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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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von euch mögen bemerkt haben, daß das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater nicht frei von Spannungen ist. Ich gehe aus dem Hinterhalt auf ihn los, und er zuckt zusammen. Das begann, als ich dreizehn Jahre alt war, und es dauerte nicht lange, bis es zu einer Angewohnheit wurde, die mir so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß ich selbst heute noch gelegentlich darauf zurückfalle.
    Noch etwas. Diejenigen, die Beldaran und mich als Kinder kannten, haben immer vorausgesetzt ich sei die Dominierende von uns gewesen, diejenige, die in allen Zwillingsangelegenheiten die Führung übernahm. In Wahrheit jedoch war Beldaran die Dominierende. Ich lebte beinah nur für ihre Zustimmung, ja, in gewisser Weise hat sich daran bis heute nichts geändert. Beldaran hatte eine heitere, fast gleichgültige Gelassenheit an sich, der ich nichts entgegensetzen konnte. Vielleicht kam es daher, daß Mutter ihr noch vor der Geburt ihren Lebenszweck eingeimpft hatte. Beldaran wußte, wohin sie ging, ich hingegen hatte nicht die geringste Ahnung von meiner Bestimmung. Sie besaß eine Sicherheit, eine ruhige Selbstgewißheit mit der ich es nie aufnehmen konnte.
    Vater ließ meine Strafpredigt geduldig und mit Gleichmut über sich ergehen, was mich nur noch mehr aufbrachte. Am Ende nahm ich sogar zu einigen der abwechslungsreichsten Teilbereiche von Onkel Beldins Sprachschatz Zuflucht um meine Mißbilligung zum Ausdruck zu bringen – nicht so sehr, weil ich gerne fluchte, sondern weil ich Vater irgendeine Art von Reaktion entlocken wollte. Seine ruhige Gleichgültigkeit selbst meinen gehässigsten Sticheleien gegenüber begann mich ein wenig zu verstimmen.
    Dann verkündete Vater auf die denkbar beiläufigste Weise, daß meine Schwester und ich von nun an bei ihm in seinem Turm wohnen würden.
    Meine Wortwahl verschlimmerte sich daraufhin merklich.
Nachdem Vater Onkel Beldins Turm verlassen hatte, unterhielten Beldaran und ich uns ausgiebig in ›Zwilling‹.
»Wenn dieser Idiot auch nur eine Sekunde glaubt, wir würden zu ihm ziehen, dann wird er eine böse Überraschung erleben«, verkündete ich.
»Er ist unser Vater, Polgara« wies Beldaran mich zurecht.
»Das ist schließlich nicht meine Schuld!«
»Wir müssen ihm gehorchen.«
»Hast du den Verstand verloren?«
»Nein, um die Wahrheit zu sagen, das habe ich nicht.« Sie ließ den Blick durch Onkel Beldins Turm schweifen. »Ich denke, wir fangen jetzt besser mit dem Packen an.«
» Ich gehe nirgendwohin«, ließ ich sie wissen.
»Das bleibt natürlich dir überlassen.«
Ich war mehr als nur ein wenig bestürzt. »Du würdest weggehen und mich alleinlassen?« fragte ich ungläubig.
»Du hast mich alleingelassen, seit du den Baum gefunden hast Pol«, rief sie mir ins Gedächtnis. »Packst du jetzt oder nicht?«

Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen Beldaran offen ihre Überlegenheit über mich ausspielte. Für gewöhnlich bekam sie auf subtilere Weise, was sie wollte.

Sie begab sich in eine Art Abstellkammer in Onkel Beldins Turm und begann die leeren Holztruhen zu durchwühlen, die Onkel dort aufgestapelt hatte.
»Dem Tonfall eurer Unterhaltung entnehme ich, daß ihr Mädchen eine kleine Meinungsverschiedenheit hattet«, sprach Onkel mich freundlich an.
»Es ist eher ein dauerhafter Bruch«, entgegnete ich. »Beldaran gehorcht Vater, ich nicht«
»Ich würde nicht darauf wetten, Pol.« Onkel Beldin hatte uns schließlich großgezogen. Er verstand unsere interne Machtstruktur.
»Es ist nur recht und billig, Pol«, sagte Beldaran über ihre Schulter. »Achtung, wenn schon nicht Liebe, erzwingt unseren Gehorsam.«
» Achtung? Ich habe keinerlei Achtung vor diesem versoffenen Bettler.«
»Das solltest du aber, Pol. Tu jedoch, was du willst. Ich gehorche ihm jedenfalls. Du mußt deine eigene Entscheidung treffen. Du besuchst mich doch von Zeit zu Zeit?«
Was sollte ich darauf erwidern? Jetzt könnt ihr vielleicht den Grund für Beldarans Macht über mich erkennen. Sie verlor fast nie die Beherrschung, und sie sprach immer in diesem süßen, vernünftigen Tonfall. Aber der Eindruck trog. Ein Ultimatum ist schließlich ein Ultimatum, ganz gleich, wie es gestellt wird.
Ich starrte sie ohnmächtig an.
»Glaubst du nicht, du solltest mit dem Packen anfangen, liebe Schwester?« fragte sie zuckersüß.
Ich stürmte aus Onkel Beldins Turm und lief sofort zum Baum, um zu schmollen. Ein paar kurzangebundene Antworten überzeugten selbst meine Vögel, daß man mich besser allein

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