Polgara die Zauberin
keine Experimente damit an. Wir lieben dich zu sehr, als daß wir dich verlieren möchten.«
»Was darf ich sonst noch nicht tun?«
»Strebe nicht nach dem Unmöglichen«, sagte Belkira. »Wenn du dich einmal einer Sache verschrieben hast dann mußt du sie auch zu Ende bringen. Du kannst den Willen nicht wieder drosseln, sobald du ihn einmal entfesselt hast. Er wird mehr und mehr Substanz aus dir saugen, um die Aufgabe zu erfüllen, und am Ende wird er soviel von dir nehmen, daß dein Herz zu schlagen aufhört und dann wirst du sterben.«
»Woher soll ich wissen, was unmöglich ist und was nicht?«
»Komm zu einem von uns, bevor du etwas in Angriff nimmst«, riet Beltira. »Besprich es mit uns, und wir sagen dir dann, ob es in Ordnung geht.«
» Niemand sagt mir, was ich tun soll!« brauste ich auf. »Willst du sterben?« entgegnete Beldin schroff. »Natürlich nicht.«
»Dann tu, was man dir sagt«, knurrte er. »Experimentiere nicht allein herum. Unternimm nichts dieser Art bis du nicht mit einem von uns gesprochen hast. Versuch nicht einen Berggipfel hochzuheben oder die Sonne in ihrem Lauf anzuhalten. Wir versuchen dich zu schützen, Pol. Sei nicht so halsstarrig.«
»Gibt es sonst noch etwas?« Mittlerweile war ich ein wenig störrisch geworden.
»Du machst sehr viel Lärm«, erklärte Belkira schonungslos.
»Was meinst du damit ›Lärm‹?«
»Wenn du etwas von dieser Art tust erzeugst du ein Geräusch, das wir hören können. Als du diese Berge von Vogelfutter geschaffen hast, klang es wie ein Donnerschlag. Denk immer daran, daß wir nicht die einzigen auf der Welt mit dieser besonderen Gabe sind. Es wird Zeiten geben, wenn du nicht lauthals verkünden willst, daß du in der Gegend bist. Hier, ich zeig's dir.«
Nicht weit vom Baum lag ein großer Stein, und Onkel Belkira sah ihn an und runzelte leicht die Stirn. Dann schien der Stein zu verschwinden, um sogleich hundert Fuß weiter weg wieder aufzutauchen.
Es war weniger ein Geräusch gewesen. Ich spürte es mehr, als daß ich es hörte, aber meine Zähne schienen noch immer zu klappern.
»Verstehst du jetzt, was ich meine?« fragte mich Belkira.
»Ja. Das war ein bemerkenswertes Geräusch.«
»Es freut mich, daß es dir gefallen hat«
Sie fuhren damit fort, mir einige Zeit noch weitere Beschränkungen aufzuerlegen. »Ist das alles?« fragte ich schließlich. Sie ermüdeten mich langsam.
»Es wird mehr davon geben, Pol«, sagte Beltira. »Das sind nur die Dinge, die du sofort wissen mußt. Ob es dir paßt oder nicht, deine Ausbildung hat gerade begonnen. Du mußt lernen, wie man diese Gabe kontrolliert. Studiere hart, Pol. Dein Leben hängt vermutlich davon ab.«
»Lächele einfach und stimme ihnen zu, Polgara«, riet Mutters Stimme mir. »Ich werde mich selbst um deine Ausbildung kümmern. Lächele und nicke und versuche, Frieden mit ihnen zu halten, wenn sie dich zu unterweisen versuchen, Pol. Bring sie nicht auf, indem du irgend etwas Ungewöhnliches tust, während sie in der Nähe sind.«
»Was immer du sagst Mutter«, willigte ich ein.
Und so erhielt ich meine Ausbildung wirklich. Meine Onkel staunten oft nicht schlecht, wie rasch ich begriff. Sie hatten eine bestimmte Aufgabe kaum gestellt, als ich sie auch schon ausführte – fehlerlos. Ich bin sicher, sie glaubten alle, sie hätten ein heranreifendes – wenn auch schmutziges – Genie vor sich. Die Wahrheit war, daß Mutter mir diese grundlegenden Zaubertricks schon beigebracht hatte. Mein Geist und der Geist meiner Mutter waren bereits vor meiner Geburt miteinander verbunden gewesen, und so befand sie sich in einer viel besseren Position, um das Ausmaß meines Verständnisses einzuschätzen. Daher konnte sie mich auch wesentlich besser unterweisen als meine Onkel. Es war ungefähr zu diesem Zeitpunkt, als Onkel Beldin uns verließ, um irgendeinen geheimnisvollen Auftrag zu erledigen, und so ruhte meine Ausbildung ganz auf den Schultern der Zwillinge – zumindest dachten sie das. In Wahrheit brachte Mutter mir das meiste von dem, was ich weiß, bei.
Selbstverständlich erzählte ich meiner Schwester alles. Beldaran und ich hatten wirklich keine Geheimnisse voreinander.
Ihr Gesicht nahm einen wehmütigen Ausdruck an. »Wie war es?« fragte sie mich.
»Ich zeig es dir«, antwortete ich. »Dann kannst du es selbst herausfinden.«
Sie seufzte. »Nein, Pol«, erwiderte sie. »Mutter hat mir gesagt, ich solle es nicht tun.«
»Gesagt? Du meinst, sie spricht endlich mit dir?«
»Nicht, solange ich wach
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