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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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bin«, führte Beldaran aus. »Ihre Stimme kommt zu mir, wenn ich träume.«
»Das ist aber eine gräßlich beschwerliche Art, sich zu verständigen.«
»Ich weiß, aber es gibt einen Grund dafür. Sie hat mir gesagt, du seist dazu bestimmt, Dinge zu tun. Ich soll nur sein .«
»Was sein?«
»Das hat sie mir noch nicht erzählt Sie wird es vermutlich in den nächsten Tagen nachholen.«
Ich knurrte ärgerlich vor mich hin und ließ sie stehen.
Mutter hatte mir von mehreren Dingen erzählt, die ich möglicherweise vollbringen konnte, und ich probierte sie alle aus. Translokation machte tatsächlich einen Riesenspaß, und dabei lernte ich, wie man den Lärm dämpft. Ich verbrachte ganze Tage damit, im Tal Steine hierhin und dorthin zu versetzen.
Vieles, was Mutter mir erklärte, konnte ich nicht ausführen, da die Anwesenheit anderer Leute erforderlich gewesen wäre, und abgesehen von den Zwillingen und Beldaran stand niemand zur Verfügung. Mutter untersagte mir in ziemlich strengem Ton, mit Beldaran zu experimentieren.
Das, was meine Onkel ›Ausbildung‹ zu nennen beliebten, entriß mich für längere Zeitspannen meinem Baum und meinen Vögeln, und das gefiel mir überhaupt nicht. Das meiste, was sie mir erzählten, wußte ich ohnehin schon, und so war alles ziemlich langweilig und abwechslungslos für mich.
»Beherrsch dich, Polgara!« befahl Mutter mir bei einer Gelegenheit, als ich kurz vor einem Wutausbruch stand.
»Aber es ist so langweilig!« beschwerte ich mich. »Dann denk dir etwas anderes aus.«
»Was denn?«
»Laß dir von den Zwillingen das Kochen beibringen«, schlug sie vor. »Die Menschen mögen es, ihre Nahrung ins Feuer zu stecken, bevor sie sie essen. Mir ist es immer als Zeitverschwendung vorgekommen, aber so sind sie nun einmal.«
Und so geschah es, daß ich anstatt nur einer Ausbildung zwei erhielt. Beinahe gleichzeitig lernte ich alles über Translokation und Gewürze. Eine der Besonderheiten unserer Gabe ist die Tatsache, daß die Vorstellungskraft dabei eine große Rolle spielt, und ich fand bald heraus, daß ich mir vorstellen konnte, wie ein bestimmtes Gewürz zu der Speise, die ich gerade zubereitete, passen würde. In dieser speziellen Hinsicht übertraf ich bald sogar die Zwillinge. Sie wogen alles ziemlich penibel aus. Ich würzte instinktiv – eine Prise, ein Schlag oder eine Handvoll von welchem Gewürz auch immer, es schien stets das Richtige dabei herauszukommen.
»Das ist zuviel Salbei, Pol«, wandte Beltira ein, als ich meine Hand in eine seiner Gewürzdosen versenkte.
»Warte, Onkel«, sagte ich. »Mäkel nicht an meinem Essen herum, ehe du es gekostet hast«
Und, wie üblich, erwies sich der Eintopf, den ich zubereitet hatte, als perfekt.
Beltira schmollte danach ein wenig, ich erinnere mich noch gut daran.
Und dann kam ein überaus wichtiger Tag in meinem Leben. Es war der Tag – die Nacht, um genau zu sein –, als Mutter mir das Geheimnis des Gestaltwandelns enthüllte.
»Es ist wirklich recht einfach, Polgara«, versicherte sie mir. »Du mußt nur das Bild der anderen Gestalt in deinem Geist entstehen lassen und dich dann selbst diesem Bild anpassen.«
Mutters und meine Auffassungen von ›einfach‹ lagen jedoch meilenweit auseinander.
»Die Schwanzfedern sind zu kurz«, bemerkte sie kritisch nach meinem dritten Anlauf. »Versuch es noch mal.«
Ich brauchte Stunden, um der vorgestellten Gestalt gerecht zu werden. Ich war drauf und dran, alles hinzuwerfen. Wenn ich den Schwanz richtig hatte, war der Schnabel falsch – oder die Klauen. Dann waren die Schwungfedern nicht weich genug, die Brust nicht stark genug. Dann waren die Augen zu klein. Ich stand kurz davor, es ganz aufzugeben, als Mutter sagte: »Das sieht schon besser aus. Jetzt laß dich einfach hineinßießen.« Mutters Fähigkeit, in meine Gedanken zu sehen, machte sie zur besten Lehrerin, die ich mir hätte wünschen können.
Als ich begann, in das von mir geschaffene Bild hineinzugleiten, fühlte ich mich, als sei mein Körper flüssig geworden – etwa wie Honig. Ich sickerte förmlich in die vorgestellte Gestalt ein.
Und dann war es vollbracht. Ich war eine SchneeEule. Wieder einmal vereinfachte Mutters intimer Kontakt mit meinem Geist die Dinge enorm. Beim Fliegen kommen bei weitem zu viele Faktoren zusammen, als daß irgend jemand es sofort begreifen könnte. Deshalb pflanzte Mutter mir all jene winzigen Bewegungen und die Gewandtheit direkt in den Kopf. Ich schlug mit meinen weichen Flügeln und wurde

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