Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
noch irgend jemand Zweifel darüber, wer in jenen Tagen in Arendien das Sagen hatte?
Killane kehrte um die Mitte des Herbstes nach Vo Wacune zurück, »'s Wetter da ob'n wird jetzt richtig mies, Fräuleinchen«, erzählte er mir. »'ch hab den Bautrupp bezahlt und ihn'n gesagt, sie soll'n nächstes Frühjahr wiederkomm'n tun. Wenn wir in der regnerischen Jahreszeit weitermach'n tät'n, würden wir nichts erreich'n, als Eure schöne Wiese in ein Schlammloch zu verwandeln, will ich mal sagen, und ich würd doch denk'n tun, daß Euch das nicht gefall'n tät. 'ch hab 'nen paar Männer oben gelassen zur Bewachung.«
»Sehr tüchtig, Killane«, stimmte ich ihm zu. Ich wußte genau, wie weit er vorangekommen war – schließlich hatte ich die Arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes ›beaufsichtigt‹ –, aber ich ließ ihn mir begeisterte, wenn auch leicht übertriebene Berichte darüber geben, was schon alles fertiggestellt war.
Dann ließ er den Blick über die Stapel juristischer Bücher schweifen, die überall in meiner Bibliothek verstreut lagen. »Und was ist das, Fräuleinchen?« fragte er mich neugierig.
»Ich entwerfe Gesetze, Killane«, antwortete ich müde. »Es ist sehr langweilig.«
»Eure Wünsche und Launen sind das Gesetz, Euer Gnaden.«
»Nicht, wenn ich hiermit fertig bin. Ich versuche, das Beste aller großen Rechtssysteme der Welt in einem zu vereinen – größtenteils das tolnedrische und melcenische, mit einem Spritzer alornischer, nyissanischer und sogar maragischer Verordnungen, um das Ganze zu würzen. Ich habe sogar in den juristischen Praktiken von Angarak einige möglicherweise nützliche Ideen gefunden.«
»Zu welchem Zweck wollt Ihr Euch Euren hübschen Kopf mit all dem alten Staubzeug belast'n tun, Melady?«
»Der Zweck heißt Gerechtigkeit, Killane. Das ist das Ziel eines jeden Rechtssystems.« Ich machte eine Geste in Richtung der Bücherstapel. »In diesem Garten wächst eine Menge Unkraut, aber ich werde es jäten, damit die Beete bereit für die Rosen werden.«
Killane beendete die Arbeit an meinem Herrenhaus im Spätsommer des Jahres 2330, nicht lange, nachdem Herzog Corrolin von Mimbre starb. Er und ich reisten, diesmal mit einer geziemenden Begleitmannschaft, nach Norden, damit ich meinen neuen Herrschaftssitz in Augenschein nehmen konnte. Natürlich hatte ich ihn mehrfach aus der Luft gesehen, aber ein Blick aus der Vogelperspektive vermittelt nicht den Eindruck, den man erhält, wenn man ein Gebäude zu ebener Erde besichtigt. Das Haus stand auf einer Anhöhe am Nordufer des Flusses, der den See speiste, so daß wir Zugang zum Wasser hatten. Ein Kiesweg führte von meiner Hintertür zu einem steinernen, in den Fluß ragenden Landesteg hinunter, der jede Art von Lieferungen erleichterte. Die Wiese, die meine Aufmerksamkeit überhaupt erst geweckt hatte, fiel etwa eine Viertelmeile zum westlichen Seeufer hin ab, und genau wie ich es mir vorgestellt hatte, machten die bewaldeten Hänge mit den schneebedeckten Bergen darüber, die das Gelände nach Osten hin abschlossen, das Bild vollkommen.
Erzähle ich zu viel von meinem Haus? Nun, übt euch in Geduld. Ich liebe dieses Haus, und wenn ich darüber reden will, rede ich darüber.
Das Haus selbst war ein Traum in schneeweißem Marmor. Killane hatte sich offenbar einige Freiheiten mit den auf den detaillierten Bauplänen festgelegten Ausmaßen erlaubt, auf die wir uns geeinigt hatten. Ich hatte angenommen, der Geldbetrag, den ich ihm für den Bau gegeben hatte, impliziere gewisse Obergrenzen, aber Killanes Geschick beim Handeln hatte ihm genügend Handlungsfreiheit verschafft. Seine Einführung des Systems von Wettbewerbsgeboten hatte sich ganz entschieden auf die Kosten ausgewirkt. So verschaffte er mir mehr als einen nur angemessenen Gegenwert für mein Geld. Das mittlere Gebäude war mehrere Stockwerke hoch, und sein Eingangsbereich wurde von einem Säulenvorbau geschmückt, der tolnedrisch wirkte. Geschwungene Flügel erstreckten sich zu beiden Seiten der Haupthalle und faßten einen formalen Garten mit jungen Hecken und noch unbepflanzten Blumenbeeten ein, die auf meine Anregung warteten.
Das Innere des Hauses war, falls das überhaupt möglich war, noch erfreulicher. Große Räume wurden von hohen Fenstern erhellt. Der Küchentrakt war gigantisch, und die Bäder auf der Rückseite des Gebäudes konnte man nur verschwenderisch nennen. Da das Ganze aber noch kein einziges Möbelstück und keinen einzigen Vorhang enthielt, hallte es

Weitere Kostenlose Bücher