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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sagen, nicht gedacht«, gab er zu. »Was für 'ne wunderbar kluge Frau Ihr doch sein tut Melady.«
»Danke.«
»Ich werd Euch von Zeit zu Zeit Bericht über meine Fortschritte schick'n tun, aber's wär nett von Euch, wenn Ihr so lange wegbleib'n tätet bis alles fertig ist. Ich brauch niemand'n, der mir die ganze Zeit über die Schulter guck'n tut.«
»Ich werde brav sein«, versprach ich ziemlich demütig.
Natürlich habe ich ihn angelogen. Ich flog mindestens einmal die Woche nach Norden, um zu sehen, wie es mit der Arbeit voranging, aber ich sah wirklich keine Notwendigkeit ihn bezüglich dieser Stippvisiten zu informieren.
Tatsächlich war ich in jenem Sommer viel zu beschäftigt, um herumzustehen und zuzusehen, wie mein Herrenhaus gebaut wurde. Ich erließ die Proklamation zur Freilassung meiner Leibeigenen, und sogleich ereiferten sich die Chaldanpriester. Der arendische Klerus war fest ins Feudalwesen eingebunden, und die Priester erkannten die Gefahr, die ausgedehnte Ländereien ohne Leibeigenschaft für den Kirchenbesitz darstellten. Von Seline bis Sulturn wurde ich von den Kanzeln herab als ›Abolitionistin‹ verdammt. Der Begriff wollte sich indes nicht so recht durchsetzen, fanden die Predigten doch – aus verständlichen Gründen – in immer leereren Kirchen statt. Der Hohepriester des Chaldan, der in Mimbre gewaltige Güter sein eigen nannte, unternahm eine Sondermission nach Vo Wacune. Er ließ mich wissen, daß er sich in dem Fall, daß ich meine Proklamation nicht wieder zurück nähme, gezwungen sähe, mich zu exkommunizieren.
»Das ist mir ziemlich gleichgültig, Euer Hochwürden«, erklärte ich ihm. »Wißt Ihr, ich diene nicht Chaldan. Mein Meister ist sein älterer Bruder Aldur. Wir sollten es den beiden überlassen, die Sache unter sich auszumachen? Wenn Ihr Euch das nächste Mal mit Chaldan unterhaltet, erzählt ihm einfach, was ich getan habe, und bittet ihn, es meinem Meister vorzutragen.«
Gift und Galle versprühend, stürzte er fort.
Meine Hauptsorge in jenem Sommer galt dem Umstand, daß es in Arendien nichts gab, was auch nur annähernd einem Rechtssystem ähnelte. In jedem der Herzogtümer regierte der Herrscher mit Hilfe von Erlassen, und diese Erlasse gründeten häufig auf herrscherlichen Launen. Diese Art Recht zu sprechen war nicht nur zutiefst ungerecht, sondern auch noch völlig ineffizient. Ich würde gewiß nicht meine Zeit damit verbringen, belanglose Streitigkeiten zu schlichten und Urteile über Übeltäter zu fällen. Ich benötigte einen Corpus schriftlich fixierter Gesetze sowie gerechte Richter, die diese Gesetze zumindest lesen konnten. Was in jenen unruhigen Zeiten in Arendien als Gesetz galt – und in gewissem Maße noch heute gilt –, war wenig mehr als eine Reihe willkürlicher Bestimmungen, welche die Privilegien des Adels schützten. Kam es zufällig zu einem Streit zwischen einem Baron und einem gemeinen Freien, gewann immer der Baron. Ähnliches war mir während meines Aufenthaltes auf der Insel der Winde begegnet, und eine von Kamions Hauptaufgaben hatte in der Kodifizierung des Rechts bestanden. Ich konnte jedoch auf gewisse Vorteile bauen, die Kamion nicht zur Verfügung gestanden hatten, und deshalb schickte ich meine Gedanken zu den Zwillingen aus und bat sie, meines Vaters – und Onkel Beldins – Bibliotheken zu plündern. Ich wollte jedes verfügbare juristische Werk haben.
Dann schickte ich zwei von Killanes Neffen – und eine umfangreiche Herde von Packeseln – ins Tal, um die Schriftstücke herbeizuschaffen.
Der Arendische Rat trat in jenem Jahr zu Mittsommer auf dem Großen Arendischen Markt zusammen, und ich bemerkte, daß etliche erstaunte Blicke in meine Richtung wanderten, als wir zur Besprechung Platz nahmen. Ganz offensichtlich hatte Alleran, Corrolin und Nerasin erwartet, ich würde zu beschäftigt – und zu verzweifelt – sein, um an der jährlichen Zusammenkunft teilzunehmen.
»Irgendwelche Probleme, Tante Pol?« erkundigte Alleran sich hoffnungsvoll.
»Nichts Bedeutendes«, gab ich mit leichtem Achselzucken zurück. »Meine Vasallen beginnen zu begreifen, daß ich es ernst meine, wenn ich etwas sage.«
»Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, Ihr hättet all die Leibeigenen auf Euren Krongütern in die Freiheit entlassen«, merkte Corrolin an. »War das wahrhaftig weise gehandelt? Gedenket Ihr, jene ausgedehnten Lehen mit Hilfe von Zauberei zu bestellen?«
»Du liebe Güte, Corrolin, nein«, winkte ich ab. »Ich werde meine

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