Polgara die Zauberin
darin wie in einer leeren Höhle. Ich brauchte dringend Teppiche und Vorhänge.
»'ch war so frei, eine Reihe Möbelschreiner einzustell'n zu tun, Euer Gnaden«, informierte mich Killane. »'ch hab sie in einer Werkstatt hinten neben den Stallung'n einquartiert. Vielleicht denkt Ihr mal drüber nach, welchen besonderen Stil für die Möbel Ihr woll'n tut. Ein Haus mit einem Dutzend verschiedener Arten von Stühlen und Tischen sieht immer 'n bißchen, ich will mal sagen, schlampig aus.«
Mit Schlampigkeit kannte ich mich gut aus. Vaters Turm war ein perfektes Beispiel dafür. Allein die Größe des Hauses war beängstigend. Ich hoffte nur, daß Killanes Familie groß genug war, um das gesamte Personal stellen zu können. Killane und ich trafen einige Entscheidungen bezüglich der Möbel, Vorhänge, Teppiche und andere hübscher Kleinigkeiten, und dann kehrte ich nach Vo Wacune zurück, um nichts aus den Augen zu verlieren.
Bis zum Sommer des Jahres 2331 war das Haus am See vollständig eingerichtet, und ich begann meine Zeit zwischen meinem Stadthaus in Vo Wacune und meinem Landsitz am Eratsee zu teilen. Die Reisen zwischen meinen beiden Wohnsitzen gestalteten sich für mich, die ich bekanntlich über gewisse Vorteile verfüge, nicht ganz so lästig wie für gewöhnliche Zeitgenossen.
Selbstverständlich gab es noch immer Spannungen in Arendien, aber es gelang mir, sie beizulegen, und so blieb alles ruhig.
Dann kam im Spätsommer 2333 mein Vater zu Besuch nach Vo Wacune. Die, so mußte es auf ihn wirken, ›Pracht‹ meines Stadthauses überraschte ihn doch sehr. »Was soll das alles?« fragte er mich, nachdem Killanes Schwester Rana ihn in meine Bibliothek geführt hatte. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie er an Rana vorbeigekommen war. Vater ist, was sein Äußeres betrifft, stets recht nachlässig, und Rana hatte vorgefaßte Meinungen über solche Dinge.
»Ich mache Karriere, Vater«, antwortete ich.
»Das sehe ich.« Er ließ sich auf einen Stuhl neben meinem Schreibtisch fallen. »Hast du irgendwo eine Goldmine aufgetan? Die Hütte hier wirkt recht luxuriös, und wenn mich nicht alles täuscht, hattest du noch nicht soviel Geld in der Tasche, als du vor zwanzig Jahren hier ankamst.«
»Die Herzöge von Arendien haben es sich nicht nehmen lassen, mich für die Aufdeckung von Ctuchiks Verschwörung damals zu belohnen. Sie haben mir eine jährliche Pension aufgedrängt – vielleicht in der Hoffnung, ich würde mich aus der Politik zurückziehen. Ich versuchte sie abzulehnen, aber sie beharrten darauf. Das Geld häufte sich an, bis Asrana – du erinnerst dich doch noch an sie, oder?«
»O ja«, antwortete er, »die intrigante kleine asturische Dame.«
»Das war Asrana, das stimmt. Wie dem auch sei, sie schlug vor, einen Teil meines Geldes für die Anschaffung eines eigenen Hauses zu verwenden, und das hier habe ich mir dann ausgesucht. Gefällt es dir?«
Er zuckte die Schultern. »Man kann drin leben, nehme ich an. Dennoch hast du die Anweisungen des Meisters befolgt, Pol. Geld dafür zu nehmen, kommt mir ein bißchen schäbig vor.«
»Der Meister hat mir befohlen, in Arendien Frieden zu halten, Vater, und das bedeutet, sich mit den Herzögen ins Einvernehmen zu setzen. Ich habe ihr Geld angenommen, um sie nicht zu kränken. Die Jahresrente ist allerdings mittlerweile eingestellt worden.«
»Gut. Aber wie unterhältst du diesen Palast?«
»Meine Ländereien sind recht ausgedehnt, alter Wolf. Sie werfen genug ab, um mich über die Runden zu bringen.«
»Deine Ländereien?« Das schien ihn jetzt wirklich zu verblüffen.
»Sie liegen nördlich des Camaarflusses. Wenn du dieses Haus für prunkvoll hältst, solltest du einmal meinen Landsitz sehen. Ich hoffe, du bist nicht zu sehr enttäuscht von mir, Vater. Ich habe – noch – nicht den Thron eines vereinten Arendien bestiegen, aber du hast die überwältigende Ehre, mit Ihro Gnaden, der Herzogin von Erat, zu sprechen.«
»Wie kam es denn dazu?«
Ich schilderte ihm die Entführung und anschließende Befreiung des kleinen Kathandrion und meine Erhöhung in meinen augenblicklichen Rang.
»Du hast dem asturischen Herzog doch nichts Dauerhaftes zugefügt, Pol?« fragte er mit etwas besorgter Miene. Vater hat in seinem Leben ganz beiläufig eine Menge Leute umgebracht, aber aus unerfindlichen Gründen hat er es mir verboten, seinem Beispiel zu folgen. Konsequenz war noch nie seine Stärke.
Ich unterrichtete ihn von Nerasins Magenproblemen, und er brach in Gelächter aus.
Weitere Kostenlose Bücher