme.
»Und wie soll ich wohl all den Marmor zur Baustelle bring'n tun, Fräuleinchen?« fragte er mich einigermaßen erbost.
»Killane, lieber Junge«, legte ich ihm geduldig dar, »die Baustelle liegt unmittelbar am Fluß. Baue ein paar Flöße und bring den Marmor auf dem Wasserweg dahin, wohin du ihn haben willst.«
Er blinzelte. »Daran hatte ich, ich will mal
Weitere Kostenlose Bücher